Die Sonntagsfrage: SPD stürzt von 17 auf 12, Grüne steigen von 18 auf 27 Prozent auf Platz eins
Während die SPD gerade dabei ist, sich selbst zu zerfleischen und immer noch tiefer sinkt, schießen Die Grünen noch weiter in die Höhe, das aber in einem Ausmaß, welches kaum jemand für möglich gehalten hätte, wohl nicht einmal sie selbst. Dümpelten sie vor zwei Jahren noch bei um die 7 Prozent herum und mussten fast schon um die Überwindung der Fünf-Prozent-Hürde bangen, sind sie nun laut der neuesten Forsa-Umfrage erstmals deutschlandweit die Nr. 1, stärker als CDU und CSU zusammen.
SPD bricht um 5 Punkte auf den niedrigsten jemals gemessenen Wert ein, Die Grünen schießen 9 Punkte nach oben
Gerade erst erlitten SPD und CDU/CSU den Schock bei der EU-Wahl. Die SPD büßte sage und schreibe 11,5 Punkte ein, die Union 6,4. Beide erreichten das schlechteste Resultat bei einer bundesweiten Wahl seit Bestehen der Bundesrepublik. CDU/CSU schafften mit 28,9 Prozent nicht einmal mehr die 30 Prozent-, die SPD fiel mit 15,8 sogar weit unter die 20 Prozent-Marke. Doch nun deutet sich an, dass für beide noch längst nicht das Ende der Fahnenstange erreicht sein muss. Nun sind Forsa-Umfragen meist mit etwas Vorsicht zu genießen, aber die Tendenz ist eindeutig. Zu den aktuellen Forsa-Zahlen gleich mehr.
Gestern veröffentlichte nämlich auch Emnid seine neuesten Zahlen bezüglich der Bundestagswahl. Diese Umfrage ist allerdings etwas älter. Emnid befragte vom Donnerstag, den 23.05., bis zum Dienstag, den 28.05.2019, telefonisch 1.413 Personen. Als die Ergebnisse der EU-Wahl am Sonntagabend bekannt wurden, war die Befragung also bereits zu zwei Dritteln gelaufen, während die Forsa-Umfrage vom Montag, den 27.05. bis zum Freitag, den 31.05.2019, also vollständig nach der EU-Wahl durchgeführt wurde.
Schon bei Emnid stiegen die Grünen um 3 Punkte, bei Forsa dann einige Tage später sogar um 9 Punkte. Und auch bei Emnid fallen Union und SPD bereits leicht (um jeweils einen Punkt), bei Forsa dann wesentlich stärker, nämlich um 2 und im Falle der SPD sogar um 5 Punkte, was durch die innerparteilichen Querelen und den Machtkampf um die Parteiführung erklärbar sein dürfte. Hier nun also mit allem Vorbehalt die Zahlen von Forsa (in Klammern die Veränderungen zur Vorwoche). Wie diese einzuschätzen sind, wird sich in den nächsten Tagen und Wochen zeigen, wenn weitere Resultate von anderen Instituten vorliegen.
- GRÜNE: 27 % (+ 9)
- CDU/CSU: 26 % (– 2)
- SPD: 12 % (– 5)
- AfD: 11,0 % (– 2)
- FDP: 8 %
- LINKE: 7 % (– 1)
- Sonstige: 9 % (+ 1)
Neuwahlen oder eine Jamaika-Koalition, falls die SPD aus der „GroKo“ austritt, welche längst schon keine mehr solche ist
Damit erzielen Die Grünen, die, wie ich schon vor einem Monat schrieb, weithin unterschätzt wurden, absolute Spitzenwerte wie zuletzt vor acht Jahren, direkt nach der Tsunami-Katastrophe in Fukushima. Die SPD erzielt dagegen den niedrigsten jemals in Deutschland bundesweit gemessenen Wert. Aber auch die Union ist nun wieder auf dem Tiefpunkt angelangt von zuletzt Ende Oktober 2018, unmittelbar vor dem Rückzug von Merkel vom Parteivorsitz. Auch die AfD verliert laut Forsa zwei Punkte, wäre jetzt auf dem gleichen Stand wie bei der EU-Wahl. Lediglich die FDP kann sich bei 8 Prozent halten und läge damit vor der Linkspartei, welche ebenfalls Einbußen hinnehmen muss.
Angesichts dieses Ergebnisses, sollte es die nächsten Wochen durch andere Institute bestätigt werden, stellt sich die Frage, ob Union und SPD die schwarz-rote Koalition nicht endlich beenden und Neuwahlen anberaumen sollten. Im Grunde wäre das wohl der richtige Schritt. Dann müsste sich zeigen, ob die Grünen tatsächlich auf Platz 1 landen. Wenn ja, könnten sie 1. den Kanzler stellen, hier dürfte sich wohl Robert Habeck anbieten, und 2. entscheiden, mit wem sie koalieren wollen. Sie könnten dann wählen in solch einem Falle aussuchen zwischen a) CDU/CSU, mit denen sie zusammen laut Forsa aktuell auf eine satte Mehrheit von 53 Prozent kämen, oder b) mit SPD und FDP bzw. c) SPD und Linkspartei (SED), wobei es hier fraglich wäre, ob es für eine Mehrheit reicht.
Nun werden aber natürlich gerade die Union und die SPD, aber auch die AfD, die FDP und die Linkspartei wenig bis sehr wenig Interesse haben an Neuwahlen, da sie wohl alle Verluste zu verzeichnen hätten, ganz besonders natürlich die SPD. Der ganz große Gewinner wären dann mit Sicherheit Die Grünen, welche regelrecht abräumen und ihr Ergebnis von 2017 womöglich verdreifachen könnten. Wahrscheinlicher als Neuwahlen ist daher wohl, dass im Falle des Austritts der SPD aus der „GroKo“ die Union versuchen wird, eine Jamaika-Koalition zu bilden. Das Problem hierbei: Die FDP wird dem nicht zustimmen wollen, solange Merkel die Regierung anführt, die wird aber nicht vorzeitig zurücktreten wollen. Das ganze Dinge hängt also schier hoffnungslos fest.
Herber Rückschlag auch für Kramp-Karrenbauer
Dabei gibt es auch für die CDU einen weiteren herben Rückschlag, abgesehen von dem Absinken auf 26 Prozent. Denn in der Kanzlerfrage – „Für wen würde Sie sich entscheiden, wenn Sie die Kanzlerin/den Kanzler direkt wählen könnten?“ – fällt die neue CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer immer weiter zurück. Im direkten Vergleich zu Andrea Nahles käme sie gerade noch auf 24 Prozent, Nahles sogar nur auf 13 Prozent. Doch während sich dieser Wert bei Nahles nicht weiter verschlechtert hat, sie stagniert quasi auf niedrigstem Niveau, ist AKK von 30 auf 24 Prozent gestürzt.
Und im direkten Duell gegen den SPD-Vizekanzler Olaf Scholz sieht es sogar noch schlechter aus für die neue CDU-Chefin. Gegen ihn käme sie nur auf 21 Prozent, Scholz auf 26. Das heißt gegen Scholz, der ja nun wirklich nicht besonders beliebt ist in Deutschland, sogar eigene Parteigenossen sagen, er werde als kalter Technokrat wahrgenommen, sogar gegen ihn würde AKK im direkten Vergleich nicht bestehen können. Zuletzt lag Kramp-Karrenbauer gegenüber Scholz noch mit 26 zu 25 Prozent knapp vorne.
Kanzlerfrage
- Kramp-Karrenbauer – Nahles: 24 % – 13 % (Vorwoche: 30 % – 13 %)
- Kramp-Karrenbauer – Scholz: 21 % – 26 % (Vorwoche: 26 % – 25 %)
Das heißt, selbst bei äußerst schwachen Gegenkandidaten möchte maximal jeder Vierte bis Fünfte AKK als Kanzlerin. Hier sollte dann wohl ab jetzt nach Robert Habeck oder Annalena Baerbock gefragt werden. Ich vermute, dass bei Habeck als direktem Gegenkandidaten die Zahlen von Kramp-Karrenbauer bereits unter 20 Prozent gehen könnten.
Durch Anbiederung an die Grünen machen SPD und Union sich selbst zur zweitklassigen Kopie und stärken damit nur das grüne Original
Insgesamt rächt sich nun, dass Union und SPD seit Jahren den Grünen hinterherhecheln statt diese argumentativ zu attackieren. Nun sitzen beide in der Falle, dass die Leute, vor allem die Jüngeren (U60), die keine jahrzehntelange Parteibindung haben, sich dann irgendwann fragen, warum sie, wenn das doch alles stimmt, was die Grünen sagen, dann nicht gleich das Original wählen sollen, sondern die Kopie.
Forsa-Chef Manfred Güllner kommentiert denn auch die Umfrageergebnisse wie folgt:
„Union und SPD haben weitgehend ignoriert, dass schon bei den Landtagswahlen in Bayern und Hessen viele ihrer früheren Wähler aus der liberalen Mitte zu den Grünen abgewandert sind, und haben sich eher um den linken beziehungsweise rechten Rand des Wählerspektrums gekümmert. Nach der Europawahl rächt sich zudem, dass beide Parteien sich den Abwanderern zu den Grünen mit einem stärkeren Engagement beim Klimaschutz anbiedern wollen. Doch damit stärkt man – wie die aktuellen Daten zeigen – nur das grüne Original.“
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