Verhaltensökonomin Nora Szech stirbt plötzlich und unerwartet mit 43 Jahren

Die Wissenschaftlerin hatte Geldprämien angeregt, um mehr Menschen zur Corona-Impfung zu bewegen. Kollegen trauern um eine außergewöhnliche Persönlichkeit.
Nora Szech
Trauer um Wirtschaftswissenschaftlerin Nora Szech.Foto: Pressefoto/zur Verfügung gestellt von wzb.eu/de/personen/nora-szech
Von 31. August 2023

Sie war eine massive Verfechterin der Corona-Impfung und empfahl sogar großzügige Prämienzahlungen an Impfwillige. Ebenso kompromisslos vertrat sie die Maskenpflicht und bekam dafür viel Lob. Die Verhaltensökonomin Nora Szech galt in ihren Kreisen als mitreißend und inspirierend.

Am 16. August ist sie „plötzlich und unerwartet“ im Alter von 43 Jahren gestorben, wie das Karlsruher Institut für Technologie (KIT), an dem Szech seit 2013 als Professorin für Politische Ökonomie am Institut für Volkswirtschaftslehre (ECON) wirkte, in einem Nachruf mitteilte. Nähere Angaben zur Todesursache wurden nicht gemacht.

International ausgezeichneter Ruf

Nora Szech habe sich in „kürzester Zeit mit einer Reihe von hervorragenden und viel beachteten Forschungsbeiträgen national und international einen ausgezeichneten Ruf erworben und gehörte zu den herausragenden Persönlichkeiten ihrer Generation in der wirtschaftswissenschaftlichen Forschung“, heißt es in einem Nachruf des Instituts.

Während der Corona-Pandemie hatte die Wissenschaftlerin geforscht, wie sich die Impfbereitschaft in der Bevölkerung steigern ließe. Schließlich empfahl sie Prämien. Gegenüber den „Badischen Neuen Nachrichten“ (BNN) sagte sie im Juni 2021: „Unsere Daten zeigen, dass 100 Euro Kompensation bereits helfen. 500 Euro bringen erwartungsgemäß noch mehr.“ Diese Anregung wurde allerdings nie aufgegriffen.

Tragen von Masken befürwortet

Bereits ein Jahr zuvor hatte sie die Sinnhaftigkeit vom Tragen von Masken hervorgehoben. „Das ist wirklich sehr anstrengend, die ständigen Diskussionen um das Weglassen der Maske sind nervig. Wir wissen: Sie schützt andere, aber auch in einem gewissen Maß einen selbst. Und für die Motivation der Menschen ist es immer besser, wenn sie wissen, dass sie auch etwas für sich tun.“

Eines ihrer wichtigsten Forschungsthemen war Markt und Moral. Dabei befasste sie sich zum Beispiel mit dem Thema Fleischkonsum. „Massenschlachtung, Massentierhaltung und immer neue Fleischskandale, das ist ja nichts Neues“, zitierte sie die BNN 2020. Zwar seien 90 Prozent der Menschen gegen die Massentierhaltung, kauften aber trotzdem billiges Fleisch. Zwischen Anspruch und Wirklichkeit klaffe beim ethischen Konsum eine große Lücke von 10:1. So erwarteten die Menschen von sich selbst zehnmal mehr nachhaltigen Konsum, als sie wirklich tätigten.

Bestürzung über plötzliches Ableben

Unter Ökonomen sorgte die Todesmeldung der vielfach ausgezeichneten Wissenschaftlerin für tiefe Betroffenheit. Gegenüber der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ) sagt der Verhaltens­ökonom Ernst Fehr: „Nora Szech war eine außergewöhn­liche Wissenschaftlerin, deren Arbeiten die Verhaltensökonomie bereichert haben.“ Ihre Forschung habe das Verständnis für menschliches Verhalten vertieft und sei für die praktische Anwendung in Politik und Wirtschaft relevant. In den sozialen Netzwerken zeigten sich unter anderem Isabel Schnabel, Mitglied des Direktoriums der Europäischen Zentralbank (EZB), und Clemens Fuest, Präsident des Meinungsforschungsinstituts ifo, bestürzt.



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