Sechsstellige Zahl von Handwerkern gesucht

Erstmals seit 2019 kann die Internationale Handwerksmesse in München wieder stattfinden. Viele Handwerksbetriebe finden sich in einer unschönen Lage: Zu wenig Personal, steigende Kosten, Materialmangel.
Dringend gesucht: Handwerkerinnen und Handwerker.
Dringend gesucht: Handwerker.Foto: picture alliance / Sebastian Gollnow/dpa
Epoch Times3. Juli 2022

Deutschlands Handwerksbetriebe suchen eine sechsstellige Zahl von Mitarbeitern. Bei den Arbeitsagenturen sind nach Angaben des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) derzeit 150.000 offene Stellen gemeldet.

Da nicht alle Betriebe unbesetzte Stellen an die Agenturen melden, geht der Verband von schätzungsweise rund 250.000 fehlenden Handwerkern aus, wie eine ZDH-Sprecherin berichtete. „Tendenz steigend“. Grundlage sind Rückmeldungen aus den Handwerkskammern.

Fachkräftemangel beherrschendes Thema

Der Fachkräftemangel wird eines der beherrschenden Themen auf der Münchner Internationalen Handwerksmesse sein, die an diesem Mittwoch eröffnet wird und zum ersten Mal seit 2019 wieder stattfinden kann. „Wenn wir bei der Nachwuchs- und Fachkräfteversorgung nicht schnellstmöglich gegensteuern, droht nicht nur ein Scheitern der Energiewende, sondern auch ein massiver Wirtschaftseinbruch, ein Verlust an Wertschöpfung und Wohlstand“, sagte Franz Xaver Peteranderl, Präsident des Bayerischen Handwerkstags, als einer der Gastgeber.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) will am Mittwoch zur Eröffnung der Messe kommen, Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) wird am Freitag beim traditionellen Spitzengespräch mit der deutschen Wirtschaft erwartet.

Im Mai noch 33.705 Ausbildungsplätze unbesetzt

Im vergangenen Jahr schlossen die deutschen Handwerker 132.129 neue Lehrverträge ab, 2000 mehr als im ersten Corona-Jahr 2020. Doch rund 18.800 Ausbildungsstellen blieben unbesetzt. „Aktuell befinden wir uns mit Blick auf die Zahl der Neuverträge in etwa auf Vorjahresniveau, mit Blick auf die Zahl der unbesetzten Ausbildungsstellen liegen wir klar über dem Vorjahreswert“, heißt es beim ZDH. Nach Daten der Handwerkskammern waren im Mai noch 33.705 Ausbildungsplätze unbesetzt. Allerdings sei der Ausbildungsmarkt im Moment noch stark in Bewegung.

Die wirtschaftliche Lage im Handwerk ist laut ZDH aktuell noch recht stabil, aber durch „die multiplen und ineinandergreifenden Krisen“ gefährdet. Denn der Fachkräftemangel ist keineswegs das einzige Problem. Daneben seien die unkalkulierbaren Energiepreise und die Versorgung mit Energie die größten Herausforderungen, sagte der bayerische Handwerkspräsident Peteranderl.

So haben in diesem Jahr in einer ZDH-Umfrage 39 Prozent der bayerischen Handwerksbetriebe eine Verdopplung ihrer Energiekosten im Vergleich zu 2021 gemeldet. „Diese Kostensteigerung kann kein Betrieb vollständig an seine Kunden weitergeben, zwei Drittel der Befragten nur zum Teil und ein Drittel gar nicht“, sagt Peteranderl.

Der Materialmangel trifft das Handwerk ebenso wie die Industrie und hat sich seit Beginn des Ukraine-Kriegs noch verschärft. Für Bauhandwerk und die Baukonjunktur verheißt das nichts Gutes: „Je länger der Ukraine-Krieg und die damit verbundenen Sanktionen dauern, je länger China eine Null-Covid-Strategie fährt, desto stärker werden die Lieferketten strapaziert“, sagt Peteranderl. „Eine Folge wird unter anderem sein, dass Bauarbeiten nicht termingerecht und zum vereinbarten Preis ausgeführt werden können.“ (dpa/red)



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