Ökonom Max Otte: „Mein Gewissen treibt mich zur AfD“

Sein Gewissen treibe ihn zur AfD, erklärt der renommierte Wirtschaftsprofessor Max Otte in einem Interview mit der Wirtschaftswoche. "Angela Merkel ist für mich nicht wählbar", so sein Statement vorab auf Twitter.
Epoch Times13. September 2017

„Angela Merkel ist für mich nicht wählbar. Ich wähle diesmal AfD“, twitterte Prof. Dr. Max Otte vor zwei Tagen. Der renommierte Ökonom ist seit 1991 Mitglied der CDU. In der „Wirtschaftswoche“ gab er gestern ein Interview, in dem er erklärt, warum er die AfD wählen wird.

Gleich zu Beginn erklärt der Wirtschaftsprofessor, dass er einen Beitrag dazu leisten möchte, dass die Bundesregierung „nicht länger unser Land schädige“ – denn was Angela Merkel macht, sei „eine Katastrophe“. Und nicht einmal das Bundesverfassungsgericht würde ihre Politik stoppen, obwohl sie geltendes Recht umgehe, sagt er einleitend.

Programmatisch würde die AfD für all das stehen, was ein anständiges CDU-Mitglied vor 30 Jahren als seine Position angesehen habe, so der Ökonom weiter. Die AfD lebe seiner Meinung nach das Parteiprogramm der CDU viel mehr als die CDU selbst.

Dabei gehe es ihm konkret um drei Punkte, bei denen er klar bei der AfD stehe: zum einen bei der Einwanderungspolitik, zum anderen  bei der Politik für die Mittelschicht. Hinzu komme das europäische Haus und Frieden mit Russland.

„Lindner ist ein Gesinnungsakrobat“

Dann kommt man auf FDP-Chef Christian Lindner zu sprechen, der ja ebenfalls für eine neue Entspannungspolitik mit Russland werbe, heißt es. Für den Börsenprofessor ist dieser allerdings nur ein „Gesinnungsakrobat“, der verzweifelt versuche, „mit AfD-Positionen Wähler zu gewinnen“. „Das durchschauen die Menschen“, so das Urteil des Ökonoms.

Was das Wirtschaftsprogramm der AfD betrifft, geht Otte davon aus, dass die Partei eine Mittelstandspolitik machen wird, was Union, SPD und FDP schon seit Jahren nicht mehr tun würden, sagt der Professor. Dazu gehörten Steuersenkungen und eine andere Energiepolitik.

Dass die AfD in vielen Dingen  noch keine Position habe, erklärt Otte mit einem gewissen Chaos, das in Anfangszeiten auch bei den Grünen und den Linken geherrscht habe. Nichtsdestotrotz vertraue er Jörg Meuthen und Alice Weidel – sie hätten „das Herz am richtigen Fleck“.

„Die Sache stinkt“

Die angebliche E-Mail von Alice Weidel, die kürzlich von der WELT breitgetreten wurde, hält Otte für einen Fake. Für ihn stinkt die Sache. „Warum taucht die E-Mail jetzt auf?“, fragt er.

Und auch den Gauland-Skandal wegen dessen Äußerungen zu Staatsministerin Aydan Özoguz hält er für eine „Doppelmoral“, die ihn wütend mache. Als Gabriel vor vier Jahren die Merkel-Regierung „entsorgen“ wollte, kümmerte das keinen.

Was den rechtsradikalen Flügel der AfD betrifft, ist der Wirtschaftsprofi dafür, dass man Höcke beobachten sollte. Alle anderen seien für ihn nicht rechtsradikal.

„Ich stehe zu meinen Überzeugungen“

Die CDU will der Ökonom trotzdem nicht verlassen, denn die CDU brauche dringend vernünftige Leute, sagt er. Sein Gewissen treibe ihn aber trotzdem dazu, AfD zu wählen. Dafür nehme er auch große Nachteile in Kauf, denn sicher komme er auf schwarze Listen, so Otte.

Max Otte sei aber jemand, der zu seinen Überzeugungen steht und nicht schweigt, wenn es unangenehm wird, sagt er über sich selbst. Das traf auch zu Jahresbeginn zu, als er Donald Trump unterstützte. Auch wenn sich die Hoffnung auf eine vernünftige Wirtschaftspolitik für den Mittelstand durch ihn derzeit zerschlagen hätte, sei Trump dennoch ein Friedenspräsident, der für eine Aussöhnung mit Russland stehe. Clinton hätte Kriege ausgeweitet oder begonnen, so der Professor.

Und für alle die meinten, Max Otte radikalisiere sich, weil er Sympathien für Trump und die AfD hegt, hält er abschließend diese Worte bereit: „Die AfD ist zu 90 Prozent eine bürgerlich-konservative Partei und nicht radikal. Ich radikalisiere mich nicht. Wer das glaubt, muss sein Weltbild überdenken.“

(mcd)

Mehr zum Thema:

Bundestagswahl: AfD könnte am Ende stärker sein als erwartet

Widerstreitende Meinungen zu vermeintlicher Weidel-E-Mail

Vera Lengsfeld: Es brodelt im Land und nicht wählen ist keine Alternative



Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion