Stuttgarter Polizei will Familienhintergrund der Tatverdächtigen von Stuttgarter Krawallen beleuchten

In den Ermittlungen zu den Stuttgarter Unruhen will die Polizei auch das Umfeld und den Hintergrund der Tatverdächtigen beleuchten.
Titelbild
Bundesinnenminister Horst Seehofer (R) und Thomas Strobl, Innenminister von Baden-Württemberg, am 22. Juni 2020 am Schauplatz in Stuttgart.Foto: THOMAS KIENZLE / AFP über Getty Images
Epoch Times12. Juli 2020

Bei ihren Ermittlungen zur Stuttgarter Krawallnacht will die Polizei auch das Umfeld der Verdächtigen und deren familiären Hintergrund beleuchten.

Die Ausschreitungen in der Nacht zum 21. Juni hätten ein bisher ungekanntes Aggressions- und Gewaltpotenzial offenbart, sagte ein Polizeisprecher. Da gehöre es selbstverständlich zur Aufarbeitung dazu herauszufinden, mit wem man es zu tun habe, und das Umfeld der Verdächtigen und in unklaren Fällen auch einen möglichen Migrationshintergrund zu ermitteln.

„Stuttgarter Nachrichten“ berichten, die Polizei wolle Stammbaumforschung betreiben

Einen Bericht von „Stuttgarter Zeitung“ und „Stuttgarter Nachrichten“, die Polizei wolle Stammbaumforschung betreiben, wies der Sprecher zurück. „Aber wir betreiben natürlich keine Ahnen- oder Stammbaumforschung“, sagte er. Ein Sprecher der Stadt schrieb bei Twitter, der Begriff gehöre nicht zum Wortschatz der Stadt beziehungsweise der Polizei. Weder er noch weitere Zuhörer einer Gemeinderatssitzung könnten sich daran erinnern. Man werde nun das Protokoll der fraglichen Sitzung auswerten.

In dem Bericht hatte es geheißen, Polizeipräsident Franz Lutz habe im Gemeinderat angekündigt, dass die Polizei auch bei Verdächtigen mit deutschem Pass mit Hilfe der Landratsämter Stammbaumrecherche betreiben werde. Das hatte breite Kritik ausgelöst.

Suttgarter Polizeipräsident Franz Lutz. Foto: über dpa

„Das verstört mich nachhaltig“, twitterte die SPD-Vorsitzende Saskia Esken. „Polizeiliche Stammbaumforschung ist die unsägliche Konsequenz aus der rechtsextremen Debattenverschiebung darüber, es sei relevant, ob Menschen, die Straftaten begehen, deutsch sind oder nicht / Migrationswurzeln haben oder nicht“, twitterte der Grünen-Bundestagsabgeordnete Konstantin von Notz. „Mir fehlen immer noch die Worte“, sagte der Grünen-Politiker Cem Özdemir den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Der Polizeipräsident solle seinen „skurrilen Vorschlag“ sofort aus der Welt schaffen.

Stuttgarter Unruhen: 32 Polizisten wurden verletzt – 40 Verdächtige ermittelt

In Stuttgart war es in der Nacht zum 21. Juni zu schweren Auseinandersetzungen gekommen. Randalierer hatten damals Schaufenster zerstört und Geschäfte geplündert. Nach Angaben der Polizei waren 400 bis 500 Menschen an den Randalen beteiligt oder hatten dabei zugeschaut. 32 Polizisten wurden verletzt. Inzwischen seien 40 Verdächtige ermittelt. 14 säßen in Untersuchungshaft, sechs weitere Haftbefehle seien außer Vollzug gesetzt worden, hieß es.

Das baden-württembergische Innenministerium bezeichnete die Abfrage von Daten zur Nationalität der Eltern von Verdächtigen als Selbstverständlichkeit in einem Strafverfahren. Die Stuttgarter Polizei ermittle darin auch zu den Lebens- und Familienverhältnissen der Verdächtigen. „Deshalb wird in einzelnen Fällen die Nationalität der Eltern von Tatverdächtigen durch Anfragen beim Standesamt erhoben, um zu klären, ob ein Migrationshintergrund gegeben ist“, betonte Innenminister Thomas Strobl (CDU).

Der baden-württembergische Innenminister Thomas Strobl (CDU). Foto: über dpa

Dieser liege vor, wenn es sich bei einem Elternteil um eine Nichtdeutsche oder einen Nichtdeutschen handele. „Der Begriff „Stammbaumforschung“ ist da fehl am Platze“, sagte Strobl. „Unsere Polizei arbeitet professionell und korrekt.“

Strobl: Ausschreitungen zeigten bislang unbekanntes Gewalt- und Eskalationspotential

Die Ausschreitungen in Stuttgart hätten ein bislang unbekanntes Gewalt- und Eskalationspotential der Beteiligten erkennen lassen. Daran richteten sind auch die Maßnahmen zur justiziellen und polizeilichen Aufarbeitung aus. „Und deswegen werden alle Umstände in die Bewertung einbezogen, die für die Sanktionierung, aber auch die Prävention, von Bedeutung sind“, sagte Strobl. (dpa)



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