Wuppertal: Autonome müssen für Gemeindezentrum der Ditib weichen

In Wuppertal soll an der Gathe das erweiterte islamische Gemeindezentrum eines Ditib-Vereins entstehen. Für den Neubau soll ein Autonomes Zentrum weichen.
Wuppertal Moschee
Entwurf des geplanten neuen islamischen Gemeindezentrums in Wuppertal. Screenshot: www.ditib-wuppertal.de
Von 9. März 2023

Am Montagabend (06.03.) gab der Stadtrat von Wuppertal in einem Zielbeschluss grünes Licht für den Bau eines neuen islamischen Gemeindezentrums an der Gathe. Die „Türkisch-Islamische Gemeinde“, die dem Islamverband Ditib angehört, unterhält bereits seit 1986 eine Moschee in dem Straßenzug.

Nun ist ein modernes Gemeindezentrum mit Kindertagesstätte und Seniorenwohnungen geplant – dafür soll unter anderem das „Autonome Zentrum“ (AZ) weichen. Nachdem CDU, FDP und Teile von SPD und Grünen eine Mehrheit für das Vorhaben im Stadtrat organisiert hatten, befürchtet man linksextreme Ausschreitungen.

Keine städtischen Zuschüsse für Projekt des Ditib-Vereins

Wie die „Wuppertaler Rundschau“ berichtet, soll das neue Gemeindezentrum gegenüber dem bisher genutzten Standort entstehen. In der 350.000-Einwohner-Stadt Wuppertal leben bis zu 60.000 Muslime, von denen mehr als die Hälfte türkische Wurzeln aufweisen.

Die Ditib ist mit etwa 150.000 Mitgliedern und 900 Gemeinden der größte Islamverband in Deutschland. Sie ist organisatorisch an die türkische staatliche Religionsbehörde Diyanet angebunden, die in den meisten Fällen auf fünf Jahre befristet Imame zur Betreuung der deutschen Gemeinden entsendet. Wo es jedoch eine staatskirchenrechtliche Vereinbarung mit Bund oder Ländern gibt, bildet Ditib nach deren Maßgabe ihr eigenes Personal in Deutschland aus.

Die Investitionskosten für das neue Zentrum werden auf rund 30 Millionen Euro geschätzt. Städtische Zuschüsse sind nach Angaben einer Sprecherin der Stadt nicht vorgesehen. Einen Teil der Summe sollen auch private Investoren tragen.

Mit der Stadt gegen Salafisten zusammengearbeitet

Die meisten im Stadtrat vertretenen politischen Kräfte unterstützten grundsätzlich das Ansinnen der Türkisch-Islamischen Gemeinde, ein neues sozio-kulturelles Zentrum aufzubauen. Sie verweisen auf die erfolgreiche Bildungs- und Integrationsarbeit des Vereins im Quartier, das als sozial benachteiligt gilt. Die Stadtverwaltung bedang sich derweil eine Mitsprache bei der Bauführung über einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan aus.

CDU-Ratsherr Rolf Köster betonte, dass die Gemeinde seit Jahren mit der Stadt zusammenarbeite. Unter anderem habe sie aktiv dazu beigetragen, den Einfluss salafistischer Provokateure unter muslimischen Jugendlichen zurückzudrängen. In den 2010er Jahren hatten diese unter anderem mit einer medialen Inszenierung als „Scharia-Polizei“ bundesweit Aufsehen erregt.

In der SPD verwies man auf die bereits jahrzehntelange Verwurzelung der Gemeinde in der Stadt. Ähnlich wie die FDP verspricht man sich von der modernen Anlage auch eine architektonische Aufwertung des Stadtteils. Der grüne Oberbürgermeister Uwe Schneidewind bescheinigt der Gemeinde, einen „zentralen städtebaulichen Akzent“ zu setzen. Wie das „Neue Deutschland“ schreibt, befänden sich dort, wo dieser entstehen soll, derzeit Wettbüros, Shisha-Bars oder Kioske – und das „Autonome Zentrum“.

Linkspartei lehnt Vorhaben wegen AKP-Verbindung der Ditib ab

Dieser Umstand bringt – neben dem Bezug zur türkischen Diyanet – unter anderem die Linkspartei gegen das Vorhaben auf. Ihr Fraktionschef Gerd-Peter Zielezinski bekannte sich zwar dazu, dass die „Zeit der Hinterhof-Moscheen“ vorbei sei. Allerdings nahm er Anstoß an der Nähe der Gemeinde zu der in der Türkei regierenden AKP.

Die Linke lehnte das Projekt ab, weil ihr das Vertrauen fehle, dass die Gemeinde „völlig unabhängig“ sei, im Gegensatz zum „basisdemokratisch organisierten“ Autonomen Zentrum. Wie auch einige grüne Stadtvertreter bemängelte die Linksfraktion, dass im Vorfeld des Beschlusses kein alternativer Standort für das AZ gefunden worden sei.

Gegen das Projekt stimmten auch die fünf Stadtvertreter der AfD, die eine „Islamisierung“ des Quartiers durch den Neubau des seit 1986 bestehenden Ditib-Zentrums befürchten.

Autonomes Zentrum kündigt „Kampf auf mehreren Ebenen“ an

Unterdessen ist es in der Nacht zu Mittwoch in Wuppertal bereits zu mehreren Schmierereien an Hauswände gekommen. Wie die „Westdeutsche Zeitung“ (WZ) berichtet, seien an mehreren Wänden Schriftzüge wie „AZ bleibt“ oder „Kein Tag ohne AZ“ aufgetaucht. Auch dessen Protagonisten selbst kündigten an, ihren „Kampf um ein Autonomes Zentrum in Wuppertal“ weiterführen zu wollen.

Die Stadt habe den „scheinbaren Frieden“ mit diesem nun „aufgekündigt“. Man wolle den „Kampf“ nun „auf verschiedenen Ebenen und mit unterschiedlichen Perspektiven weiterführen“. Unter anderem wolle man ein Bürgerbegehren gegen das Ditib-Projekt initiieren. Auf welchen Ebenen man sonst noch vorgehen will, bleibt offen.



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