Wohnungsnot in Metropolen: Städte- und Gemeindebund empfiehlt Umzug aufs Land

Der Deutsche Städte- und Gemeindebund (DStGB) rät zum Umzug aufs Land. Dies sei kurzfristig eine realistische Lösung, um der Wohnungsnot zu entkommen.
Umzug aufs Land Peißen
Ländliche Idylle in Sachsen-Anhalt. Der DStGB empfiehlt den Umzug aufs Land, um der Wohnungsnot in den Metropolen zu entkommen.Foto: Textbüro Freital
Von 21. März 2023

„Willst du heiraten, Kinder kriegen und aufs Land ziehen?“ – Zumindest der dritte Teil dieser Frage aus der US-Serie „Parker Lewis“ sollte sich perspektivisch für immer mehr Wohnungssuchende in deutschen Metropolen stellen, laut dem DStGB.

Der Verband geht nicht davon aus, dass die Bundesregierung ihre Wohnbauziele erreichen wird. Um der Wohnungsnot in Metropolen zu entkommen, biete sich an, aufs Land zu ziehen. Dies sagte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg der Funke-Mediengruppe. Es werde zu wenig beachtet, dass „über 1,3 Millionen marktfähige Wohnungen, insbesondere in ländlichen Regionen, leer stehen“. Zudem schaffe Homeoffice neue Möglichkeiten, um dennoch am Wirtschaftsleben der großen Städte teilhaben zu können.

DStGB: Umzug aufs Land hilfreicher als auf Politik zu hoffen

Der DStGB hält das Ziel der Bundesregierung, 400.000 neue Wohnungen pro Jahr zu bauen, für „kaum erreichbar“. Es fehle unter anderem an geeigneten Grundstücken, die sich kurzfristig mobilisieren ließen. Auch die Baupreise seien deutlich im Steigen begriffen. Das steigende Zinsniveau erschwere die Finanzierung, dazu komme die Unsicherheit bezüglich künftiger Vorschriften in Sachen Heizung, Energie und Sanierung.

Darüber hinaus mache sich auch der Fachkräftemangel bemerkbar. Es gebe derzeit nicht ausreichend Unternehmen und Fachpersonal, die zeitnah ausreichend Gebäude errichten könnten. Der Politik wiederum falle nicht viel ein außer einem schlichten Ruf nach preiswerteren Mieten – oder noch mehr Regulierung bis hin zur Verstaatlichung von Wohnungsbaugesellschaften. Damit komme man aber „dem Ziel leider nicht näher“, betont Landsberg.

Bayerischer Wohnungsverband beziffert Fehlbestand auf 200.000

Auch regionale Verbände warnen vor zunehmender Verknappung von Wohnraum. Dem Verband der bayerischen Wohnungsunternehmen (VdW) zufolge fehlten im Freistaat bereits etwa 200.000 Wohnungen. Die Krise könnte sich weiter verschärfen, weil die Zahl der Einwohner in Bayern kontinuierlich wachse.

Wie der „Bayerische Rundfunk“ (BR) berichtet, sei der Freistaat zwar in den vergangenen Jahren bei Baufertigstellungen schnell vorangekommen. Seit 2021 lägen jedoch viele Projekte auf Eis. Die Kosten seien so stark gestiegen, dass viele Kunden der sozial orientierten Wohnungswirtschaft diese schlichtweg nicht bezahlen könnten.

Etwas stabiler scheint die Situation in vielen Teilen Ostdeutschlands zu sein. Dort waren in den Jahrzehnten nach der Wiedervereinigung so viele Bürger weggezogen, dass die Leerstände hoch und die Preise für Wohnraum niedrig waren. Vielfach entschlossen sich Kommunen zum Rückbau.

Allerdings ist in vielen Fällen die Bausubstanz überaltert und es zeichnet sich hoher Investitionsbedarf ab, um gesetzliche Vorgaben zu erfüllen. Zudem ist die Infrastruktur für den Verkehr und teilweise sogar bezüglich leistungsfähigen Internets noch ausbaufähig.

Umzug aufs Land müsste teilweise weit weg von Metropolen führen

In Städten wie Berlin, München oder Stuttgart ist die Lage aber besonders prekär. Die Preise für Wohnraum sind momentan noch sehr hoch, zum Beispiel kostet eine gebrauchte Immobilie in Berlin durchschnittlich 4.500 Euro pro Quadratmeter, während eine Neubauimmobilie bis zu 6.500 Euro pro Quadratmeter kosten kann. In München kostet die gebrauchte Immobilie sogar 7.800 und die neu errichtete 9.800 Euro pro Quadratmeter. Für Stuttgart liegt das Verhältnis bei 5.000 zu 7.000.

In diesen Regionen schafft der Umzug aufs Land, wie ihn der DStGB empfiehlt, auch nicht in jedem Fall Erleichterung. Hier gibt es im Umfeld einige „Speckgürtel“-Gemeinden, in denen das Preisniveau nicht wesentlich unterhalb jenes der Metropolen selbst liegt.

Während der Quadratmeterpreis für neue Ein- und Zweifamilienhäuser im Bundesdurchschnitt bei etwa 2.200 Euro liegt, liegt er in den „Speckgürteln“ immer noch deutlich höher. Im Landkreis München bewegt er sich zwischen 6.000 und 8.000 Euro, im Landkreis Esslingen bei bis zu 5.500 und in Potsdam-Mittelmark zwischen 3.000 und 4.500 Euro.

Erst im 53 Kilometer von Berlin entfernten Baruth liegen die Quadratmeterpreise etwa auf dem bundesweiten Durchschnittsniveau. Die Fahrzeit mit der Bahn bis Berlin Hauptbahnhof beträgt dort jedoch schon etwa 90 Minuten.

(Mit Material von AFP)



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