Private Lebensversicherungen sind riskante Schneeballsysteme
Unermüdlich wird das Demographie-Problem der gesetzlichen Rentenversicherung thematisiert. Natürlich muss das beobachtet werden, aber es kann nicht zum vollständigen Zusammenbruch führen. Ganz anders sieht es aber für die privaten Lebensversicherungen aus. Eine Überalterung der Versicherungsnehmer wird reihenweise Insolvenzen der Konzerne zur Folge haben.
Sie suchen nach einem Geschäftsmodell, das Ihnen auf lange, aber begrenzte Zeit sichere Gewinne bringt? Gründen Sie eine Lebensversicherung!
Kurz betrachtet sieht das Modell so aus: Man verkauft Policen für ein untaugliches Sparmodell an Kunden, die in einigen Jahrzehnten einen Ertrag zurückfordern werden. Ja, es ist nichts anderes als ein Ratensparvertrag mit irrsinnigen Anfangskonditionen, denn wegen der Grundkosten für Versicherungsagentenprämien und der Verwaltungskosten beginnt der Sparvertrag mit einem satten Minus.
Es sind etwa 6.000,- € pro 100.000,- € Zielsumme, die man erst einmal abzahlen muss, bevor man auf Null ist und ein Anrecht auf Gewinnbeteiligung besteht. Das wird aber versteckt, indem eine Risikoabdeckung für den Todesfall dazu gemogelt wird. In Wahrheit sind es zwei Vertragsarten, die eigentlich nichts miteinander zu tun haben. Dieses Verfahren dient lediglich dazu, dem Versicherungsnehmer ein – falsches – gutes Gefühl zu vermitteln.
Wenn ausgezahlt werden muss, ändert sich das Geschäftsmodell
Zum Zeitpunkt der Gründung Ihrer Lebensversicherungsgesellschaft haben Sie nur Einnahmen und Verwaltungskosten. Bis der erste Versicherungsnehmer Auszahlungen fordern kann, vergehen im günstigsten Fall mehr als vierzig Jahre – wenn der neue Versicherungsnehmer zum Beispiel Anfang zwanzig ist.
Die Bilanzen sind folglich phantastisch gut und rechtfertigen ebenso phantastisch millionenschwere Gehälter für Vorstände und Manager. Man baut Paläste für die Verwaltung und wenn neben den Gehältern noch etwas übrig ist, wird investiert, ganz nach gesetzlicher Vorschrift.
Weil Ihre Gesellschaft so gut dasteht, haben Sie keine Probleme, neue Kunden zu akquirieren und die Aktionäre können sich über satte Dividenden freuen. Irgendwann aber kommt die Zeit, wenn an die Kunden ausgezahlt werden muss. Von da an ist das Geschäftsmodell ein anderes.
Die Gewinne aus den Investitionen reichen nicht aus, um die Auszahlungsansprüche abzudecken und die Gehälter und Prämien wollen auch noch bedient werden. Es bedarf also eines kontinuierlichen Zuflusses an Neukunden, die noch keine Ansprüche generieren.
Wenn zu wenig Neukunden kommen, kippt das System
So ist die „Kapitallebensversicherung“ plötzlich zu einem Umlagesystem geworden, unterfüttert mit Einnahmen aus dem Kapitalstock. Letzteres unterscheidet sie von der gesetzlichen Rente, hinzu kommen die deutlich höheren Kosten für Managergehälter und Akquise, die bei der „Gesetzlichen“ zu Punkt eins wesentlich geringer sind und zu Punkt zwei gänzlich entfallen.
Die Diskussionen über Lebensversicherungen der letzten Zeit haben aufgedeckt, dass der Punkt erreicht ist, wo die „Rendite“ aus der Gesetzlichen der der Privaten überlegen ist. Aber das ist noch lange nicht alles.
Tatsächlich sind es nämlich die privaten Lebensversicherungen, die das Demographie-Problem am härtesten trifft. Wenn zu wenig Neukunden da sind, fehlt der Kapitalzufluss, dem noch keine Auszahlungsansprüche gegenüberstehen.
Auf der anderen Seite werden es immer mehr, die wegen ihres Alters Geld haben wollen und damit wird erkennbar, dass die private Versicherungswirtschaft dasselbe Problem hat wie jedes Schneeballsystem.
Solange genügend Dumme ihr Geld geben, in der Hoffnung auf gute Gewinne, können die ersten gut bedient werden. Sie haben gut investiert und die Initiatoren reiben sich die Hände. Wenn aber der Neuzufluss stockt, ist das Ende vorgezeichnet. Theoretisch betrachtet sollte es möglich sein, den Bestand der Versicherungsgesellschaft sukzessive an die Altkunden auszuschütten, bis eben nichts mehr übrig ist und die Gesellschaft liquidiert werden muss. Theoretisch…. aber.
Neukundenprognosen erweisen sich als Luftnummern
Das große Aber ist hier, dass sich an den Einzahlungen eine Heerschar von Vorständen, Managern und Vertretern sattsam bedient haben, eben wie in einem Schneeballsystem.
Folglich reicht die Substanz der Versicherung nicht aus, die versprochenen Ansprüche der Altkunden zu bedienen. Dass die Bilanz dennoch von der Aufsichtsbehörde nicht beanstandet wird, liegt daran, dass die Versicherungen eine Neukundenprognose aufnehmen.
Diese Prognose erweist sich aber mehr und mehr als Luftnummer, weil eben weniger junge Leute nachwachsen und das Vertrauen in diese Form der Alterssicherung mehr und mehr abnimmt. Beitragend ist natürlich auch, dass wegen des fortschreitenden Lohndumpings junge Leute gar kein Geld übrig haben, das sie in eine Lebensversicherung einzahlen könnten.
Die Politik hat dieses Problem schon lange erkannt, verschweigt es aber
Man versucht dem entgegen zu wirken, indem der Versicherungswirtschaft Geschenke gemacht werden, mit steuerunterstützten Modellen.
Erst war es „Riester“, mit dem man dem Bürger das Geld aus der Tasche gelockt hat, dann von der Leyen mit ihrem Modell und nicht zuletzt Nahles mit dem Versuch, einen Teil der Rentenbeiträge zu den Privaten umzuleiten.
Das funktioniert aber immer weniger, denn mittlerweile haben auch andere Fachleute erkannt, dass das Modell der Privaten Betrug am Bürger ist. Manche wagen sich aus der Deckung und sagen öffentlich, wie es ist.
Wir stehen vor einem riesigen Scherbenhaufen
Mittlerweile hat sich ein neues Geschäftsmodell entwickelt, das Versicherungsnehmern Hilfe bietet, aus den Verträgen auszusteigen. Fehlerhafte Verträge, in denen zum Beispiel das Rücktrittsrecht nicht ordnungsgemäß aufgeführt ist, werden so rückabgewickelt und der Versicherungsnehmer kann die Prämien für die Vertreter zurückfordern, ebenso wie Verwaltungsgebühren und angefallene Unternehmensgewinne.
Das allerdings wird zu einem Teufelskreis führen, denn genau dieses Geld fehlt dann zur Befriedigung der aktuellen Ansprüche. Auch gibt es eine Grauzone in der Hinsicht, dass nicht geklärt ist, ob die Versicherungen die Rückzahlungen der Vermittlungsprämien von den Vertretern zurückfordern können.
Und selbst wenn dem so wäre, ist anzunehmen, dass die Vertreter das gar nicht können und selbst in die Insolvenz müssten.
Wir stehen also vor einem riesigen Scherbenhaufen, nachdem seit Anfang der 1950-er Jahre immer zugunsten der Privaten gegen die Gesetzliche getrommelt worden ist.
Die private Versicherungswirtschaft ist ein Schneeballsystem, denn sie ist auf einen steten Zufluss von Neukunden angewiesen. Bleibt dieser aus, werden reihenweise auch größere Konzerne Insolvenz anmelden müssen. Dann ist das ganze schöne Geld verloren, das den Bürgern mit falschen Versprechen abgenommen worden ist.
Die Finanzkrise von 2008 wird dagegen wie ein laues Lüftchen aussehen. Und zwar deswegen, weil die ganze Branche nicht mit Steuergeldern zu retten ist, wenn erst einmal das Vertrauen geschwunden ist. Dann wird es keine Neukunden mehr geben.
Den Letzten beißen die Hunde
Es fällt mir schwer, hier zum einen oder anderen zu raten. Vertrag behalten oder aussteigen? Je mehr aussteigen, desto schneller wird das Ende kommen. Drin bleiben mit der vagen Hoffnung, dass es schon gut gehen wird? Eines ist klar, je mehr aussteigen, desto schneller muss man selbst den Abschied nehmen. Denn es wird wie immer sein: Den Letzten beißen die Hunde.
Es gibt aber noch eine dritte Variante: Die Humane Marktwirtschaft nach Haisenko/von Brunn. Hier beschreiben wir, wie der Übergang vom gesamten jetzigen System vollzogen werden kann, ohne jemandem etwas wegzunehmen oder zu schenken.
Sozusagen vollständige „Besitzstandswahrung“. Wir haben diesen Übergang so ausgefeilt, dass es sogar möglich ist, sämtliche Guthaben bei den privaten Versicherungen zu retten.
Der Preis ist allerdings, dass die Versicherungsgesellschaften in ein neues Modell transformiert werden müssen, ebenso wie die Banken, die zu dem zurückgeführt werden sollen, was sie sind: Dienstleister, die für ihre Dienstleistung bezahlt werden und keine Zinsen zu ihren Gunsten kassieren dürfen auf Geld, das ihnen nicht gehört. Klingt wie ein Märchen?
Dass es keines ist und noch dazu praktikabel erfahren Sie, wenn Sie das Werk „Die Humane Marktwirtschaft“ von Peter Haisenko und Hubert von Brunn lesen.
Das ÖR-Fernsehen hat das Thema aufgegriffen
Dieses Video aus der Mediathek des NDR schildert das Problem perfekt. Bei ca 5:30 Minuten kommt die Feststellung, dass der Versicherungsnehmer seine Beträge verzinst zurück bekommt. Verzinst ist aber das falsche Wort. Der Erstattungsanspruch entspricht laut BGH der Eigenkapitalrendite des Versicherers. Und die ist fast immer zweistellig.
Sehenswert auch die Diskussion bei Plasberg: http://mediathek.daserste.de/Hart-aber-fair/Crash-der-Lebensversicherungen-Panikmac/Video?bcastId=561146&documentId=49358690
Hier finden Sie Hilfe, wenn Sie aus Ihrer Lebensversicherung aussteigen wollen: www.widerrufsjoker-lv.de
Er erschien zuerst auf anderweltonline.de.
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