Was noch verschwand: Der Stasi-Knast
Berlin-Hohenschönhausen, der Name weckt traumatische Erinnerungen bei denen, die hier schon seit Ende 1946 durch die sowjetische Besatzungsmacht eingekerkert wurden. Das ehemalige sowjetische Speziallager Nr. 3 wurde ihr zentrales Untersuchungsgefängnis für Deutschland. Häftlinge mussten dazu im Keller der ehemaligen Großküche einen Trakt mit fensterlosen, bunkerartigen Zellen errichten – das so genannte “U-Boot”.
Die feucht-kalten Kammern waren nur mit einer Holzpritsche und einem Kübel ausgestattet. Eine nackte Glühbirne brannte Tag und Nacht. Die Verhöre fanden vor allem in der Nacht statt und waren oft von Drohungen und körperlicher Gewalt begleitet. Ehemalige Häftlinge berichteten später, wie sie durch Schlafentzug, stundenlanges Stehen, tagelangen Arrest oder Aufenthalt in Wasserzellen zu Geständnissen gezwungen wurden.
Zu den Inhaftierten zählten neben Verdächtigen der Nazizeit viele mutmaßliche politische Gegner: Vertreter der demokratischen Parteien SPD, LDPD und CDU, aber auch Kommunisten und sowjetische Offiziere, die als nicht linientreu galten. Die meisten von ihnen wurden später von sowjetischen Militärtribunalen zu langjähriger Zwangsarbeit verurteilt. Viele Verurteilte, die nach 1989 einen Antrag auf Rehabilitierung stellten, wurden von der russischen Militärstaatsanwaltschaft inzwischen für unschuldig erklärt.
Seit 1950 gehörte die Untersuchungshaftanstalt in Berlin-Hohenschönhausen zum Ministerium für Staatssicherheit (MfS). Das Ministerium verstand sich selbst als “Schild und Schwert” der regierenden SED (Sozialistische Einheitspartei Deutschland). Seine Aufgabe war es, jeden Widerstand gegen die Alleinherrschaft der Partei auszuschalten.
Das MfS besaß eine nur in totalitären Staaten mögliche Machtfülle: Es konnte jederzeit Ermittlungsverfahren eröffnen und Verhaftungen vornehmen, es besaß zugleich die Befugnisse von Polizei und Staatsanwaltschaft. Die zentral gelenkte DDR-Justiz führte in der Regel das aus, was ihr vom MfS vorgegeben wurde. Eine parlamentarische Kontrolle des Staatssicherheitsdienstes gab es nicht, auch keine Möglichkeit, ein Verwaltungsgericht gegen dessen Maßnahmen in Anspruch zu nehmen.
Zu den Traumatisierten des kommunistischen Regimes gehörte auch Ex-Häftling Carl-Wolfgang Holzapfel, der am Donnerstag, den 29. Oktober, für eine Woche unter ständiger online sichtbarer Beobachtung (www.stasi-live-haft.de) eine Zelle bezog in Anstaltskleidung und nur allein in seiner Zelle.
Mit dieser Aktion wollte er auf das Unrecht hinweisen, das nicht nur ihm in den Zeiten der „DDR“ angetan worden war. Am Samstag gab er auf, die psychischen Belastungen erwiesen sich als unerträglich.
Die Zahl der politischen Häftlinge seit 1949 wird nach Angaben der Gedenkstätte Hohenschönhausen auf 200.000 bis 250.000 geschätzt. Etwa 35.000 wurden seit Mitte der 1960er Jahre für insgesamt 2,5 Milliarden Mark von der Bundesrepublik freigekauft. Fast vier Millionen Menschen verließen seit Kriegsende den Osten Deutschlands und flüchteten in den Westen.
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