Studie bestätigt: „Kuschelhormon“ kann sich positiv auf Globalisierung auswirken

Das Ergebnis einer Studie von Bonner Wissenschaftlern zeigt, dass es durchaus einen Zusammenhang gibt zwischen der Ausschüttung oder Verabreichung des Hormons Oxytocin und der Bereitschaft, fremden Menschen zu helfen.
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Aus Liebe - und auch aus Liebe zu Europa: Zwei Teilnehmer einer Demonstration von EU-Anhängern in Rom küssen sich leidenschaftlich.Foto: Gregorio Borgia/dpa
Von 18. August 2017

Das Hormon Oxytocin war bisher weitgehend in der Geburtshilfe bekannt. Das Wort kommt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie „leicht gebärend“. Es leitet die Wehen ein, stimuliert die Milchproduktion, ermöglicht das Stillen und stärkt die Bindung zwischen Mutter und Kind. Besonders bei stillenden Müttern wird es wie eine Art „Wohlfühlhormon“ vom Körper selbst ausgeschüttet.

Das ist aber bei weitem noch nicht alles. Oxytocin gilt auch als Neurotransmitter, der Vertrauen und soziale Bindungen stärkt. Es steigert die Lust und Bereitschaft zur Paarung, weswegen es nicht nur als „Glückshormon“ sondern auch als „Kuschelhormon“ bezeichnet wird. Auch beim Sex und bei Verliebten ist der Oxytocin-Spiegel besonders hoch.

Gerade diesen Umstand nahmen Forscher der Universität Bonn nun als Grundlage, um herauszufinden, ob dieses Hormon bei der jetzt stattfindenden Globalisierung unterstützend zum Einsatz kommen kann, indem es die Nächstenliebe, den Altruismus, fördert. Sie schreiben selbst über den Anlass ihrer Studie:

„Inmitten einer schnellen Globalisierung erfordert die friedliche Koexistenz von Kulturen ein tieferes Verständnis über die Kräfte, die ein prosoziales Verhalten fördern und Fremdenfeindlichkeit vereiteln können.“

Das Ergebnis der Studie zeigt, dass es durchaus einen Zusammenhang gibt zwischen der Ausschüttung des Hormons Oxytocin und der Bereitschaft, fremden Menschen zu helfen.

Spendenbereitschaft als Ausdruck der Nächstenliebe

Unter der Leitung des Psychiaters Prof. René Hurlemann testete das Team von Wissenschaftlern der Universität Bonn, des Laureate Institute for Brain Research in Tulsa (USA) und der Universität Lübeck insgesamt 183 Probanden. Dabei handelte es sich durchweg um Studierende aus Deutschland. Im Laboratorium für Experimentelle Wirtschaftsforschung der Universität Bonn absolvierten sie eine Spendenaufgabe am Computer. Darin wurden die konkreten Spendenanliegen – zum Beispiel Kleidung – von 50 hilfsbedürftigen Menschen vorgestellt, von denen 25 aus Deutschland kamen; 25 weitere waren Flüchtlinge.

Eine Kurzbeschreibung der jeweils Bedürftigen rundeten die Fragestellungen ab, wie z.B.: „Herbert ist 37 Jahre alt, wurde in Koblenz geboren und lebt in Deutschland. Er ist arm und kann es sich nicht leisten, frisches Fleisch und frischen Fisch im Supermarkt zu kaufen. Würdest du für Herbert spenden?“

Oder: „Safiye ist 24 und wurde in Aleppo geboren. Sie ist arm und kann es sich nicht leisten, frisches Obst und Gemüse im Supermarkt zu kaufen. Würdest du für Safiye spenden?“

Mit einem Startguthaben von 50 Euro konnten die Versuchsteilnehmer für jeden Fall gesondert entscheiden, ob sie eine Summe zwischen null und einem Euro spenden wollten. Dabei zeigte sich, dass diejenigen, die schon eine positive Haltung gegenüber Flüchtlingen hatten, nach Gabe des Oxytocin-Sprays doppelt so viel an Flüchtlinge und Einheimische spendeten, als die, die nur ein Placebo erhielten. Bei denen, die grundsätzlich feindselig gegenüber Fremden eingestellt waren, änderte sich vorerst nichts.

Positiver Einfluss der Gesellschaft kann Nächstenliebe fördern

Erst nach Verdopplung des Einflusses auf die negativ eingestellte Gruppe veränderte sich deren Verhalten. Kam also zur Verabreichung des hormonhaltigen Nasensprays noch der positive Einfluss der Mitprobanden hinzu, steigerte sich die Spendenbereitschaft dieser Gruppe letztlich um 74 Prozent. Die Spenden für Einheimische nahmen hingegen nicht zu. Durch die kombinierte Darreichung von Hormon und sozialer Norm reichte das Spendenaufkommen der Fremdenskeptiker also bis auf nahezu 50 Prozent an das der altruistischen Gruppe heran.

Die Bonner Wissenschaftler kamen daher zu dem Schluss, dass das Hormon Menschen helfen könne, sich daran zu gewöhnen, Seite an Seite mit Migranten zu wohnen. „Die gemeinsame Steigerung von Oxytocin und Gruppendruck könnte selbstsüchtige Motive verringern“, sagte der federführende Autor der Studie, Professor Rene Hurlemann. „Unter den richtigen Bedingungen könnte Oxytocin die Akzeptanz und Integration der Migranten in den westlichen Kulturen steigern.“



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