Petitionssturm gegen Deutsche Bahn: Verarmte Rentnerin (76) in München bekommt 2.000-Euro-Strafe wegen Flaschensammeln
Ein Fall von ganzer „Härte des Rechtsstaats“ gegen eine 76-jährige Pfandflaschen sammelnde Rentnerin empörte bundesweit Menschen. Zu ihnen gehört auch Lothar Schwarz, der auf „change.org“ eine Petition für die Straffreiheit der alten Lady startete, die nach wenigen Tagen bereits fast 95.000 Unterstützer fand. Der Mann hatte in der Zeitung von dem Fall gelesen und entschloss sich, zu helfen:
Wo bleibt hier das Verständnis für Menschen wie dieser 76 jährigen Rentnerin, die im reichen Deutschland Flaschen sammeln gehen muss und nun auch noch verurteilt wird!“
(Lothar Schwarz, Petitions-Initiator)
Auch weitere Unterzeichner sind empört:
Man hat in diesem Land für vieles Geld, aber nicht für Not leidende Rentner. Allein mit der letzten Diätenerhöhung könnten viele Senioren aus der Armut gerettet werden.“
(Michael G., Deutschland)
7.055 Euro in wenigen Tagen gespendet
Nach mehreren Anfragen wurde die Möglichkeit zu Spenden geschaffen. Inzwischen wurde die Summe längst überschritten und das Spendenkonte am heutigen Mittwoch, 10 Uhr, geschlossen.
Auf der Spendenplattform „GoFundMe“ spendeten 255 Personen innerhalb von fünf Tagen 7.055 Euro für die alte Frau. Wie bei einer Reise durch die sozialen Schichten der Gesellschaft spendeten die meisten Menschen zwischen fünf und 20 Euro, manche bis zu 50 Euro. Wieder andere konnten es sich leisten, der armen Frau 100 Euro zu geben oder 200. Sogar Spenden von 500 Euro kamen vor. Das Team der Spendenplattform gab 1.000 Euro zu „einer so wichtigen Geste“ dazu.
Manche hinterließen ihren Namen, manche gaben anonym, andere hinterließen einen kleinen Kommentar, wünschen der alten Dame „alles Liebe“ und der DB und der Justiz „ein deutliches Korrektiv“ durch die „Kraftanstrengung vieler Bürger“.
Viele Kommentatoren sprachen von einer Schande und einer schrieb: „soviel zum Wahlkampfthema ’soziale Gerechtigkeit‘ – als ginge jemand zum Spaß leere Pfandflaschen sammeln.“
Klaus A. spendete 500 Euro und gab einen englischen Kommentar ab: „Shame on the two railway station workers to report this lady. They should have told her to leave, close their eyes and walk another direction. This would and will not happen in USA“
Die Geschichte dahinter:
Die 76-jährige Rentnerin Anna Leeb hatte sich lange Zeit ihre Rente durch Flaschensammeln am Münchner Hauptbahnhof aufgebessert und dabei noch kostenlos das Bahnhofsareal von weggeworfenen Plastikflaschen befreit.
Es war oft so, dass mich Schaffnerinnen anhielten und mich fragten, ob ich nicht auch noch die Pfandflaschen aus den Zügen hole.“
(Anna Leeb, 76)
Doch dann traf sie vor zwei Jahren auf zwei offenbar besonders gewitzte Bahn-Mitarbeiter, die der Gehbehinderten sogleich Hausverbot erteilten.
Als sie nun vor einigen Tagen durch die Bahnhofshalle ging, sie nahm den Weg als Abkürzung wegen ihrer Hüftprobleme, erwischten sie gerade dieselben beiden Mitarbeiter der Bahn dabei, wie sie eine leere Bierflasche aufhob, berichtet die „TZ“ aus München
Ich bin mit meinem Rollator durch die Bahnhofshalle, kam grad aus dem Krankenhaus, und dann hielten mich die zwei Männer der Bahn auf, haben mich am Arm gepackt, mit dem Rollator aus dem Hauptbahnhof gezerrt, und die Bierflasche musste ich wieder reinwerfen.“
(Anna Leeb, Rentnerin)
Doch dem nicht genug. Anna Leeb erhielt daraufhin ein Strafverfahren wegen Hausfriedensbruch angehängt, soll 2.000 Euro Geldstrafe zahlen. Zudem ist die 76-Jährige jetzt vorbestraft. Verärgert sagte sie:
Die eigentlichen Verbrecher in München finden sie nicht, dann müssen sie jemanden wie mich rupfen.“
(Rentnerin, vorbestraft wegen Flaschensammeln)
Vielleicht hatten die Bahnmitarbeiter in München ja keine anderen Probleme zu bewältigen, dass sie sich mit wilder Entschlossenheit und unzähmbarem Mut auf die alte Frau stürzen mussten.
Hauptbahnhof, Hausrecht und die Deutsche Bahn
Da der Hauptbahnhof München dem Hausrecht der Deutschen Bahn AG unterliegt, gilt auch deren Hausordnung dort. Ein von der „TZ“ befragter Bahn-Sprecher erklärte das so:
Wenn in den Abfallbehältern rumgewühlt wird, dann fällt eine Menge daneben. Sauberkeit ist für unsere Kunden ein wichtiger Punkt.“
(Bahn-Sprecher)
Es gehe eben nicht, dass ein Mülleimer durcheinandergebracht werde, so der gehobene Mitarbeiter der Bahn-Gesellschaft.
Wie auch immer, Anna Leeb zieht sich nun jedenfalls aus dem Hauptbahnhof zurück: „Das waren jetzt genug Scherereien, der Hauptbahnhof wird mich nie wieder sehen.“
Große Reichtümer dürfte die gehbehinderte Rentnerin durch Flaschensammeln wohl aber nicht verdient haben, ganz im Gegensatz zu anderen „Gewerbetreibenden“:
Video: Junge Flüchtlinge frischen sich ihr Taschengeld durch Drogenhandel am Münchner Hauptbahnhof auf. „Wenn ich als junger Mann abends weggehen möchte, dann brauche ich ein bisschen mehr Geld“, versuchte Andre Remy, Leiter des Rauschgiftdezernats München das Phänomen zu erklären.
Kein Fall für Bundespolizei
Mit der Bundespolizei hat der Fall jedoch nichts zu tun:
Deren Beamte greifen bei Pfandflaschensammlern nicht ein. Es gelte eine Sonder-Schirmherrschaft, schreibt die „TZ“. Erst wenn es zu strafrechtlichen Verstößen wie Tätlichkeiten kommt oder zu Hausfriedensbruch, wird die Polizei alarmiert.
Wie die „TZ“ weiter berichtet, sei Anna Leeb in München keine Unbekannte. Die Rentnerin verkaufe normalerweise entlang der Leopoldstraße bei Wind und Wetter das Stadtmagazin „Charity München“. Durch Zufall habe sie von der leicht zugänglichen Geldquelle im Hauptbahnhof gehört und fing daraufhin mit dem Flaschensammeln an.
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