„Rassistisches N-Wort“: Grüne Jugend will Dorf „Negernbötel“ umbenennen
Ein Dorf mit 989 Einwohnern in Schleswig-Holstein sorgt für Schlagzeilen. Grund für die Aufregung ist nämlich dessen Name: „Negernbötel“. Die Grüne Jugend Segeberg fordert jetzt die Abschaffung des Namens, weil er „rassistisch“ sein soll.
Die Forderung stößt bei Einwohnern und Politikern gleichermaßen auf Unverständnis. Man könne über das Thema Rassismus diskutieren, aber eine Umbenennung sei sinnbefreit, lautet der allgemeine Kanon.
„Der Ortsname N***rnbötel enthält das sehr verletzende und rassistische N-Wort“, brüskieren sich die Sprecher des Kreisverbandes des Grünen-Nachwuchses, Lennart Stahl und Marlene Jakob auf Instagram. Sie fordern: „N***rnbötel umbenennen!“
Das Wort „Negern“ im Namen des Dorfes stammt aus dem Plattdeutschen und hat mit Rassismus nichts zu tun. Der Namensteil „Bötel“ bedeute soviel wie Wohnstätte, heißt es auf der Website der Gemeinde. Als 1306 eine weitere Siedlung am Kloster Segeberg entstand, musste man beide voneinander unterscheiden, es hätte sonst zwei „Botele“ gegeben. Die eine lag näher am Kloster (Platt: „negern“) und wurde „Negernbötel“ genannt, die andere Siedlung erhielt den Namen „Fehrenbötel“, die „fernere“ Siedlung.
Grüne Jugend: Ortsname zeigt, dass „wir uns keine Gedanken machen“
Die Grünen sind sich zwar dessen bewusst, dass der Name keinen rassistischen Ursprung hat und wollen den Einwohnern keinen Rassismus unterstellen, argumentieren aber damit, dass Plattdeutsch „keine sehr weit verbreitete Sprache mehr“ sei. Heutzutage assoziiere man mit dem Ortsnamen „das rassistische, Jahrhunderte zur Unterdrückung von schwarzen Menschen genutzte N-Wort.“
„Es bedeutet, dass wir ein Wort, welches für Rassismus, Unterdrückung und Mord an Black, Indigenous, People of Color steht, ehren und uns keine Gedanken darüber machen“, so die Erklärung.
Einwohner sehen keinen Grund für Namensänderung
Großen Anklang findet der Plan der Grünen nicht. Bürgermeister Marco Timme findet, das Thema lenke von den eigentlichen Aufgaben im Dorf ab. „Wir bauen eine neue Feuerwehr und bei der Kita an,“ erzählt er der „Bild“-Zeitung. „Da ist die Diskussion über eine Namensgebung von 1306 nachrangig.“
Für die 989 Einwohner sei das sowieso eine „unnötige Diskussion“. Ein Problem mit dem Namen habe wohl niemand. Geprägt von Rechtsradikalen oder Rassisten sei das Dorf sowieso nicht. „Wir möchten den Namen behalten“, betonte die Landwirtin Silke Elwers im Gespräch mit der „Bild“.
Ex-Bürgermeister Werner Kurpas versteht die ganze Aufregung um sein Heimatdorf nicht. „Heutzutage wird alles infrage gestellt.“ Die Diskussion sei lächerlich und „ohne Substanz“. „Eine Umbenennung des Ortes steht für uns nicht zur Debatte“, stellt Grünen-Landeschef Steffen Regis klar.
Kubicki: „Grüne haben alle Maßstäbe verloren“
Bundestagsvize Wolfgang Kubicki wurde deutlich: „Die Grünen beginnen den Bundestagswahlkampf mit kulturimperialistischen Forderungen. Wer Menschen, die an einem bestimmten Ort wohnen, zumindest unterschwellig in die rassistische Ecke stellt, der hat alle Maßstäbe verloren. An diesen wahnsinnigen Forderungen zeigt sich, dass der grüne Pragmatismus, den Baerbock und Habeck in den vergangenen Jahren demonstrieren wollten, nur vorgespielt war. So sind die Grünen jedenfalls keine ernstzunehmende Regierungspartei.“
Auch die CDU-Bundestagsabgeordnete Melanie Bernstein wetterte gegen die Partei: „Die Grünen neigen dazu, auch absurdeste Zusammenhänge zu konstruieren, um ihre ideologischen Botschaften zu transportieren. So eine Partei darf Deutschland nicht regieren.“
CDU-Parlamentsgeschäftsführer Hans-Jörn Arp bezeichnete die Forderung des Grünen-Nachwuchses ebenso als unsinnig. „Die Grünen vor Ort sollten sich mit den Sorgen der Menschen beschäftigten. Und das ist nicht der Ortsname.“ (aa)
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