Silvesterkrawalle: Zahl der Festgenommenen korrigiert – Polizei nennt Nationalitäten

Die Polizei in Berlin hat neue Daten zu den Silvesterkrawallen veröffentlicht. Sie nennt auch Nationalitäten. Verdächtige wurden auf freien Fuß gesetzt.
Polizeibeamte hinter explodierendem Feuerwerk in Berlin. Nach Angriffen auf Einsatzkräfte hat die Diskussion um Konsequenzen begonnen.
Polizeibeamte hinter explodierendem Feuerwerk in Berlin. Nach Angriffen auf Einsatzkräfte hat die Diskussion um Konsequenzen begonnen.Foto: Julius-Christian Schreiner/TNN/dpa
Von 4. Januar 2023


Wenige Tage nach den Silvesterkrawallen in mehreren deutschen Städten wird das volle Ausmaß der Personen- und Sachschäden offenbar. In Berlin, dem Schwerpunkt der Übergriffe, hat die Polizei nun Angaben über den Hintergrund der Tatverdächtigen gemacht. Gleichzeitig hat sie auch Korrekturen an der Zahl der Festgenommenen vorgenommen.

Polizei spricht von 41 verletzten Beamten

War in den ersten Tagen nach den Ausschreitungen noch die Rede von 103 Festgenommenen in Berlin, hatten die Behörden diese Zahl am Dienstag (3.1.) bereits bei 159 angesetzt. Mittlerweile hat man sie unter Bereinigung von Doppelzählungen auf 145 korrigiert. Alle Verdächtigen seien inzwischen wieder auf freiem Fuß.

Wie die „Berliner Zeitung“ berichtet, hat die Polizei in der Hauptstadt insgesamt 355 Verfahren wegen des Verdachts auf Straftaten oder Ordnungswidrigkeiten in der Silvesternacht eingeleitet. Die Tatvorwürfe reichen von Landfriedensbruch über gefährliche Körperverletzung bis hin zum tätlichen Angriff auf Einsatzkräfte.

Insgesamt beklagt die Polizei 41 im Einsatz verletzte Beamte während der Silvesternacht. Ein Polizist, der schwere Brandverletzungen erlitten habe, konnte den Angaben zufolge das Krankenhaus wieder verlassen. Es sei jedoch noch nicht bekannt, wie viele der betroffenen Beamten zeitweise dienstunfähig gewesen seien.

Relative Mehrheit der Tatverdächtigen hat deutsche Staatsbürgerschaft

Bei den 145 festgenommenen Personen habe es sich hauptsächlich um Männer gehandelt, teilt die Polizei weiter mit. Im „Focus“ ist die Rede von 18 unterschiedlichen Nationalitäten, denen die Tatverdächtigen angehörten. Eine relative Mehrheit von 45 Verdächtigen habe die deutsche Staatsangehörigkeit, wobei nicht bekannt ist, wie viele darunter einen sogenannten Migrationshintergrund aufweisen.

Weitere 27 vorübergehend Festgenommene seien afghanische Staatsangehörige, 21 seien Syrer. Es handele sich nach wie vor um vorläufige Zahlen, erklärte ein Polizeisprecher.

Die Randalierer waren zum Teil noch minderjährig. Zeugenaussagen zufolge waren es 15- bis 16-Jährige, die in der Sonnenallee einen Reisebus in Brand setzten und mit Schreckschusspistolen hantierten. Das ausgebrannte Wrack des Busses, dessen Löschung die Polizei schützen musste, stehe noch unterhalb einer Wohnanlage der dortigen High-Deck-Siedlung.

Bei den Wohnungen darüber seien durch die Hitze des Brandes Scheiben geplatzt. Die Siedlung umfasst 2.400 Wohneinheiten. Zeugen zufolge habe sich die Polizei erst gegen 01:00 Uhr in das Wohngebiet gewagt. Die Exzesse der beteiligten Jugendlichen seien eine „Machtdemonstration“ gewesen.

Gewerkschaft der Polizei fordert runden Tisch und bessere Integrationspolitik

Der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Jochen Kopelke, forderte einen runden Tisch, um Eskalationen wie in der Silvesternacht künftig zu verhindern. Daran teilnehmen sollten neben Politikern und Polizeivertretern auch Rettungskräfte, Wissenschaftler, Sozialarbeiter und Integrationsbeauftragte. Kopelke betont:

Wir brauchen diese Debatte sofort, und wir brauchen Ergebnisse, klare Konzepte und einen Plan, wer was umzusetzen hat.“

Verantwortlich für die Vorfälle seien „gruppendynamische Prozesse, Alkoholmissbrauch, Sozialisationsdefizite und die Verfügbarkeit pyrotechnischer Gegenstände“. Kopelke warnte jedoch auch vor einer Stigmatisierung bestimmter Bevölkerungsgruppen.

Es sei nicht akzeptabel, „Menschen pauschal abzustempeln und als verloren zu erklären“. Die Polizei könne die Menschen in den betroffenen Stadtteilen beraten, wenn es um Strategien vor Ort gegen die Gewaltbereitschaft gehe. Lösen müssten die Betroffenen die Probleme jedoch selbst.

Gefordert sei auch die Bundesregierung, äußert Kopelke:

Die Bundesregierung muss ihrem Koalitionsvertrag gerecht werden und Integrationspolitik auf Bundesebene neu angehen.“

(Mit Material der dpa)



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