Weiteres Wasserstoffproblem gelöst – es dauert Jahrzehnte bis zur Etablierung
Die deutsche Gaswirtschaft hat einen Durchbruch bei der flächendeckenden Einführung von Wasserstoff erzielt. In einem Schreiben informierte der Verein des Gas- und Wasserfaches (DVGW) die Bundesregierung darüber, dass „sämtliche Rohrleitungsstähle für den Transport von Wasserstoff grundsätzlich geeignet“ seien. So heißt es in dem Brief an Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP), über den die „Welt“ berichtet.
„Das Thema effizienter und großskaliger Transport von Wasserstoff ist grundsätzlich gelöst!“, heißt es. Technisch gesehen wäre das ein großer Erfolg: Der in Elektrolyse-Anlagen durch Aufspaltung von Wasser gewonnene Wasserstoff gilt als klimafreundlich und soll in naher Zukunft fossiles Erdgas in vielen industriellen Anwendungen ersetzen. Bisher galt der Transport von Wasserstoff in den bestehenden Gasnetzen als problematisch.
Jahrelange Studie
Untersucht wurden über mehrere Jahre Widerstandsfähigkeit, Abnutzungsverhalten und Rissfortschritt von über 30 der in Deutschland im Gasnetz meist verbauten Stähle. Die Studie des DVGW belege, „dass sich das Betriebsverhalten beim Transport von Wasserstoff unter den in Gasversorgungsnetzen üblichen Betriebsbedingungen nicht von dem von Erdgas unterscheidet“, heißt es in der Zusammenfassung.
Die umfangreiche Prüfung war wichtig, denn wenn sich die Zusammensetzung des transportierten Gases verändert, hat dies Auswirkungen auf die Materialien, Komponenten und Bauteile. Weiterhin befassen sich laut DVGW zahlreiche Forschungs- und Testprojekte mit der Wasserstofftauglichkeit der Infrastruktur.
Das deutsche Fernleitungsnetz hat eine Länge von rund 40.000 Kilometern, es speist vor Ort Verteilnetze mit einer Rohrlänge von 470.000 Kilometern, wie die „Welt“ berichtet.
„Die Restlebensdauer der verbauten Rohrleitungen liegt für den Betrieb mit reinem Wasserstoff bei circa 100 Jahren.“ Zudem wurde festgestellt, „dass die Studienergebnisse auf das gesamte deutsche Gasnetz übertragbar sind“.
Nur noch ein Problemfeld
Bislang gab es bei der Einführung von Wasserstoff drei Problemfelder:
- Beschaffung der Wasserstoffmengen
- Infrastruktur
- Ertüchtigung von Endgeräten, also vor allem Heizungen.
Die Heizungsindustrie hat bereits in wasserstofftaugliche Endgeräte investiert und entwickelt. Mit der neuen Stahlstudie würden nun Lösungen für zwei der drei Problemfelder vorliegen. Bei der Beschaffung von Wasserstoff im Ausland laufen bereits Gespräche.
Wasserstoff – künftiger Ersatz für Erdgas?
Die Bundesregierung und einige Institutionen wollen mit Wasserstoff das Erdgas künftig teilweise oder sogar vollständig ersetzen. Damit wollen sie die weltweiten CO₂-Minderungsziele erreichen.
So hat bereits der TÜV SÜD die sogenannte „H2Ready“-Zertifizierung entwickelt. Komponenten oder Systeme, die für die zukünftige Verwendung von Wasserstoff geeignet sind, bekommen dieses Label. Die heutigen Werkstoffe und Komponenten müssen also immer öfter den Einsatz mit Wasserstoff meistern können.
Auch Gas- und Dampfturbinen-Kraftwerke zur Stromerzeugung sollen zukünftig teilweise oder vollständig mit Wasserstoff betrieben werden.
Doch ein vollständiger Umstieg auf Wasserstoff dauert Jahre, wenn nicht Jahrzehnte. Davon ist Prof. Harald Schwarz, Lehrstuhlleiter Energieverteilung und Hochspannungstechnik an der Universität Cottbus, überzeugt.
Der Epoch Times teilte er dazu auf Anfrage mit: „Wenn Wasserstoff in zehn oder mehr Jahren in ausreichender Menge über ein Wasserstoffnetz verfügbar wäre, könnte man gegebenenfalls ab 2030 beginnen, auch die Gasturbinen in Richtung Wasserstoffbeimischung weiterzuentwickeln.“
Bis jedoch alle Systeme einschließlich Infrastruktur in nationalem Maßstab funktionieren, dauere es nach Einschätzung von Schwarz bis etwa 2040.
Für das derzeitige Tempo der Energiewende würde der Umstieg auf Wasserstoff allerdings viel zu lange dauern. „Keiner hat eine Lösung, wie wir die Stromversorgung schon in den kommenden Jahren, aber erst recht ab 2030 machen wollen“, sagte der Lehrstuhlleiter.
Schon in wenigen Wochen stellt Deutschland voraussichtlich seine letzten drei Kernkraftwerke ab. Sollte dies ohne Probleme funktionieren, dürfte anschließend am Rückbau eines anderen grundlegenden Energieträgers gearbeitet werden. Laut Schwarz wird das Land „dann in den kommenden fünf Jahren mit hoher Geschwindigkeit aus der Kohle rausgehen.“
(Mit Material von dts)
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