Uni-Essen-Kinderstudie berichtet von Verdreifachung der Suizidversuche

Der erbitterte Kampf der Regierung mit Lockdowns gegen die Pandemie hat schweren Schaden bei Kindern und Jugendlichen hinterlassen.
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Schulkinder.Foto: iStock
Von 9. Januar 2022

Der erste Lockdown fand in Deutschland im Frühjahr 2020 statt. Er begann am 22. März und endete nach sieben Wochen mit ersten Lockerungen am 4. Mai. Der zweite und wesentlich länger andauernde Lockdown begann nach einem zuvor am 2. November verhängten Lockdown Light am 16. Dezember 2020. Dieser wurde mehrfach verlängert und endete nach mehr als sechs Monaten im Mai 2021.

Der Preis für die von der Regierung verhängten Maßnahmen zeigte sich jedoch nicht nur im wirtschaftlichen Bereich. Eine Studie des Universitätsklinikums Essen beschäftigt sich mit den Folgen, die der zweite Lockdown im Frühjahr 2021 unter Kindern und Jugendlichen angerichtet hat. Die Ergebnisse sind katastrophal. Wie die Forscher herausfanden, hatte es einen starken Anstieg von Selbstmordversuchen in den jüngsten Altersgruppen der Bevölkerung gegeben.

„Kleine Corona-Opfer“

Am 5. Januar berichtete die Universitätsmedizin Essen (UME) in ihrem aktuellen Video-Podcast der Reihe „19 – die Chefvisite“ über „Kleine Corona-Opfer – Präsenz- oder Distanzunterricht für die Kinder“ im Zusammenhang mit dem Schulbetrieb in Pandemiezeiten. Die UME umfasst mit ihren vier Tochterkliniken insgesamt 32 Kliniken, 24 Institute sowie 13 Tochterunternehmen und ist der „führende Standort für Krankenversorgung, Forschung und Lehre in der Metropole Ruhr“ und steht unter der Leitung des Ärztlichen Direktors und Vorstandsvorsitzenden Prof. Dr. Jochen A. Werner.

Als Gast der Sendung kam Prof. Dr. Christian Dohna-Schwake, Leitender Oberarzt der Pädiatrischen Intensivmedizin in der Kinderklinik des Universitätsklinikums Essen, zu Wort. Laut Prof. Dohna-Schwake habe man durch die Untersuchungen für die noch nicht veröffentlichte Studie festgestellt, dass während des zweiten Lockdowns „vermehrt Jugendliche auf der Intensivstation aufgenommen wurden nach einem Suizidversuch“.

Selbstmordversuche bei Jugendlichen verdreifacht

Mehrere Studien hätten bereits belegt, dass die seelische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen massiv gelitten habe: Depressive Störungen, Angststörungen und Essstörungen führte der Professor als Beispiele an. Das habe sich unter Kindern und Jugendlichen zum Teil verdoppelt und verdreifacht.

Aus Gesprächen mit Kollegen heraus hatte Dohna-Schwake bereits vermutet, dass es auch einen Anstieg der Selbstmordversuche gegeben habe, aber das Ergebnis überraschte in seiner Höhe dann doch. Vor allem die Zeit gegen Ende des zweiten Lockdowns von Mitte März bis Ende Mai 2020 nahmen sich die Forscher vor und fanden heraus, dass es einen rasanten Anstieg der Suizidversuche bei Jugendlichen gab.

Deutschlandweit wurden von Mitte März bis Mai 2021 rund 500 Kinder und Jugendliche wegen Suizidversuchen auf die Intensivstationen der bundesdeutschen Krankenhäuser gebracht. Damit steigerte sich dieser traurige Wert um das Dreifache gegenüber der von den Forschern ebenfalls betrachteten Vor-Corona-Zeiträume Mitte März bis Ende Mai der Jahre 2017 bis 2019.

In die Studie flossen Daten aus 27 Kinderintensivstationen in Deutschland. Hochgerechnet mit den DIVI-Zahlen der Intensivbelegungen ergab sich dem Leitenden Kinderarzt nach eine Quote von bis zu 20 Prozent der Intensivbetten für Kinder in Deutschland, die man damit in der Studie berücksichtigt hatte.

Zweiter Lockdown noch viel schlimmer

Dabei hatte der erste Lockdown sogar eine Abnahme der Suizidversuche unter jungen Menschen zu verzeichnen. Professor Dohna-Schwake erklärte sich das damit, dass alles noch neu gewesen sei, auch das Wetter sei schön gewesen, man habe ins Freie gehen können. Zudem hatte man die Aussicht, dass alles besser werde, man das zusammen durchstehen müsse. Man habe sich zusammengerissen. Dohna-Schwake verglich das mit dem zweiten Lockdown, der zwar lockerer gewesen sei, sich aber wie ein Kaugummi hingezogen hätte. Auch sei die Zuversicht gesunken gewesen. Im Vergleich mit dem ersten Lockdown hatten die Zahlen sich sogar vervierfacht, wie Dohna-Schwake herausfand.

Der Mediziner wies darauf hin, dass soziale Kontakte außerhalb von digitalen Medien präventiv gegen diesen Trend seien und Schule ein Ort mit sozialen Kontakten sei. Er schließt daraus, dass das Offenhalten der Schulen das A und O der präventiven Maßnahmen sei. In Richtung der Regierung und der Ministerpräsidenten gerichtet riet der Leitende Oberarzt der Kinderintensivstation am Klinikum Essen, dass man die Schulen so lange offen halten solle, wie es nur gehe.

Gegenüber der „Bildzeitung“ sagte Dohna-Schwake, dass er mit einer hohen Dunkelziffer rechne, da „nicht alle Selbstmordversuche dieser Altersklasse“ auf der Intensivstation landen würden. Rund fünf Prozent dieser Versuche sollen tödlich verlaufen. Er wiederholte seine Vermutung, dass die Zunahme des Konsums digitaler Medien „eine nicht zu unterschätzende Rolle nach monatelangem Homeschooling und dem Fehlen realer zwischenmenschlicher Kontakte“ gespielt haben könnten.

Der Professor bezog sich nochmals warnend auf Studien über die Zusammenhänge von Bildschirm-Zeit und mentalen Problemen. Auch gegenüber der Zeitung forderte der Mediziner eindringlich als „wichtige Prävention“, die Schulen „diesmal so lange wie nur irgend möglich offenzuhalten“.

Woher stammen die Lockdowns?

In einer im Januar 2013 dem Bundestag von der Regierung zum Bevölkerungsschutz vorgelegten Risikoanalyse „Pandemie durch Virus Modi-SARS“ war bereits unter Federführung des Robert Koch-Instituts (RKI) das Szenario eines außergewöhnlichen Seuchengeschehens erarbeitet worden. Auf Basis der Erkenntnisse aus der 2002/2003 von China ausgegangenen SARS-Pandemie hatte man den hypothetischen Verlauf einer Pandemie in Deutschland modelliert, heißt es auf Seite 5 des Berichts.

Auch diesmal ging man von der Verbreitung eines gefährlichen Virus aus dem asiatischen Raum heraus aus. Man ging in der Planung von einem Zeitraum von drei Jahren aus „mit drei voneinander getrennten Wellen mit immens hohen Opferzahlen und gravierenden Auswirkungen auf unterschiedliche Schutzgutbereiche“. Von Lockdowns oder Ausgangssperren war in dem Planungsbericht allerdings keine Rede. Diese „Strategie“ hatte man tatsächlich in der SARS-CoV-2-Pandemie vom Pandemieverursacher China übernommen, wo seit über 70 Jahren ein kommunistisches Regime herrscht.



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