Thalia verkauft Propagandabücher der KP Chinas

Neuerdings gibt es chinesische Bücher bei Thalia zu kaufen – die Auswahl ist allerdings sehr einseitig. Verkauft wird nur, was die Kommunistische Partei Chinas zulässt. Es geht dabei um die Präsenz der KP auf dem Buchmarkt in Deutschland. Damit erntet Thalia Kritik und Unmut von Kunden und Politikern.
Titelbild
Xi Jinpings Buch auf einer Veranstaltung im Jahre 2017.Foto: FRED DUFOUR/AFP über Getty Images
Von 18. September 2020

Die Thalia-Filiale am Alexanderplatz in Berlin, so berichten mehrere deutsche Medien, vertreibt neuerdings Bücher aus China. Soweit erstmal nichts Besonderes, man soll ja eine vielfältige Auswahl an Literatur haben. Doch hierbei handelt es sich um von China ausgewählte Bücher – also von der Kommunistischen Partei Chinas (KPC) gutgeheißen.

Die Bücher findet man sogar im gesonderten „Thalia-Tipp“-Regal – in jeder Filiale der Buchhandlungskette hat es eine prominente Stelle.

„Klassische Propagandawerke des Führers der größten Diktatur der Welt“

Nach Angaben des „Redaktionsnetzwerks Deutschland“ (RND) ist die Auswahl an Themen recht einseitig – chinesische Kinderbücher und Bücher über Kultur, teils direkt von Parteimitgliedern der KP Chinas. Zwei Bücher wurden sogar von Xi Jinping höchstpersönlich verfasst. Der aktuelle Parteiführer schrieb eines davon über das Regieren in seinem Land – also „klassische Propagandawerke des Führers der größten Diktatur der Welt“, wie der „RND“-Autor es ausdrückt.

Man sucht vergeblich regierungskritische Werke unter den Tipps von Thalia, obwohl es nicht am Platz mangelt – es gibt sogar drei Regale nur für China-relevante Themen. Auch Bücher über aktuelle Themen, wie Taiwan oder die Minderheiten in China, findet man nicht darunter. Ein Verkäufer erklärt die Situation: Es handele sich ausschließlich um Bücher aus chinesischen Verlagen. Aber was bedeutet das genau?

Auf die Fragen des „RND“ schickt der Buchhändler nur ein knappes Statement: „Vor allem als Service für die wachsende chinesische – bzw. China-Interessierte – Community in Deutschland testet Thalia in Zusammenarbeit mit ‚China Book Trading‘ ein chinesisches Buchsortiment.“

Es sei ein „Test“, erklärt das Unternehmen, und zeitlich begrenzt – in Berlin, Hamburg und Wien. „Unsere chinesischen Partner schlagen Bücher vor, die vom Thalia Sortimentsmanagement geprüft und freigegeben werden“, so das Unternehmen in dem Statement. „China Book Trading“ ist ein Verlag aus China und gehört zur KP Chinas. Unabhängige Verlage zum Beispiel aus Hongkong gehören nicht dazu.

Dagmar Schmidt: „China nutzt die offene deutsche Gesellschaft“

„Der Test“, wie das Unternehmen den Verkauf der KP-Bücher bezeichnet, erntet heftige Kritik. Dagmar Schmidt, SPD-Bundestagsabgeordnete, sagte gegenüber „ZDFheute“: „Es müsste ein Schild daran: ‚Dieses Regal wird Ihnen präsentiert von der Kommunistischen Partei Chinas.‘ Es muss nachvollziehbar sein, wessen Interessen dort vertreten werden. Und andere Literatur [soll] gleichermaßen zugänglich sein.“

„China nutzt die offene deutsche Gesellschaft, auf die wir auch stolz sind, während uns das in China selbst nicht erlaubt ist“, sagte Schmidt gegenüber „RND“.

Ihrer Einschätzung zufolge gehe es Peking gar nicht um den Verkauf der Bücher, sondern um Präsenz. „Peking testet hier aus, wie weit es gehen kann, während uns der Zugang mit unseren Positionen und Literatur nach China nicht offen steht.“ Die SPD-Politikerin gibt dem Unternehmen zu denken: „Thalia muss sich überlegen, ob es das wirklich unterstützen will.“

Ruprecht Polenz, ehemaliger CDU-Außenpolitiker, ist genauso enttäuscht und schrieb dazu auf Twitter: „Das darf nicht wahr sein. Thalia überläßt der chinesischen Regierung die Bestückung der Regale mit China-Literatur? Ich mag’s nicht glauben.“

Auf seine Nachricht erntete Polenz Kritik. Daraufhin erklärt er, dass es nicht darum gehe, „ob Buchhandlungen fragwürdige Bücher zum Kauf anbieten, sondern wer die Auswahl trifft und ob das für den Konsumenten transparent ist“. Andere Twitter-Nutzer schlagen die Kennzeichnung solcher Regale als „Werbung“ vor, wie das in Zeitungen auch der Fall sei.

Tobias Bringmann, früherer Pressesprecher der CDU Baden-Württemberg und derzeitiger Geschäftsführer des Kommunalverbandes, verkündete ebenfalls auf Twitter, dass er erst „wieder bei Thalia ein Buch“ kaufen werde, wenn „sie sich nicht mehr von China die präsentierten Bücher sponsern lassen!“



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