Wochenrückblick: Kündigungen wegen Bürgergeld, Abzocke mit QR-Code und ein Postbote, der eine Katze ausliefert

Bei Lidl liegen veganer Fleisch-Ersatz und tierisches Fleisch künftig nebeneinander. Gebäudereiniger kündigen, weil sie mehr Bürgergeld bekommen. Und im neuen Asterix-Band wird positives Denken propagiert. Ein unvollständiger Rückblick auf Nachrichten der Woche in Kurznachrichten.
Aktivisten der Gruppe Letzte Generation haben die Weltzeituhr am Alexanderplatz orange eingefärbt.
Wieder einmal: Teilnehmer der „Letzten Generation“ besprühten ein Denkmal in Berlin: die Weltzeituhr am Alexanderplatz. Das Brandenburger Tor konnte noch nicht vollständig gereinigt werden.Foto: Paul Zinken/dpa
Von 21. Oktober 2023

Lidl, Kaufland und vegane Marken

Für die vegane Eigenmarke „Vemondo“ kündigte Lidl Deutschland an, die Preise für Fleisch- und Milch-Ersatzprodukte ab sofort auf das Niveau von herkömmlichem Fleisch und von Kuhmilch zu senken. Kaufland passt seine Eigenmarke „K-take it veggie“ entsprechend an. Lidl erklärte, sein Sortiment an Fleisch-, Ei- und Fisch-Alternativen bis 2030 von elf auf 22 Prozent verdoppeln zu wollen. Das Sortiment an Milch- und Käse-Ersatz soll von sechs auf zehn Prozent steigen. Zudem soll Fleischersatz künftig neben anderen tierischen Produkten ausliegen. Lidl unterstützt die „Planetary Health Diet“, eine globale Referenzdiät für Erwachsene, die von der EAT-Lancet-Kommission entwickelt wurde und mehr vegetarische Produkte empfiehlt.

China in Chile

China treibt seine Ambitionen in Südamerika weiter voran. Das chinesische Nickel- und Edelstahlunternehmen Tsingshan (Provinz Zhejiang) investiert in Chile im Norden des Landes 250 Millionen US-Dollar im Rahmen der Lithium-Wertschöpfungskette. Anfang September kündigte das Unternehmen zudem den Bau einer elektrochemischen Anlage in der Provinz Jujuy im Nordwesten Argentiniens an. Hier werden 120 Millionen US-Dollar investiert. Von dort sollen Rohstoffe für die Produktion von Lithiumcarbonat in Argentinien, Chile und Bolivien geliefert werden. Beides gehört zum Projekt der „Neuen Seidenstraße“ Chinas.

Sanierung im Schneckentempo

Die Sanierungsquote für Gebäude liegt aktuell bei 0,83 Prozent, wie eine neue Studie der B+L Marktdaten Bonn im Auftrag des Bundesverbands energieeffiziente Gebäudehülle ergab. Damit liegt die Realität noch unter der von der Politik angenommenen Quote für energetische Sanierungen von einem Prozent – was bereits als unzureichend gilt. Verglichen mit dem Jahr 2022 nahm die Quote ab (0,88 Prozent). „Wenn weiter in diesem Schneckentempo in Deutschland energetisch saniert wird, dann brauchen wir noch annähernd 100 Jahre, um den Gebäudebestand zur Klimaneutralität zu führen“, erklärt Jan Peter Hinrichs, Geschäftsführer des Bundesverbands. Jährlich müssten 350.000 Objekte der 19 Millionen Wohngebäude energetisch saniert werden. Die einzelnen Sanierungsquoten lagen im 1. und 2. Quartal bei: Dächer 0,90 Prozent, Fassaden 0,62 Prozent und Fenster 1,37 Prozent.

Wellen brechen über den Hafen herein, 19. Oktober 2023 in Stonehaven, Schottland. Bis 21.10. gelten in Schottland seltene Wetterwarnungen der Stufe Rot und im Norden Englands gelbe Warnungen, da der Sturm Babet über das Land fegt. Foto: Jeff J Mitchell/Getty Images

Abzocke mit QR-Code

Die Berliner Polizei warnt vor einer neuen Methode von Betrug im Rahmen von Falschparkern. In Marzahn und anderen Ortsteilen verteilten Unbekannte Knöllchen samt QR-Codes. Auf einem der Zettel stand nach Angaben der Polizei: „Mitteilung über Verstöße: Falsches Parken“. Eingefordert wurden 25 Euro Geldbuße. Der QR-Code sollte nicht ausgelesen oder Geld überwiesen werden, die Ermittlungen laufen. Auch an anderen Orten wurden ähnliche falsche Knöllchen entdeckt.

Obst, Gemüse und Backwaren erneut teurer

Die Verkaufspreise im Großhandel waren im September 2023 um 4,1 Prozent niedriger als im September 2022. Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, stiegen gegenüber August 2023 jedoch die Großhandelspreise im September um 0,2 Prozent. Im vergangenen Jahr waren die Großhandelspreise wegen des Ukrainekonflikts und der Energiepreise massiv gestiegen, teilweise um über 20 Prozent. Wegen des hohen Preisniveaus sanken nun die Preise beispielsweise bei Mineralölprodukten: verglichen mit September 2022 um 19,8 Prozent; verglichen mit August 2023 stiegen sie jedoch um 2,9 Prozent. Ähnliches trifft auf den Großhandel mit Altmaterial und Reststoffen (-22,7 Prozent) zu, ebenso mit Getreide, Rohtabak, Saatgut und Futtermitteln (-21,9 Prozent), mit chemischen Erzeugnissen (-20,8 Prozent) sowie mit Erzen, Metallen und Metallhalbzeug (-14,9 Prozent). Deutlich teurer als im September 2022 waren dagegen die Preise für Obst, Gemüse und Kartoffeln mit +19,7 Prozent sowie für Zucker, Süßwaren und Backwaren mit +13,4 Prozent. Auch für lebende Tiere (+10,5 Prozent) sowie für Getränke (+8,4 Prozent) musste auf Großhandelsebene mehr bezahlt werden als vor einem Jahr.

Wegen Bürgergeld kündigen

Bei den Gebäudereinigern haben bereits mehr als zwei Drittel aller Unternehmer erlebt, dass ihnen Angestellte kündigen mit der Begründung, dann Bürgergeld zu bekommen. In der Branche sind insgesamt 700.000 Menschen beschäftigt. „Dass das neue Bürgergeld in sieben von zehn Betrieben des beschäftigungsstärksten Handwerks in Deutschland die Personalnot verschärft, sollte die Politik dringend alarmieren“, kommentierte Thomas Dietrich, Präsident des Bundesinnungsverbandes des Gebäudereiniger-Handwerks, die Umfrage unter 2.500 Mitgliedsunternehmen. Laut der FAZ gaben 28,4 Prozent der befragten Unternehmen an, dass bei ihnen bereits „mehrere Beschäftigte mit konkretem Verweis auf das Bürgergeld gekündigt oder eine Kündigung in Aussicht gestellt haben“. Weitere rund 40 Prozent bestätigten diese Tendenz und sprachen von Einzelfällen. Ab Januar 2024 erhält ein Erwachsener mit dem Bürgergeld monatlich 563 Euro, aktuell gilt bei den Gebäudereinigern ein tariflicher Branchenmindestlohn von 13 Euro, Anfang 2024 steigt er auf 13,50 Euro.

Eine Brücke (hinten) und eine spezielle Fledermausbrücke stehen einem Feld in Celle. Der Bund der Steuerzahler kritisiert in seinem Schwarzbuch die Verschwendung von Steuergeldern.

Eine Brücke (hinten) und eine spezielle Fledermausbrücke in einem Feld in Celle. Der Bund der Steuerzahler kritisiert in seinem Schwarzbuch die Verschwendung von Steuergeldern. Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Bau in Wunsdorf

In Wunsdorf wird ein neues Wartungszentrum für die Transportflugzeuge A400M der Bundeswehr gebaut. Die Fertigstellung ist Ende 2026 geplant, Mitte 2027 soll es den regulären Betrieb aufnehmen. Zum ersten Spatenstich hatte der CEO von Airbus Defence and Space (ADS), Michael Schöllhorn, unter anderem Spitzenvertreter aus Politik, dem Verteidigungsministerium und der Bundeswehr eingeladen. Das A400M-Wartungszentrum entsteht direkt neben dem Fliegerhorst des Lufttransportgeschwaders 62, die Kosten sollen im niedrigen dreistelligen Millionenbereich liegen und rund 300 neue Stellen sollen entstehen. Die Bundeswehr verfügt derzeit über 42 Transportflugzeuge A400M. Bis Ende 2026 sollen 53 bestellte Maschinen ausgeliefert sein – ein Zeitverzug gegenüber der Planung um mehr als 16 Jahre und eine Erhöhung der Kosten um rund 1,6 Milliarden Euro.

Rolls-Royce streicht Jobs

Der Triebwerkshersteller Rolls-Royce plant einen Stellenabbau. Rund 2.000 bis 2.500 Jobs sollen weltweit wegfallen, wie das britische Unternehmen ankündigt. Der Konzern, der auch Standorte in Deutschland hat, beschäftigt derzeit rund 42.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Konzernchef Tufan Erginbilgic sprach von einem weiteren Schritt auf dem mehrjährigen Weg, ein wettbewerbsfähiges und wachsendes Unternehmen zu schaffen. Der frühere BP-Manager leitet das Unternehmen seit Januar. Rolls-Royce baut vor allem Antriebe für Großraumflugzeuge.

Neuer Asterix-Band

Einfühlsame Konfliktgespräche statt Backpfeifen, ausgewogene Ernährung an Stelle von frischem Wildschwein: Im neuen Asterix-Comic stellt der erklärte Weltverbesserer Visusversus das gallische Dorf auf den Kopf. „Die weiße Iris“ ist der 40. Band und der erste, an dem der Texter Fabcaro mitgewirkt hat. „Weiße Iris“ sei der „Name einer neuen Schule aus Rom, eine Methode“, verraten Fabcaro und der Zeichner Didier Conrad. „Sie propagiert das Positive Denken.“ Cäsar wollte demnach mit dieser Strömung den Soldaten in den Lagern rund um das berüchtigte Dorf neuen Auftrieb geben. Die Theorien von Visusversus lösen eine der heftigsten Ehekrisen zwischen Gutemine und Majestix aus. Denn als echter Macho tut sich der Häuptling mit dem sanften Weg und Willen ziemlich schwer und tritt fast in jedes Fettnäpfchen. Das Comic-Heft wird am 26. Oktober mit einer Auflage von mehr als 5 Millionen Exemplaren starten und in rund 30 Ländern erscheinen, auch in Deutschland.

Didier Conrad (2.v.l) und Fabcaro (2.v.r) bei der Vorstellung von Details zum neuen Album «Die weiße Iris».

Didier Conrad (2.v.l.) und Fabcaro (2.v.r.) bei der Vorstellung von Details zum neuen Album „Die weiße Iris“. Foto: Sabine Glaubitz/dpa

Zwei Monate zu

Ab Montag ist der Mont-Blanc-Tunnel, eine der wichtigsten Straßenverbindungen zwischen Frankreich und Italien, wegen Wartungsarbeiten geschlossen. Nach Angaben der Betreibergesellschaft sind umfangreiche Arbeiten an dem 60 Jahre alten Tunnel notwendig. Im Mittelteil des Bauwerks sollen Bodenplatten erneuert werden, zudem wird die Belüftungsanlage ausgetauscht. Ab 18. Dezember soll der Verkehr wieder rollen. Normalerweise durchfahren pro Tag 3.600 Autos und 1.700 Lastwagen den knapp zwölf Kilometer langen Mont-Blanc-Tunnel. Im März 1999 waren bei einem Brand in dem Tunnel 39 Menschen ums Leben gekommen. Erst drei Jahre später konnte er wieder geöffnet werden.

Neuer, sechster Geschmackssinn

Seit Jahrzehnten kennen Wissenschaftler die fünf Geschmacksrichtungen süß, sauer, salzig, bitter und umami, sprich wohlschmeckend oder würzig. Der noch nicht benannte sechste Geschmack erzeugt eine Empfindung, die als bitter, salzig und ein wenig sauer beschrieben wird. Die genaue Art und Weise, wie die menschlichen Geschmacksknospen darauf reagieren, wurden jedoch noch nicht vollständig analysiert. Der neue Geschmack hängt mit einer Reaktion auf Ammoniumchlorid zusammen, das in Europa in Arznei- und Düngemitteln sowie in Salmiaksalz verwendet wird. Warum Menschen Ammonium schmecken können, obwohl es kaum in Lebensmitteln verwendet wird, bleibt offen. Möglicherweise sei es, um die leicht giftige Verbindung zu meiden.

Postbote liefert Katze aus

Annika Hohmann aus Nachterstedt in Sachsen-Anhalt staunte nicht schlecht, als ihr Postbote plötzlich vor ihrer Tür stand. Der Postbote brachte nämlich nicht nur Briefe, sondern auch ihren vermissten Kater „Blue“. Die Siamkatze war eines Abends nicht mehr nach Hause gekommen, woraufhin sein Frauchen einen Suchaufruf startete. Diesen sah auch der städtische Briefträger Manuel Stams, der den Kater wenig später während seiner Tour zufällig durch die Straßen schlendern sah. Der Postbote erkannte „Blue“ wegen seines markanten Äußeren sofort, sammelte den Kater ein und brachte ihn zurück nach Hause. „Wir haben den besten Postboten der Welt!“, sagte Hohmann überglücklich.

Väter und Alkoholsucht

Schwedische Forscher sehen einen Zusammenhang zwischen Vätern, die Elternzeit in Anspruch nahmen, und einer Verringerung von Alkoholsucht. Zu diesem Entschluss kommen die Wissenschaftler nach der Auswertung von Daten ab dem Jahr 1995, als die Elternurlaubspolitik in Schweden eingeführt wurde. Damals stieg die Zahl der Väter, die 30 Tage Elternurlaub nahmen, auf 75 Prozent. Obwohl alkoholbedingte Krankenhausaufenthalte eher selten waren, sanken diese bei Vätern in den ersten zwei Jahren nach der Geburt ihrer Kinder um 34 Prozent. Auch acht und 18 Jahre nach der Geburt war ein geringerer Rückgang zu verzeichnen.

CO₂ aus der Luft entfernen

US-amerikanische Forscher haben ein neues Verfahren entwickelt, um mithilfe spezieller chemischer Verbindungen CO₂ aus der Luft zu entfernen. Bei diesen Verbindungen handelt es sich um sogenannter MXene und MBene, die einige der dünnsten bekannten und nur wenige Atome dicken Stoffe sind. Diese Technik sei nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung anderer Systeme zu betrachten. Beispielsweise in Verbindung mit jenem der Schweizer Firma Climework AS, die Kohlendioxid direkt aus der Atmosphäre entfernt und für eine sichere und langfristige Lagerung bindet. Bis die neue Technik zum ersten Mal angewendet zum Einsatz kommt, werde jedoch noch eine unbekannte Zeit vergehen.

Vorsicht bei niederländischen Onlineshops

Rücksendungen könnten teuer werden: bei einigen Anbietern von preiswerter Kleidung in Onlineshops mit niederländischer Unternehmensadresse im Impressum wird die Ware aus China geliefert. Und soll auch dorthin zurückgeschickt werden – das könnte mit sehr hohen Portokosten verbunden sein. Die Verbraucherzentrale Hamburg warnt, dass eine genaue chinesische Adresse für Rücksendungen in vielen Fällen erst während des Rückgabeprozesses bekannt gegeben werde. Oft seien die chinesischen Kontaktadressen tief in den Rückgabe- und Erstattungsbedingungen versteckt und man müsse genau danach suchen. Derartige Seiten seien beispielsweise aktuell amodafashion.de, emma-keller.de, gesundesschuhe.de, variera.de und wolffashion.de. Auch der Käuferschutz bekannter Zahlungsdienstleister helfe nicht unbedingt weiter, wenn der Warenwert niedrig ist.

KI soll über Temperatur im Büro wachen

40 Prozent des gesamten Energieverbrauchs eines Gebäudes entfallen auf Heizung, Lüftung und Klimatisierung. Dabei gibt es starke Wechselbeziehungen, beispielsweise zwischen Heizung und den anwesenden Personen, dem Zeitraum ihrer Anwesenheit oder die von ihnen ausgeübten Tätigkeit. Um Strom zu sparen und gleichzeitig ein angenehmes Raumklima zu schaffen, schlagen japanische Forscher nun vor, die Regulierung der Temperatur in Büroräumen von einer KI überwachen zu lassen. Der KI-gesteuerte Algorithmus bringe signifikante Energieeinsparungen von 30 Prozent oder mehr für Bürogebäude, so die Forscher.

Plattentektonische Überraschung

Eine niederländische Geologin von der Universität Utrecht hat erstmals eine massive und bisher unbekannte tektonische Platte sichtbar gemacht. Bereits vor zehn Jahren vermuteten die Forscher, dass sich tief im Erdmantel eine uralte abgesunkene Platte befinden könnte. Diese war vor 120 Millionen Jahren so groß wie ein Viertel des heutigen Pazifischen Ozeans. Die Sichtbarmachung gelang durch Feldforschungen und detaillierte Untersuchungen des sogenannten Feuerrings – der Gebirgsgürtel von Japan, Borneo, den Philippinen, Neuguinea und Neuseeland. Dabei stellte sich heraus, dass die ozeanischen Überreste auf Nordborneo zu der verlorenen Platte namens „Pontus“ gehören.

Überreste der alten tektonischen Platte fanden sich unter anderem im heutigen Borneo. Foto: Suzanna van de Lagemaat, Utrecht University



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