„Ruhekissen“ Kirchensteuer abschaffen: Die Kirchen verlangweilen, Pfarrer sind quasi verbeamtet

Jedes Jahr werden die großen Kirchen in Deutschland ein Stück kleiner. Ein Mittel dagegen ist bisher nicht in Sicht. Der Kriminologe Christian Pfeiffer plädiert dafür, das "Ruhekissen Kirchensteuer" abzuschaffen.
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Ein Kirchenbesucher steckt einige Münzen in einen Klingelbeutel.Foto: Werner Baum/dpa
Epoch Times19. Juli 2019

Der Kriminologe Christian Pfeiffer, selbst evangelischer Christ, regte eine Diskussion über die Notwendigkeit von Kirchensteuern an. So seien die Kirchen in den USA – wo es keine Kirchensteuer gebe – viel lebendiger, sagte Pfeiffer.

„Ein Grund dafür ist mit Sicherheit, dass sie es sich dort nicht auf dem Ruhekissen der Kirchensteuer bequem machen können.“ Sie müssten etwas unternehmen.

In Deutschland dagegen verlangweilen sich die Kirchen immer mehr. Die Pfarrer sind quasi verbeamtet. Vielleicht wäre es ein Befreiungsschlag, wenn sie sich von der Kirchensteuer befreien würden.“

Schüller sagte zu der schon länger schwelenden Debatte, die Kirchensteuer sei meist nur der letzte Baustein einer Entfremdung von der Kirche. „Zudem treten sehr viele Katholiken aus, die gar keine oder nur eine vergleichsweise geringe Kirchensteuer zahlen“, sagte der Professor für katholisches Kirchenrecht.

11,6 Prozent mehr Kirchenaustritte als im Vorjahr

Die Zahl der Kirchenaustritte in Deutschland ist im vergangenen Jahr gestiegen. 216.000 Menschen hätten 2018 die katholische Kirche verlassen, teilte die Deutsche Bischofskonferenz am Freitag in Bonn mit.

Das sind 48.500 Austritte mehr als 2017, als 167.500 Menschen der katholischen Kirche den Rücken kehrten. Insgesamt sank die Zahl der Katholiken in Deutschland im vergangenen Jahr um gut 300.000 auf 23 Millionen.

Bei den Protestanten traten 220.000 Menschen aus der Kirche aus, also noch etwas mehr als bei den Katholiken. Die Zahl der Austritte habe 2018 um 11,6 Prozent über dem Vorjahr gelegen, teilte die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) in Hannover mit. Die Gesamtzahl der Protestanten sank um 1,8 Prozent auf gut 21 Millionen. Das entspricht in etwa dem Rückgang von 2017.

Die Ursachen? Kirchensteuer, Entfremdung von der Kirche

Die Kirchen erklären den Schwund vor allem mit der Alterung der Gesellschaft. Viele Gemeindemitglieder sterben weg. Zusammen mit den Kirchen-Austritten ergibt sich daraus ein Minus, das sich durch Taufen und Eintritte nicht kompensieren lässt.

Zu den Austrittsmotiven gab es in den vergangenen Jahren immer wieder Studien und Umfragen, in denen als Kernmotiv eine Entfremdung von der Kirche festgestellt wurde. Eine Studie des katholischen Bistums Essen ergab im vergangenen Jahr als Hauptgründe: die Kirchensteuer, Entfremdung oder fehlende Bindung zur Kirche, rückständige Haltung der Kirche, Glaubenszweifel, ein persönlich enttäuschendes Erlebnis, Skandale.

Der Kirchenrechtsexperte Thomas Schüller betont: „Kirchenaustritte sind kein Naturphänomen, sondern Ausdruck einer Entfremdung der Gläubigen von der Kirche und einer Glaubwürdigkeitskrise der Kirche selbst.“

Ein Kirchenbesucher (r) steckt einige Münzen in einen Klingelbeutel. Foto: Werner Baum



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