Schlecker setzt auf raschen Ausstieg aus Tarifverträgen

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Schlecker könnte durch die Insolvenz teure Tarifverträge mit ver.di kündigen.Foto: AP Photo/Michael Probst
Von 22. Januar 2012

Seit 2010 waren die Kinder von Firmengründer Anton Schlecker für die Neuausrichtung des Unternehmens zuständig und versprachen mehr Offenheit. Die geplante Modernisierung der Filialen ließ sich aber bisher in nur 400 Märkten umsetzen.

Am vergangenen Freitag hatte Schlecker mitgeteilt, dass die Drogeriekette zahlungsunfähig ist und ein Termin für die Geschäftsführung mit dem Insolvenz-Richter am kommenden Montag ansteht.

Die Gewerkschaft ver.di riet dem Unternehmen zur Sanierung der Firma mit Hilfe seines Privatvermögens, welches im vergangen Jahr vom manager magazin auf 1,95 Milliarden Euro taxiert wurde. Seit Jahren schreibt Schlecker Verluste. Laut Aussage eines Vertrauten schoss die Familie bereits im vergangenen Jahr 50 Millionen Euro aus ihrem Privatvermögen zu.

Durch Berichte über Mitarbeiterschikane und Billiglöhne hat Schlecker immer wieder für Schlagzeilen gesorgt und kämpft seitdem mit einem extrem schlechten Ruf.

Bundesweit bangen jetzt etwa 30.000 Mitarbeiter um ihren Job. Schlecker will sich mit einer Plan-Insolvenz vor dem endgültigen Aus retten. Dabei kann das Unternehmen laut Spiegel-Informationen auf Sonderregelungen setzen. Laut Angaben von Rechtsexperten könnte die Insolvenz vorteilhaft dafür sein, die teuren Tarifverträge mit der Gewerkschaft ver.di zu kündigen.

Gegenüber dem Spiegel sagte der Bremer Insolvenz-Anwalt Klaus Klöker: „Der größte Vorteil ist, dass Schlecker nicht zerschlagen wird. Das Unternehmen bleibt als Rechtsträger erhalten und kann sich von allen nicht lukrativen Geschäften trennen, die lukrativen aber kann es behalten.“

Als Insolvenz-Verwalter kann man insolvente Unternehmen wie Schlecker von langfristigen Verträgen durch Sonderkündigungsrechte entlasten. Dazu gehören neben Miet-, Pacht- und Leasingverträgen insbesondere auch die Arbeits- und Tarifverträge. „Gerade hier liegen die Vorteile gegenüber einer außergerichtlichen Unternehmenssanierung“, sagte Klöker. Sonst wäre Schlecker bis Juni an einen Beschäftigungssicherungs-Tarifvertrag gebunden gewesen, der Entlassungen unmöglich macht.

 



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