Wohnen im Käfig

Das Leben von Hongkonger - In einem Käfig
Titelbild
Eng: In solchen doppelstöckigen Käfigen leben manche Hongkonger Bürger mehr als 35 Jahre.Foto: EPT/Alexander M. Hamrle
Von 19. April 2010

Leben in einem Käfig – freiwillig? In Hongkong leben über 100.000 Menschen in kleinen Käfigen, davon rund ein Fünftel Kinder. Die doppelstöckigen Käfige sind oft nicht größer als zwei Quadratmeter. In ihnen findet ein ganzes Leben statt: Menschen schlafen und wachen darin, erziehen ihre Kinder, bewahren die persönliche Habe auf und träumen von einem Leben, das ihnen mehr Raum gibt, sich zu entfalten.

Bis heute ist im Hamburger Einkaufszentrum Billstedt-Center die Ausstellung „Daheim auf 2 qm – vom Leben im Käfig“ zu sehen. In Zusammenarbeit mit der „Society for Community Organization“ (SoCO), einer Nichtregierungsorganisation in Hongkong, hat das katholische Hilfswerk Misereor die Ausstellung organisiert. „Die Leute finden die Ausstellung interessant“, so der stellvertretende Center Manager Peter Meyer. Im Rahmen der Treffpunkt – Linie bietet das Billstedt-Center verschiedene Veranstaltungen an, von Ausstellungen über Behördengänge beim Einkaufsbummeln bis zum Gestalten von Ostereiern.

Die derzeitige Ausstellung bietet einen tiefen Einblick in ein Zuhause ohne Privatsphäre und Individualität. Die Käfige parzellieren teure Hochhaus-Etagen, deren Mieten mit umgerechnet rund  1.500 US-Dollar für nur eine 1-Zimmer-Wohnung für die Ärmsten unerschwinglich sind. Für rund 150 US-Dollar pro Käfig teilen sich so bis zu 100 Menschen eine Etage in einem Hochhaus. Auch die Dächer der Hochhäuser sind manchmal belegt. Die Käfige dienen als einzelne Wohneinheiten. Manchmal stehen für ein Dutzend Menschen oder mehr nur eine Dusche und Toilette zur Verfügung. Gekocht wird auf ein paar alten Elektroplatten auf dem Flur oder in einem Raum, der den Namen Küche nicht verdient. Einen Kühlschrank sucht man oft vergeblich.

In der schillernden Metropole Hongkong sind ca. 1,3 Million Menschen ökonomisch und sozial an den Rand gedrängt. Rund ein Zehntel davon wohnt in Käfigen. Häufig sind dies alte Menschen, alleinerziehende Frauen mit ihren Kindern sowie Migranten und Migrantinnen aus Festland-China. Als Folge einer fehlgeplanten Wohnbaupolitik finden insbesondere alleinstehende Menschen keinen sozialen Wohnraum.

Clevere Haus- und Wohnungsbesitzer haben darin einen lukrativen Markt erkannt. Sie bestücken Wohnungen, die sonst eine einzelne Familie beherbergen würde, mit der größtmöglichen Zahl an Käfigen und vermieten sie überteuert an die, die sich nichts anderes leisten können.

Um auch eine breitere Öffentlichkeit auf die Situation der Menschen aufmerksam zu machen, hat SoCO die Situation der „Cagepeople“ oder „Käfigmenschen“  zusammen mit professionellen Fotografen künstlerisch aufgearbeitet.  Auf 16 Bannern ist ein Teil der Fotos nun auch bis Mitte des nächsten Jahres in verschiedenen Städten Deutschlands zu sehen. Weiterer Bestandteil der Ausstellung sind neben den Bannern eine Foto-Installation in Originalgröße eines der Hongkonger Käfigheime sowie ein doppelstöckiger Käfig in Originalgröße.

 

 



Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion