Studie zu Corona-Einschränkungen: Wer mehr verdient, plädiert für härtere Maßnahmen
Wie stehen die Menschen zu den pandemiebedingten Einschränkungen? Forscher der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg nahmen diese Frage als Anlass für eine repräsentative Umfrage am 18. und 19. Mai. Prof. Dr. Matthias Fifka, Inhaber des Lehrstuhls für Betriebswirtschaftslehre und Studienleiter, kommt darin zu dem Fazit: „Bei vielen Menschen zeigt sich die Einstellung, jeder ist sich selbst der Nächste.“
Deutlich wird auch: Wer mehr verdient, plädiert für härtere Maßnahmen
In den Ergebnissen wird deutlich, dass das Einkommen der Befragten eine wesentliche Rolle spielt.
Drei Viertel (74 Prozent) der Menschen, die ein Monatseinkommen von mehr als 3000 Euro haben, plädieren dafür, dem Schutz des Lebens alle anderen Werte unterzuordnen. Bei denen, die weniger verdienen, sind es lediglich zwei Drittel (66 Prozent).
„Wer mehr verdient, hat eher finanzielle Rücklagen gebildet und kann auch einen Verdienstausfall besser verschmerzen“, kommentiert Studienleiter Fifka.
Zwei Drittel der Menschen erwarten, dass Bundes- und Landesregierungen vor der Einschränkung von Grundrechten in so einer Ausnahmesituation die Zustimmung der Parlamente einholen sollen. Die Anzahl derer, die fordern, dass die Exekutive „mögliche Folgen der Einschränkungen, etwa wirtschaftliche Schäden, konsequent berücksichtigen und darüber Rechenschaft ablegen“ soll, liegt bei 75 Prozent, schreibt die „Süddeutsche“.
Wer hat die Verantwortung?
„Es liegt in der Verantwortung des Staates, die Menschen so gut wie möglich zu schützen“ war einer der Punkte, die die Forscher interessierte. Vor allem die Gruppe der 45- bis 59-Jährigen (79 Prozent) und die Gruppe der 60- bis 75-Jährigen (78 Prozent) stimmten dieser Aussage „eher“ oder „vollkommen“ zu.
Interessanterweise zeigen sich gleichzeitig in diesen beiden Altersgruppen bei einem anderen Statement noch höhere Werte: „Es liegt in der Verantwortung des einzelnen Bürgers, sich selbst so gut wie möglich zu schützen“ – 88 Prozent der 45- bis 59-Jährigen und 86 Prozent der 60- bis 75-Jährigen stimmten dem zu.
Ältere befürworten massive Einschränkungen eher als Jüngere
61 Prozent der 60- bis 75-Jährigen stimmt „eher/vollkommen“ zu, dass Maßnahmen vertretbar sind, die die Freiheit aller massiv einschränken. Die 16- bis 29-Jährigen (45 Prozent) und die 30- bis 44-Jährigen (47 Prozent) sahen dies etwas anders.
Generell zeigt sich, dass Ältere – die stärker gefährdet sind – rigorosen Maßnahmen eher zugeneigt sind, als jüngere Menschen.
„Den Älteren scheint es vor allem um ihre körperliche Gesundheit zu gehen“, zitiert Christoph Koopmann, der für die „Süddeutsche“ die Studienergebnisse vorab einsehen konnte, Prof. Dr. Fifka. Die Jüngeren hätten womöglich eher den Eindruck, das Virus könne ihnen nicht viel anhaben. „Ihnen ist nach zwei Monaten der Krise bewusst geworden, was die Maßnahmen wirtschaftlich für sie bedeuten“, so Fifka.
Die Studie ist noch nicht veröffentlicht. (ks)
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