Wohlstand erfordert Leistung und Freiheit statt Mittelmaß und Verbotskultur
Seit dem 19. September erregt eine Rede Aufsehen: Topmanager Wolfgang Reitzle fand auf dem FDP-Parteitag deutliche Worte zur Lage Deutschlands und der Regierungspolitik. „Ich denke, man kann es nicht deutlich genug sagen: Diese Wahl ist eine Richtungswahl. Auf der einen Seite: Wettbewerb, Marktwirtschaft, Freiheit. Auf der anderen Seite: staatliche Lenkung, Planwirtschaft, Verzichts- und Verbotskultur.“
Reitzle ist Wirtschaftsexperte und gilt als einer der wichtigsten Manager Deutschlands. Er war von 2003 bis 2014 Vorstandsvorsitzender der Linde AG und seit 2016 Chairman des Industriekonzerns Linde plc, einem der wertvollsten DAX-Konzerne. Auch andere DAX-Konzerne sind seine Heimat: Bei BWM begann er als Forschungschef, 1999 wurde er bei Ford Vorstandsvorsitzender der Premier Automotive Group, 2009 Vorstandsvorsitzender bei Continental. Zwischenzeitlich übernahm er Aufgaben als Verwaltungsratspräsident von LafargeHolcim und ab 2005 auch als Honorarprofessor an der TU München.
„Das Klima retten wir entweder global oder gar nicht“
Einer der wichtigsten Wirtschaftslenker Deutschlands sagt: „Das Klima retten wir entweder global oder gar nicht.“ Diese Menschheitsaufgabe könne man nicht mit einseitigen Regulierungen oder vorgeschriebenen Entwicklungspfaden lösen. Das gehe nur, indem der Wettbewerb um die besten Technologien gefördert werde – und der Transfer dieser Technologien in die Welt gelange.
Doch statt auf Wasserstoff wurden die politischen Rahmenbedingungen in Deutschland auf die Batterietechnologie festgelegt. Es wurde von der Politik beschlossen, dass im Vorhinein gewusst wird, dass die Batterie am besten sei. Nun bleibe in der Autoindustrie kein Stein auf dem anderen, Tausende Jobs seien gefährdet und für die neuen Arbeitsplätze fehlten die qualifizierten Mitarbeiter.
Reitzle: „Kriegen wir das trotzdem hin? Ja, irgendwie schaffen wir das, würde Angela Merkel sagen. Aber zu einem hohen Preis. Nun könnte man argumentieren: ‚Ja, dann ist das eben der Preis, den wir zahlen müssen. Schließlich retten wir hier das Klima.‘ Aber das ist ein merkwürdiges Argument. Und zwar in zweierlei Hinsicht.“
Hier seine beiden Punkte: „Erstens: Selbst wenn wir auf diese Weise das Klima retten würden, wie können wir denn den sozialen Frieden und die Freiheit des Einzelnen wahren, wenn dieses Land durch eine verengte Klimapolitik Schritt für Schritt deindustrialisiert wird?“
Und zum anderen: „Noch merkwürdiger aber wird das Argument, wenn wir uns zweitens klarmachen: Ganz gleich, wie weit wir hier gehen mit der Deindustrialisierung, ganz gleich, ob wir am Prenzlauer Berg mit dem Lastenrad zum Einkaufen fahren, das Klima retten wir mit all dem eben leider nicht.“
Das Schiff sinkt, doch wir sehen nur das kleine Loch
Der Zweck, den alle Mittel heiligen sollen, werde durch diese Mittel gar nicht erreicht. Auch ein E-Auto fahre nicht CO2-frei, ganz im Gegenteil. Der hiesige Strommix sei sowohl besonders teuer als auch besonders schmutzig. Und er werde noch schmutziger werden, wenn das letzte Atomkraftwerk abgeschaltet ist.
Reitzle überlegt: „Aber vielleicht geht es ja in Wirklichkeit auch weniger ums Klima und mehr um ein anderes Gesellschaftsmodell. Das merkt man, wenn man bei den diversen Rettungsplänen fürs Klima mal genauer nachhakt.“
Deutschland sei es unmöglich, sich vollständig autark mit regenerativen Energien zu versorgen. Wenn dieses Ziel erreicht werden müsste, würde der Strom nur ausreichen, wenn „wir in einer Gesellschaft des Verzichts leben wollen“ – sozusagen „mit einer Rolle rückwärts“.
Ein in vielen Medien zitiertes Beispiel aus seiner Rede lautet: „Unsere Situation gleicht der eines Schiffes, das zu sinken droht. Dabei läuft das Wasser vorne und hinten gleichzeitig rein. Allerdings ist das Loch vorne – bei uns – viel kleiner als das Loch hinten in China, Asien und Afrika. Welchen Sinn ergibt es da, dass wir fast all unsere Zeit, fast all unsere Kraft und all unsere Ressourcen darauf verwenden, das kleine Loch hier in Deutschland zu schließen?“
Anschließend unterbreitet er, wie im Video unten zu hören ist, vier konkrete Vorschläge, um Deutschland wieder wirtschaftlich wieder stark zu machen. Denn nur wer wirtschaftlich stark sei, könne auch für das Klima hilfreich sein.
Wo ist Deutschland überhaupt noch führend?
Wie stark ist Deutschland überhaupt noch? Wolfgang Reitzle überlegt: „Wo sind wir eigentlich überhaupt noch führend? Ganz sicher bei Steuern, Umverteilung und beim Strompreis.“ Genau das wollen einige Parteien ausbauen.
Doch „auch dem letzten Anhänger des Lastenfahrrads und der letzten Bullerbü-Berlinerin sollte klar sein: Wer auch morgen noch einen Kuchen haben will, den er verteilen kann, der sollte sich jetzt schleunigst was einfallen lassen.“
Und was werde benötigt? Um Wohlstand zu erreichen, müsse man fleißig sein, sich anstrengen und Top-Talente entwickeln. Ohne Leistung und Leistungsbereitschaft könne es keinen Wohlstand geben, weder für den Einzelnen noch für die Gesellschaft insgesamt.
Berlin – ein „failed state“
Wolfgang Reitzle, der selbst Mitglied der FDP ist, meldet sich nicht häufig zu Wort. Im April sprach er davon, dass Deutschland nach 16 Jahren Angela Merkel in vielen Bereichen ein Sanierungsfall sei: „Bürokratie im Faxzeitalter stecken geblieben, Digitalisierungsrückstand, kein schnelles Internet, massive Mängel in der Infrastruktur und marode Schulen sind nur einige Beispiele für Defizite, die für ein führendes Industrieland beschämend sind.“
Das Krisenmanagement bei Corona habe kläglich versagt, viele Menschen seien wegen der Unfähigkeit des überregulierten Behördenapparats gestorben.
Zudem sei Berlin eine der am schlechtesten regierten Hauptstädte Europas. Man schaue weg bei „Kriminalität, illegalen Hausbesetzungen und Clankriminalität – Berlin sei eine Stadt, die nicht mehr funktioniere, ein ‚failed state’.“
Hier seine Rede vom 19. September 2021 im Video (Beginn bei 1:30)
(ks)
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