Von der Leyen stoppt Bundeswehr-Liederbuch „Kameraden singt!“

Nach der Affaire um Franco A. wird nun auch im Liederbuch der Bundeswehr nach rechtem Gedankengut gesucht. Von der Leyen wünscht eine völlig neue Ausgabe.
Titelbild
Das kritisierte Bundeswehr-Liederbuch "Kameraden singt!".Foto: Screenshto / ZvaB.com
Epoch Times12. Mai 2017

Im Zuge des Skandals um rechtsgerichtete Tendenzen in der Bundeswehr hat Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) die Ausgabe des Bundeswehr-Liederbuches mit Stücken wie „Schwarzbraun ist die Haselnuss“ gestoppt. „Im Rahmen des kritischen und sensiblen Umgangs mit den Inhalten wurde erkannt, dass einige Textpassagen nicht mehr unserem Werteverständnis entsprechen“, sagte ein Ministeriumssprecher den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND).

Besonders in der Kritik stehen in dem Liederbuch „Kameraden singt!“ enthaltene Stücke wie „Schwarzbraun ist die Haselnuss„, das „Panzerlied“ (getextet 1933) oder „Das Westerwaldlied“ (entstanden vermutl. 1932 in einem Lager des Freiwilligen Arbeitsdienstes FAD aus älteren Liedtexten). Sie wurden dem Ministerium zufolge in der NS-Zeit und während des Zweiten Weltkriegs als Ausdruck nationalsozialistischer Überhöhung missbraucht. Zudem finden sich in dem Liederbuch Kompositionen und Texte von NS-Ideologen. Die Tatsache, dass das Naziregime nur allzu gern auch Musik für ihre Zwecke missbrauchte, ist keine neue Erkenntnis. Die Wurzeln von „Schwarzbraun ist die Haselnuss“ sind lange vor den Nazis zu finden. Eine Vorform des Liedes entstand bereits 1790. Die Kritik, dass die genannten Lieder in dem Buch enthalten sind, ist bereits älter.

Neues Liederbuch soll her

Nach Angaben des Ministeriums wurde das Streitkräfteamt beauftragt, eine völlig neue Form des Liederbuches zu entwickeln. „Alle derzeitig im Liederbuch erfassten Lieder werden unter Einbindung des Zentrums für Innere Führung und des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr erneut kritisch und auch sensibel betrachtet“, teilte das Ministerium den RND-Zeitungen mit.

Im laufenden Haushaltsplan des Ministeriums hieß es bislang, „dass an jede Soldatin und an jeden Soldaten auf Wunsch ein Liederbuch der Bundeswehr unentgeltlich abgegeben wird“. Die Auflage des seit 1991 unveränderten Liederbuches umfasst 100.000 Exemplare, von denen noch etwa ein Zehntel verfügbar ist.

Singen der Lieder war ausdrücklich erlaubt

Bislang war das Singen der Lieder in der Bundeswehr ausdrücklich erlaubt. Im Traditionserlass der Bundeswehr, in dem die Regeln zur Traditionspflege in der Truppe festgelegt werden, heißt es: „Das Singen in der Truppe ist ein alter Brauch, der bewahrt werden soll. Das Liedgut ist im Liederbuch der Bundeswehr zusammengestellt.“

Im Zuge des Skandals um rechtes Gedankengut bei der Bundeswehr kündigte von der Leyen jedoch an, den Traditionserlass überarbeiten zu lassen. Generalinspekteur Volker Wieker ordnete zudem an, sämtliche Kasernen und Bundeswehrgebäude nach Wehrmachtsandenken zu durchsuchen und diese zu entfernen. Darunter war auch ein Foto von Altkanzler Helmut Schmidt in Wehrmachtsuniform.

Der ehemaligen Inspekteurs des Heeres, Bruno Kasdorf, sagte dieser Tage: Der Fall Franco A. und andere Beispiele für Fehlverhalten in der Bundeswehr seien so „aufgebauscht“ worden, als stünden sie exemplarisch für die gesamte Armee. „Die Bundeswehr selber hat pauschal kein Haltung- oder Gesinnungsproblem. Haltungs-, Führungs- und Glaubwürdigkeitsprobleme mache ich eher an der Spitze aus“, so Kasdorf zur „Bild“.

Siehe auch:

Ex-Heeresinspekteur: Von der Leyen hat Glaubwürdigkeit bei Truppe verloren

Skurrile Maßnahme in Hamburg: Bundeswehr-Uni entfernt Helmut-Schmidt-Foto aus Wehrmachtszeit

Erklärungsbedarf im Fall „Franco A.“: Er ist Elite-Offizier, plante internationale Manöver

(afp/rf)



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