„Verbotener Kuss“ löst Großeinsatz in Flüchtlingsheim aus

Zu einem Großeinsatz kam es in einem Flüchtlingsheim in Friedland (Göttingen), nachdem ein Iraker eine verheiratete Afghanin auf die Wange geküsst hatte. Die Polizei hatte Schwierigkeiten, die aufgebrachte Menge aus 100 Irakern und Afghanen wieder zu beruhigen.
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Foto: UWE ZUCCHI/AFP/Getty Images
Epoch Times6. Oktober 2015

Ein Kuss auf die Wange einer verheirateten Frau im Flüchtlingslager Friedland führte zu einem Großeinsatz der Polizei im Raum Göttingen. 90 Beamte waren vor Ort, um einen größeren Konflikt zwischen den streitenden Parteien, bestehend aus rund 100 afghanischen und irakischen Flüchtlingen, zu verhindern.

Ein 52-jähriger Iraker hatte gegen 18 Uhr in einem Friedländer Supermarkt die 28-jährige, verheiratete Frau aus Afghanistan, mutmaßlich gegen ihren Willen, auf die Wange geküsst. Beide Personen waren in der Landesaufnahmebehörde Niedersachsen (LAB NI) untergebracht.

Später soll der Iraker von der Afghanin, ihrem Ehemann und einem weiteren Flüchtling aus Afghanistan zur Rede gestellt worden sein. Dabei trat die Afghanin dem Iraker gegen sein Bein.

Ein Übergriff der beiden afghanischen Männer auf den Iraker konnte durch Polizisten vor Ort verhindert werden. Nachdem der Vorfall im Flüchtlingsheim bemerkt wurde, spitzte sich die Stimmung unter den insgesamt 100 Flüchtlingen beider Nationen zu, sodass Polizei-Verstärkung angefordert werden musste.

Trotz der großen Zahl an Einsatzkräften gelang es der Polizei nur mit Schwierigkeiten, ein Aufeinandertreffen der Kontrahenten zu verhindern. Vergeblich versuchte man mehrmals die Distanz zwischen den rivalisierenden Gruppen zu vergrößern.

Sprachmittler versuchten auf die Situation einzuwirken und zu deeskalieren, dadurch beruhigte sich die Lage etwas.

Um die Situation unter Kontrolle zu bringen, wurden der Iraker und die drei Afghanen zur Polizeidienststelle in Göttingen gebracht.

Der 52-jährige Iraker kam später nicht mehr zurück nach Friedland, sondern wurde in eine andere Unterkunft gebracht.

Hier der ausführliche Polizeibericht im Wortlaut

"Im Zusammenhang mit dem Großeinsatz auf dem Gelände der Landesaufnahmebehörde Niedersachsen (LAB NI) in Friedland (Kreis Göttingen) hat die Polizei insgesamt vier Ermittlungsverfahren wegen Beleidigung, Körperverletzung und Verdachts der versuchten gefährlichen Körperverletzung eingeleitet. Noch im Laufe der Nacht wurden weitere Informationen zum vermuteten Tathergang beziehungsweise Auslöser der Konfrontation zusammengetragen.

Den derzeit vorliegenden Erkenntnissen zufolge, küsste der 52 Jahre alte Iraker gegen 18 Uhr in einem Friedländer Supermarkt die 28-jährige, verheiratete Frau aus Afghanistan mutmaßlich gegen ihren Willen auf die Wange. Beide Personen sind in der LAB NI untergebracht.

Einige Zeit danach wurde der Iraker von der betroffenen Frau, deren Ehemann und einem weiteren Flüchtling aus Afghanistan auf dem Unterkunftsgelände festgestellt und sollte offenbar ,gemaßregelt‘ werden. Beim Aufeinandertreffen der Parteien trat die 28-Jährige dem 52-Jährigen gegen das Bein.

Vor Ort anwesende Beamte der Bereitschaftspolizei, die auf dem Gelände regelmäßig Präsenzstreifen versehen, wurden auf die aufkeimenden Aggressionen aufmerksam. Durch sofortiges Einschreiten konnten die Polizisten Übergriffe des Ehemannes und seines Begleiters auf den Iraker unterbinden und die Beteiligten räumlich voneinander trennen.

Die Situation sorgte schnell für starkes Aufsehen in der Einrichtung, sodass sich innerhalb kürzester Zeit ca. 100 Flüchtlinge beider Nationalitäten am Ereignisort einfanden. Die Stimmung war zunehmend aufgeheizt und aggressiv.

Über die Lage- und Führungszentrale der Polizeidirektion Göttingen wurden vor diesem Hintergrund sofort alle verfügbaren Funkstreifen von anderen Dienststellen, darunter auch aus der benachbarten Polizeiinspektion Northeim/Osterode und dem Polizeipräsidium Nordhessen angefordert, um eine Eskalation der Lage zu verhindern.

Trotz der zuvor durchgeführten Trennung konnte ein weiterer Afghane den Iraker während des unübersichtlichen Geschehens angreifen und treten. Der Mann wurde sofort von Einsatzkräften überwältigt.

Um eine Beruhigung der Lage herbeizuführen, transportierten Einsatzkräfte den Iraker und die drei Afghanen zur Polizeidienststelle nach Göttingen. Die 28 Jahre alte Frau musste aufgrund einer plötzlich aufgetretenen Erkrankung mit einem Rettungswagen in die Krankenstation der LAB eingeliefert werden. Die genaue Ursache hierfür ist noch unbekannt. Die Ermittlungen dazu dauern an.

Der 52-jährige Iraker wurde nach Abschluss der polizeilichen Maßnahmen incl. einer Gefährderansprache nicht wieder zurück nach Friedland gebracht. Er kam stattdessen in eine andere Unterkunft.

Da sich die Lage vor Ort noch immer nicht beruhigen ließ, wurde erneut unter Zuhilfenahme von Sprachmittlern versucht, beruhigend auf die beiden Personengruppen einzuwirken.

Über Lautsprecher führte die Polizei außerdem weitere Gefährderansprachen durch und forderte anwesende Flüchtlinge auf, sich zu entfernen. Dieser Aufforderung kam ein Großteil zunächst nach, und die Lage beruhigte sich. Wenig später erschienen beide Flüchtlingsgruppen jedoch erneut vor Ort und provozierten sich gegenseitig verbal.

Der Polizei gelang es trotz der großen Zahl an Einsatzkräften nur mit Schwierigkeiten, ein Aufeinandertreffen der Kontrahenten zu verhindern. Es wurde mehrfach vergeblich versucht, die Distanz zwischen den rivalisierenden Gruppen zu vergrößern. Zur Durchsetzung der Maßnahme musste schließlich unmittelbarer Zwang in Form von körperlicher Gewalt angewendet sowie in zwei Fällen kurzfristig vom Einsatzmehrzweckstock Gebrauch gemacht werden.

Erst nach erneuter Einflussnahme der Sprachmittler auf die Gruppe der Iraker suchten diese schließlich ihre Unterkünfte auf, und die Situation entspannte sich. Auch die Afghanen entfernten sich daraufhin.

Zur Verhinderung weiterer Eskalationen wurde das gesamte Unterkunftsgelände im Anschluss intensiv von der Polizei bestreift. Den Rest der Nacht blieb es daraufhin ruhig. Zu weiteren Zwischenfällen kam es nicht.

Ein 19-jähriger Afghane, der nach derzeitigen Informationen während der Auseinandersetzung als Rädelsführer agiert haben soll, wurde von der Polizei in Gewahrsam genommen und nach Göttingen gebracht. Auch er erhielt eine Gefährderansprache mittels Dolmetscher.

Zurück in die LAB NI durfte er nicht. Nach Ende der polizeilichen Maßnahmen wurde der 19-Jährige ebenfalls in einer anderen Unterkunft untergebracht.

Die Polizei führte an diesem Abend insgesamt sechs Identitätsfeststellungen und ebenso viele Gefährderansprachen durch und sprach zwei Platzverweisungen aus. Vier Personen wurden körperlich durchsucht. Rund 90 Beamte waren im Einsatz.

Die weiteren Ermittlungen dauern an."

Mehrfach Auseinandersetzungen im Lager Friedland

Mehrfach gab es in den vergangenen Wochen und Monaten Auseinandersetzungen im Grenzdurchgangslager Friedland:

2. September: In einem Gebäude kommt es zu einer Schlägerei zwischen einem 22-Jährigen und einem weiteren Flüchtling. Beim anschließenden Einsatz werden drei Mitarbeiter des Grenzdurchgangslagers verletzt.

28. August: In einem Zelt kommt es zu einem handfesten Streit um die Beleuchtung. Zwei der Beteiligten gehen offenbar mit Stuhlbeinen aufeinander los. Bei dem Handgemenge wird niemand verletzt.

16. August: Bei der Ausgabe des Mittagessens kommt es zu einer handfesten Auseinandersetzung. Etwa 50 Flüchtlinge haben offenbar die Befürchtung, nichts mehr zu Essen zu bekommen. Bei ihnen kippt die Stimmung: Daraufhin knicken sie Äste von Bäumen ab. Außerdem wird mindestens ein Sonnenschirm ergriffen. Es kommt zu gegenseitigen Angriffen. Dabei wird eine 18-Jährige aus Eritrea verletzt. Sie erleidet eine Platzwunde über dem linken Auge. (dk)



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