Wulffs Rede wird zunehmend kritisch gesehen

Titelbild
Bundespräsident Christian Wulff (links) mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und ihrem Mann Joachim Sauer bei den Feierlichkeiten zum 20-jährigen Jubiläum der Wiedervereinigung.Foto: Berthold Stadler/dapd
Epoch Times6. Oktober 2010

Die Diskussionen um Zuwanderung und die Rolle des Islam ziehen immer weitere Kreise. Nachdem die Rede von Bundespräsident Christian Wulff am 3. Oktober zunächst eher Anerkennung fand, etwa vom Zentralrat der Muslime oder dem Fraktionschef der Linken, Gregor Gysi, meldeten sich in den letzten Tagen zunehmend kritische Stimmen zu Wort.

Auch der CSU-Ehrenvorsitzende Edmund Stoiber zeigt sich unzufrieden. Viele Bürger hätten den Eindruck gewinnen können, Wulff habe „den Islam als Teil unserer deutschen Leitkultur bezeichnet“, schreibt Stoiber in einem Gastbeitrag für die Frankfurter Allgemeine Zeitung (Donnerstagsausgabe). Sein Satz sei zwar eine Zustandsbeschreibung, „aber das Problem liegt in der Verkürzung“, kritisiert Stoiber. „Die große Mehrheit und die Kultur unseres Landes ist von den christlichen Grundwerten geprägt“, fügte der ehemalige bayerische Ministerpräsident hinzu.

Stoiber lässt nach Angeben des Blattes erkennen, dass er es für unangemessen hält, dass Wulff ausgerechnet am Tag der Deutschen Einheit über die Integration und den Islam geredet habe. An diesem Tag hätte „die weltpolitische Bedeutung dieses Ereignisses im Vordergrund“ stehen müssen.

Islam „nicht Fundament unserer Gesellschaft“

Die Spitzenkandidatin der CDU für die Landtagswahl in Rheinland-Pfalz 2011, Julia Klöckner, sagte, der Islam sei Teil von Deutschland, aber nicht in gleicher Weise und in gleicher Art wie Christentum oder Judentum. „Er ist nicht Fundament unserer Gesellschaft“.

Klöckner, die seit Kurzem auch Landeschefin in Rheinland-Pfalz ist, sagte, das Thema bewege die Basis sehr und habe mitunter sogar zu Austritten geführt. „Es ist ein Bedürfnis unserer Mitglieder in Rheinland-Pfalz, nicht nur über Minderheiten zu reden, sondern auch über Mehrheiten, die hier zuhause sind und sich hier wohl fühlen“, sagte sie.

Grünen-Chef Cem Özdemir stellte sich hinter Wulffs Rede: „Der Bundespräsident hat ganz richtig darauf hingewiesen, dass Menschen mit islamischer Religionszugehörigkeit mittlerweile ein selbstverständlicher Teil unserer Gesellschaft sind und genauso zu dieser Gesellschaft gehören wie Menschen mit christlicher oder jüdischer Religionszugehörigkeit.“ Dagegen wolle insbesondere die CSU offenkundig „die Vielfalt unter dem Dach des Grundgesetzes nicht anerkennen“. (dapd/jel)



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