RKI-Chef: Lockdown ist „Werkzeug“ gegen dritte Welle

Aus Sicht des RKI-Chefs ist der Lockdown das zentrale Mittel, um den starken Anstieg der Corona-Zahlen zu stoppen. Ein Bundesland will nach Ostern zumindest zum Teil einen anderen Weg einschlagen.
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Lothar Wieler, Präsident des Robert-Koch-Instituts.Foto: Wenzel-Pool/Getty Images
Epoch Times25. März 2021

Der Chef des Robert Koch-Instituts, Lothar Wieler, hat die zentrale Bedeutung des Lockdowns im Kampf gegen die steigenden Corona-Zahlen betont.

„Wir können diesen Anstieg nicht stoppen, es sei denn mit einem neuen Lockdown für das Land“, sagte Wieler in einer Online-Veranstaltung der deutschen Botschaft in Washington. Andere „Werkzeuge“ zur Eindämmung der dritten Welle stünden derzeit nicht zur Verfügung.

Das RKI gehe davon aus, dass rund 80 Prozent der Bevölkerung gegen das Virus immun sein müssten, um eine neue Welle zu stoppen. „Bis das erreicht ist, werden wir nicht sicher sein“, sagte Wieler. Bis die Impfkampagne so weit fortgeschritten sei, müssten die bekannten Vorsichtsmaßnahmen wie das Tragen von Masken und das Begrenzen von Kontakten weiter befolgt werden.

Bundesärztekammer-Präsident Klaus Reinhardt forderte hingegen, bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie vermehrt auch andere Möglichkeiten als den Lockdown in den Blick zu nehmen. „Der monatelange Jo-Jo-Dauerlockdown zermürbt die Menschen. Er darf nicht unsere einzige Antwort auf die dritte Corona-Welle sein“, sagte Reinhardt dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).

„Es gibt vielversprechende Ansätze, die sogar in Teilen Schritte zur Rückkehr in die gesellschaftliche Normalität ermöglichen.“ Städte wie Tübingen oder Rostock zeigten, wie es gehe, sagte Reinhardt. „Sie kombinieren kostenlose Schnelltests mit lokalen Lockerungen.“ In Bezug auf den damit verbundenen breiten Einsatz von Schnelltests sagte er: „Zusammen mit einer schnellen Durchimpfung der Bevölkerung – und dafür brauchen wir dringend mehr Impfstoff sowie eine effektivere digitale Kontaktnachverfolgung – wäre das eine echte Alternative zum Hin und Her der vergangenen Monate.“

Saarland plant Öffnungen

Das Saarland plant in diese Richtung und will nach Ostern weite Teile des öffentlichen Lebens wieder hochfahren. Das berichtete der Nachrichtensender ntv. Ab dem 6. April sollen dann unter anderem Kinos, Fitnessstudios und die Außengastronomie an der Saar wieder aufsperren. Bedingung für Gäste und Nutzer seien negative Corona-Schnelltests, die nicht älter als 24 Stunden sein dürfen.

Auch die Kontaktbeschränkungen werden demnach gelockert: So sollen sich dann nach ntv-Informationen im Saarland wieder zehn Personen aus mehreren Haushalten treffen dürfen. Für diesen Schritt aus dem Lockdown soll das Saarland zur bundesweiten Modellregion erklärt werden. Für den Donnerstagvormittag (25. März) ist eine Pressekonferenz mit Ministerpräsident Tobias Hans angesetzt.

Merkel entschuldigt sich

Zur gleichen Zeit wird sich Kanzlerin Angela Merkel im Bundestag in einer Regierungserklärung erneut dem Parlament stellen. Auf Antrag der FDP wird dabei auch ihre Corona-Politik wieder Thema sein. Merkel hatte am Vortag überraschend die erst kurz zuvor beschlossene Regelung zur Osterruhe gekippt und sich bei der Bevölkerung entschuldigt. Auch Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) zeigte sich in der ARD-Talksendung „maischberger. die woche“ selbstkritisch: „Ich hatte meinen Anteil daran. Deswegen schließe ich mich auch der Entschuldigung an.“

SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil sagte dazu der „Rheinischen Post“: Die Kanzlerin habe einen Fehler eingestanden. „Bei allem Respekt darüber ist aber auch klar, dass solche Fehler nicht mehr passieren dürfen.“ Er fügte hinzu: „Das ist die gemeinsame Verantwortung, die wir alle in der Politik tragen. Die Menschen in diesem Land erwarten zurecht, dass wir uns nicht in Zuständigkeiten und Nachtsitzungen verlieren, sondern die beiden entscheidenden Herausforderungen im Kampf gegen die Pandemie umsetzen: Impfen und Testen.“

Mehrere Ministerpräsidenten sagten, dass nicht Merkel alleine schuld sei. Dabei wurde auch deutliche Kritik am Format der Bund-Länder-Runden laut. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet sagte im Live-Programm der „Bild“, dass man solch weitreichende Entscheidungen nicht in einer Nachtsitzung treffen dürfe. „Das war ein Fehler.“ Braun sagte in der ARD: „Wir müssen in Zukunft diese Dinge anders vorbereiten.“

Die nächste Ministerpräsidentenkonferenz zur Corona-Lage ist für den 12. April angesetzt. (dpa)



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