Seehofer mit Türkei-Abkommen nicht zufrieden

"Das ist kein Durchbruch, sondern ein Zwischenschritt auf dem Weg zu einer nachhaltigen europäischen Lösung", sagte Seehofer "Bild am Sonntag". "Es besteht die Gefahr, dass Deutschland wieder die Hauptlast bei der Aufnahme der Flüchtlinge trägt."
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Flüchtlinge in einer "Zeltstadt"Foto: über dts Nachrichtenagentur
Epoch Times20. März 2016

CSU-Chef Horst Seehofer hat die Vereinbarungen zum Flüchtlingspakt der Europäischen Union mit der Türkei kritisiert. "Das ist kein Durchbruch, sondern ein Zwischenschritt auf dem Weg zu einer nachhaltigen europäischen Lösung", sagte Seehofer "Bild am Sonntag". "Es besteht die Gefahr, dass Deutschland wieder die Hauptlast bei der Aufnahme der Flüchtlinge trägt."

Der bayerische Ministerpräsident lehnt weitreichende Zugeständnisse an die Türkei ab: "Eine Vollmitgliedschaft der Türkei in der EU oder eine komplette Visa-Freiheit wird es mit der CSU in der Bundesregierung nicht geben. Sonst importieren wir die inneren Probleme der Türkei nach Deutschland."

Zudem verlangt Seehofer eine Abstimmung im Deutschen Bundestag über die Vereinbarungen mit der Türkei sowie über die Flüchtlingspolitik von Bundeskanzlerin Merkel: "Über die Vereinbarung sollten das europäische Parlament und der Bundestag beraten und abstimmen." Gleiches gelte für die Flüchtlingsfrage: "Es ist falsch, wenn solche Fragen nur noch in Talkshows abgehandelt werden statt in den Parlamenten. Dort muss über die Flüchtlingspolitik Deutschlands abgestimmt werden. Dann gäbe es auch mehr Vertrauen der Bevölkerung in die Parlamente."

An der Obergrenze von 200.000 Flüchtlingen pro Jahr hält Seehofer fest und sieht sich in seiner Haltung in der Asylpolitik bestätigt. "Meine Obergrenze war richtig und realistisch definiert. Alle Länder mit Ausnahme von Deutschland praktizieren inzwischen eine Politik der Obergrenze. Das Ergebnis ist der Rückgang der Flüchtlingszahlen", sagte Seehofer "Bild am Sonntag". Die Bundesregierung habe ihre Flüchtlingspolitik "komplett geändert, auch wenn sie das nicht zugibt", so Seehofer weiter. "Es ist ganz schleichend zu einer Abkehr von der bedingungslosen Willkommenskultur gekommen.

Trotz der Bilder von der griechisch-mazedonischen Grenze sagt heute kein deutscher Politiker: Grenze auf, lasst alle nach Deutschland reisen. Die Obergrenze von 200.000 Flüchtlingen wird in diesem Jahr wahrscheinlich nicht einmal erreicht, auch wenn es nicht das Verdienst der Bundesregierung ist. Das alles hat sehr viel mit der CSU zu tun." Seehofer dringt auf nationale Maßnahmen auch in Deutschland: "Wir können doch nicht auf ewig darauf vertrauen, dass alle Regierungen Europas das tun, was wir in Bayern fordern, nur unsere eigene Regierung nicht. Wir brauchen wieder Recht und Ordnung. Schengen, Dublin und unser Grundgesetz müssen wieder gelten. Derzeit geht es doch nach dem Zufallsprinzip."

Angesichts der herben Verluste von CDU und SPD bei den Landtagswahlen sieht Seehofer ohne Kurswechsel die AfD auf dem Weg zur stärksten Partei: "Wir müssen etwas ändern. Sonst bekommen wir eine Entwicklung wie in Österreich, wo die rechtsgerichtete FPÖ in Umfragen die Volksparteien SPÖ und ÖVP überholt hat. Wir werden die AfD nur dann wieder aus den Parlamenten herausbekommen, wenn wir Antworten geben auf das, was die Bevölkerung bewegt. Da geht es nicht nur um Flüchtlinge, sondern auch um die innere Sicherheit, die Reglementierung von Betrieben oder die Pläne, das Bargeld abzuschaffen."

Nach einer aktuellen Umfrage aus dieser Woche stehe die CSU in Bayern bei 48 Prozent und die AfD im einstelligen Bereich, so der bayerische Ministerpräsident. "Das zeigt: Meine Politik hält die AfD klein." Angela Merkel hält Seehofer dennoch für die richtige Bundeskanzlerin: "Ich sehe keine Alternative. Absolut nicht." Auch einen Verbleib an der Spitze der CSU schließt Seehofer inzwischen nicht mehr aus. Über einen möglichen Wechsel will er frühestens 2017 nachdenken: "Alle Personalfragen sind zurzeit eingefroren. Auch mein geplanter Rückzug 2018 liegt deshalb im Tiefkühlfach. Es reicht, wenn wir das frühestens nächstes Jahr wieder auftauen."

(dts Nachrichtenagentur)



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