Stimmung der Deutschen ist umgeschlagen – große Mehrheit unzufrieden mit Corona-Krisenmanagement

Mit ihrem Hin und Her in der Corona-Politik hat die Regierung die Sympathien der Bürger verspielt. In Umfragen erreicht die Akzeptanz der Maßnahmen einen Negativrekord. Die Stimmung in der Bevölkerung ist umgeschlagen.
Epoch Times3. April 2021

Eine große Mehrheit der Deutschen ist mit dem Krisenmanagement der Politik unzufrieden. Das geht aus den Umfragen des ARD-„Deutschlandtrend“ hervor. Nur noch 19 Prozent sehen den Kurs der Regierung in der Corona-Pandemie positiv – das ist ein Negativrekord. Vier Fünftel (79 Prozent) kritisieren das Handeln von Bund und Ländern.

Vor allem beim Thema Impfen gibt es große Kritik: 83 Prozent zeigten sich in der Befragung weniger oder gar nicht zufrieden damit. Auch die Organisation von Schulunterricht und Kita-Betreuung empfindet eine Mehrheit von 74 Prozent als nicht oder wenig zufriedenstellend, ebenso die der Hilfen für Unternehmen und Selbstständige (65 Prozent). Den Einsatz von Schnelltests bewerten nur 31 Prozent positiv.

Auch das Verständnis darüber, wie die Politik ihre Entscheidungen begründet und erklärt, schwindet zusehends. 72 Prozent der Bürger geben hier ein vernichtendes Urteil ab. Umstritten ist die sogenannte „Notbremse“: Die eine Hälfte der Deutschen (49 Prozent) spricht sich für eine verbindliche Umsetzung der Regelung aus, mit der – gemäß einer Anfang März geschlossenen Vereinbarung von Bund und Ländern – auf schnell steigende Infektionsraten durch eine Rücknahme von Lockerungen reagiert werden soll. Die andere Hälfte (48 Prozent) fände es hingegen besser, die Situation regional zu prüfen und neu abzuwägen.

Drei Viertel der Bürger (78 Prozent) bemängeln, dass die Bundesregierung in der Pandemie immer wieder mehr versprochen hat, als sie halten konnte. Zwei Drittel (68 Prozent) sind der Ansicht, dass für die Schwächsten in der Pandemie zu wenig getan wurde, fast ebenso viele (63 Prozent) haben nach eigenem Bekunden den Überblick verloren, was gerade erlaubt und was verboten ist.

Die Stimmung ist gekippt

„Die Stimmung ist vollends gekippt. Der Kredit, den die Bürger den Krisenmanagern im vergangenen Jahr gewährt haben, ist aufgebraucht“, schreibt dazu die „Welt“. In keiner zentralen Frage habe die Regierung noch die Mehrheit der Bürger hinter sich.

Die Unzufriedenheit spiegelt sich auch in den Umfragewerten für die Parteien wider. Die Union befindet sich weiterhin im Tiefflug. In dem am Donnerstag veröffentlichten ARD-„Deutschlandtrend“ sackten CDU und CSU im Vergleich zur vorherigen Befragung um sechs Prozentpunkte auf 27 Prozent ab. Der Koalitionspartner SPD verharrte bei 16 Prozent. Die Grünen legten dagegen um zwei Punkte auf 22 Prozent zu.

Die AfD kommt in der Umfrage unverändert auf elf Prozent, die Linkspartei bleibt bei sieben Prozent. Die FDP könnte nach einem Plus von zwei Punkten mit neun Prozent der Stimmen rechnen.

Die Arbeit von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wird insgesamt weiter positiv bewertet, allerdings verliert auch sie an Zustimmung. Mit ihrer Arbeit sind 58 Prozent der Befragten ‚sehr zufrieden‘ oder ‚zufrieden‘ – das sind sechs Prozentpunkte weniger als Anfang März. Zugleich handelt es sich um den niedrigsten Zustimmungswert seit März 2020.

Wer kann Kanzler?

Bei der Frage nach dem Kanzlerkandidaten der Union liegt CSU-Chef Markus Söder in der Gunst der Bevölkerung weiter deutlich vor dem CDU-Vorsitzenden Armin Laschet. Beim ARD-„Deutschlandtrend“ legte der bayerische Ministerpräsident im Vergleich zur vorherigen Umfrage noch einmal um drei Punkte auf 54 Prozent zu. Nordrhein-Westfalens Regierungschef Laschet sackte dagegen um drei Punkte auf 19 Prozent ab.

Bei den Anhängern von CDU und CSU ist das Bild noch klarer: Vier Fünftel der Unionsanhänger (79 Prozent) halten Söder für einen guten Kanzlerkandidaten, bei Laschet glauben dies nur 29 Prozent der Unions-Anhänger.

Bei der Frage, wer für die Grünen als Spitzenkandidatin oder Spitzenkandidat antreten soll, ist das Meinungsbild weniger klar: In der aktuellen Befragung liegt Parteichef Robert Habeck mit 30 Prozent leicht vor der Ko-Vorsitzenden Annalena Baerbock mit 25 Prozent. Unter den eigenen Anhängern liegen Habeck mit 61 Prozent und Baerbock mit 60 Prozent praktisch gleichauf.

Was noch aus den „Deutschlandtrend“-Zahlen hervorgeht, ist der Umstand, dass fast die Hälfte der Bürger sich härtere Maßnahmen im Kampf gegen die Corona-Pandemie wünschen. Dafür sprachen sich 48 Prozent der Befragten aus – das sind 16 Prozentpunkte mehr als Mitte März und 28 Punkte mehr als Anfang März. Ein knappes Viertel von 24 Prozent hält die aktuell geltenden Regeln für angemessen, weiteren 24 Prozent gehen sie zu weit.

„Heißt das, die Bürger sind noch immer extrem leidensfähig?“, fragt „Welt“ und kommt zu dem Schluss: „Wohl kaum. Das Votum für einen härteren Lockdown ist ein Votum gegen das ständige Auf und Zu, Hin und Her, es signalisiert vollkommene Ermüdung. Dahinter steht die – vermutlich trügerische – Hoffnung, dass ein harter Lockdown das Land dem Ende der Pandemie endlich näherbringt. Es ist kein Votum, das die derzeitige Krisenpolitik stützt, sondern sie vielmehr fundamental infrage stellt.“ (nmc)

(Mit Material von afp und dts)



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