„Fachlich und ethisch bedenklich“: Spahns Widerspruchslösung für Organspenden stößt bei CSU auf Kritik

Die von Bundesgesundheitsminister Spahn gewünschte Widerspruchslösung für Organspenden stößt auf Widerstand in der CSU. Dieser Vorschlag sei "fachlich und ethisch bedenklich".
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Styropor-Behälter zum Transport von zur Transplantation vorgesehenen Organen. IN dem Gesetzentwurf ist unter anderem ein neuer Bereitschaftsdienst mit mobilen Ärzteteams geplant.Foto: Soeren Stache/Symbol/dpa
Epoch Times30. März 2019

Die von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) gewünschte Widerspruchslösung für Organspenden stößt auf Widerstand in der CSU. Der Vorschlag sei „fachlich und ethisch bedenklich“, sagte der Münchner CSU-Bundestagsabgeordnete und Arzt Stephan Pilsinger der „Augsburger Allgemeinen“ vom Samstag. „Es ist ethisch nicht hinnehmbar, dass Menschen zu Ersatzteillagern werden, wenn sie psychisch nicht in der Lage sind, sich gegen eine Organspende auszusprechen.“

Das Parlament hatte kürzlich ein Gesetz beschlossen, mit dem die Chancen auf ein Spenderorgan für die vielen Patienten auf der Warteliste steigen sollen. Nicht darin enthalten ist die von Spahn gewünschte Widerspruchslösung, derzufolge jeder als potenzieller Spender behandelt wird, der nicht selbst oder dessen Angehörige nicht ausdrücklich widersprechen. Über eine solche mögliche Neuregelung soll erst später entschieden werden.

Untersuchungen der Universität Kiel hätten gezeigt, dass die niedrigen Organspende-Zahlen bisher vor allem auf organisatorische Mängel in den Kliniken zurückzuführen seien, betonte Pilsinger, der die Widerspruchslösung ablehnt. Dazu zählten zu wenig Neurologen zur Feststellung des Hirntodes und zu wenig Personal für Organentnahmen. Er verwies außerdem auf eine Untersuchung des wissenschaftlichen Dienstes des Bundestags, wonach in anderen europäischen Ländern die Zahl der Organentnahmen nach Einführung der Widerspruchslösung nicht gestiegen sei.

Der CSU-Abgeordnete, der gemeinsam mit Grünen-Chefin Annalena Baerbock im Bundestag einen alternativen Gruppenantrag initiiert hat, spricht sich dafür aus, dass jeder regelmäßig verbindlich befragt wird, ob er zur Organspende bereit ist oder nicht. Das könnte beispielsweise bei der Verlängerung des Personalausweises oder bei ärztlichen Untersuchungen geschehen: „Bei unserer Lösung dürfen sich die Menschen selbst entscheiden.“ (afp)



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