Wissenschaftlerin empört über RKI-Statistik: „Wir brauchen nicht viele schlechte Daten, sondern wenige gute“

Man teste sehr, sehr viele Menschen. Das sei zwar nicht repräsentativ, gäbe aber einen Einblick, sagte Lothar Wieler, Chef des Robert-Koch-Instituts am 3. April. Repräsentative Stichproben seien "nicht sehr zielführend". Die Statistikerin Katharina Schüller hält dagegen.
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Robert-Koch-Institut.Foto: Maja Hitij - Pool/Getty Images
Von 4. April 2020

Abstandhalten und Zuhause-Bleiben. So lautet die Empfehlung des Robert-Koch-Instituts (RKI). Die Behörde verfolgt die Strategie, dass Corona-Infektionen verlangsamt und die Verbreitung des Virus reduziert werden. Doch immer öfters gerät das RKI in Kritik. Einige Wissenschaftler bemängeln, dass alle Infizierten, die am Coronavirus sterben, als Corona-Todesfälle gezählt werden und somit die Statistik verfälschen. Andere wollen, dass alle durchgeführten Tests und nicht nur die mit positivem Testergebnis in die Bewertung einfließen.

Um Statistikern eine belastbare Aussage zur Verbreitung zur tatsächlichen Gefährlichkeit der Lungenerkrankung COVID-19 zu ermöglichen, fordert die Statistikerin Katharina Schüller aus Bayern in ihrer Petition die Einführung von systematisch repräsentativen SARS-CoV-2-Tests, um die Pandemie zu stoppen.

Insoweit verweist Schüller auf systematische Tests im italienischen Vó Vecchio. Diese hätten gezeigt, dass beim Auftreten des ersten Falls mit Symptomen bereits drei Prozent der Bevölkerung infiziert waren. Darüber hatten die italienischen Wissenschaftler Andrea Crisanti und Antonio Cassone am Freitag im „Guardian“ berichtet. Crisanti ist Professor für Mikrobiologie an der Universität von Padua, Cassone ein ehemaliger Direktor der Abteilung für Infektionskrankheiten am italienischen Gesundheitsinstitut. Ihre Studie brachte die Erkenntnis: „Das Testen aller Bürgerinnen und Bürger, unabhängig davon, ob sie Symptome haben oder nicht, bietet eine Möglichkeit, diese Pandemie unter Kontrolle zu bringen.“

Dieses Vorgehen werfe auch für Deutschland eine Frage auf, die die bayerische Statistikerin in ihrer Petition stellt: „Warum gelingt es nicht, täglich wenigstens  kleine bevölkerungsrepräsentative Stichproben zu testen, damit Statistiker belastbare Aussagen zur Verbreitung und zur tatsächlichen Gefährlichkeit von COVID-19 treffen können?“

Schnelltests per Software-Sortierung

Eine Lösung würden die Schnelltests cobas® SARS-CoV-2-Tests von Roche bieten. „Es ist wichtig, schnell und zuverlässig festzustellen, ob ein Patient mit SARS-CoV-2 infiziert ist“, sagte Thomas Schinecker, Vorstand von Roche Diagnostics. Die cobas 6800/8800 Systeme bieten die Möglichkeit, auch andere Parameter zusammen mit SARS-CoV-2 in einem Analyselauf zu testen. Das Sortieren und Zuordnen der Probe würde die Software übernehmen. Aktuell sind über einhundert Roche-Systeme cobas 6800 und cobas 8800 in Deutschland installiert.

„Negative Ergebnisse schließen eine SARS-CoV-2-Infektion nicht aus und sollten nicht als alleinige Grundlage für Entscheidungen zum Patientenmanagement verwendet werden“, heißt es von dem Unternehmen. Negative Ergebnisse müssten vielmehr mit klinischen Beobachtungen, Anamnese und epidemiologischen Informationen kombiniert werden.

Repräsentative Studien vom RKI abgelehnt

In der Pressekonferenz vom 3. April 2020 lehnte Lothar Wieler, Chef des Robert-Koch-Instituts, die Forderung zahlreicher Wissenschaftler nach repräsentativen Stichproben ab. Er sagte: „Wir denken, dass das nicht sehr zielführend ist“. Man teste sehr, sehr viele Menschen. Das sei zwar nicht repräsentativ, gäbe aber einen Einblick. Darüber hinaus würde man unter anderem mit Blutspendediensten serologische Studien durchführen. Zukünftig soll es diese Studien auch in Ausbruchsgebieten geben. Insoweit geht das RKI davon aus, dass  man dort aussagefähigere Informationen bekomme. „Das ist die aktuelle Einschätzung des RKI.“

Für diese Äußerung hat Katharina Schüller kein Verständnis. Gegenüber Epoch Times stellte sie klar:

„Um die Ausbreitung und die Dynamik von COVID-19 zu verstehen, brauchen wir nicht viele schlechte Daten, sondern wenige gute. Die schiere Zahl der Tests liefert keine belastbaren Daten, wenn sie ein verzerrtes Bild der Lage abgeben. Es ist schwer verständlich, warum es zielführender sein soll, weitere hunderttausende nicht-repräsentativer Tests durchzuführen – wenn man lediglich eine relativ kleine Zahl von Tests für eine gut geplante, schlanke und damit kostengünstige Studie verwenden könnte, aus der wir weitaus mehr lernen könnten. Insbesondere ließe sich sehr zeitnah erkennen, welchen Effekt die derzeitigen Einschränkungen auf die Ausbreitung haben, anstatt zwei Wochen auf die Neuinfektionen und Todesfälle warten zu müssen.“

Über 5.000 Menschen (Stand 3. April) haben bislang die Petition zur Forderung nach repräsentative SARS-CoV-2-Tests zu Studienzwecken unterschrieben.

[Anm. d. Red.: Nicht jeder, der infiziert ist, erkrankt am Virus. 80 Prozent aller Corona-Infektionen verlaufen mild. Bei den Aufführungen der Corona-Todesfälle werden Vorerkrankungen nicht berücksichtigt. Das neuartige Coronavirus, das die Krankheit COVID-19 verursacht, wurde erstmals in China entdeckt. Durch Vertuschung und das Missmanagement der Kommunistischen Partei Chinas konnte sich das Virus in ganz China auszubreiten und hat zu einer globalen Pandemie geführt. Mehr dazu: Leitartikel: Dem Virus den richtigen Namen geben.]

 



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