Ramelow weist Kritik zurück: Linker schlägt Brecht-Gedicht als neue Nationalhymne vor

Thüringens Ministerpräsident Ramelow forderte eine "ergebnisoffene" Diskussion zur Nationalhymne. "Was spräche gegen einen Hymnen-Wettbewerb? Was spräche gegen eine neue Hymne, die in Ost und West aus tiefstem Herzen mitgesungen werden kann? Das wäre doch gelebter Patriotismus."
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Bodo Ramelow, Ministerpräsident von Thüringen.Foto: Jens Schlueter/Getty Images
Epoch Times12. Mai 2019

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) hat die Kritik an seinem Vorschlag, über eine neue Nationalhymne zu diskutieren, zurückgewiesen. Das „Lied der Deutschen“ sei während der Wiedervereinigung ohne Diskussion „vom Westen übernommen“ worden, obwohl der damalige Ministerpräsident der DDR, Lothar de Maizière, einen alternativen Vorschlag gemacht habe, sagte Ramelow der „Welt“. De Maizière hatte angeregt, den Text der DDR-Hymne mit der Melodie von Joseph Haydn zu verbinden und sei dafür „ziemlich arrogant abgebürstet worden“, sagte Ramelow der Zeitung.

„Dabei wäre es doch klug gewesen, mit einer gemeinsamen neuen Hymne auch ein Symbol für die deutsche Einheit zu finden.“ Er bedauere, „dass wir vor 29 Jahren, als die demokratisch gewählte Volkskammer der DDR und der Bundestag sich auf den Weg zur deutschen Einheit gemacht haben, keine längere Diskussion über eine andere Nationalhymne geführt haben, in der sich alle wiedererkennen können“.

Ramelow bekräftigte, dass er „kein Problem“ mit der von Hoffmann von Fallersleben gedichteten Nationalhymne habe. Er „singe die dritte Strophe gerne mit“ und „kenne auch den Entstehungskontext der ersten beiden Strophen“. Fallersleben habe ein Befreiungslied geschrieben. Er könne aber „nicht ausblenden, was die Nazis aus der ersten Strophe gemacht haben. Und ich kann nicht ausblenden, was gemeint ist, wenn Rechtsradikale heute `Deutschland, Deutschland, über alles` singen.“

Ramelow forderte eine „ergebnisoffene“ Diskussion. „Was spräche gegen einen Hymnen-Wettbewerb? Was spräche gegen eine neue Hymne, die in Ost und West aus tiefstem Herzen mitgesungen werden kann? Das wäre doch gelebter Patriotismus.“

Er selbst fände die im Jahr 1950 von Bertolt Brecht gedichtete Kinderhymne in Kombination mit Haydns Melodie „eine bessere Variante“. Der Text von Brecht sei „ein humanistisches Bekenntnis, da steht niemand über oder unter jemand anderem. Ich kann die Empörung über meinen Vorschlag jedenfalls nicht verstehen“. Am heftigsten werde er „übrigens von denen attackiert, die am liebsten die erste Strophe singen“. (dts)



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