Zankapfel Elbvertiefung

Verschlickung, gefährliche Bug- und Heckwellen und unsichere Deiche
Titelbild
Wenn der nächste Frachter kommt: schnell die Kinder einsammeln und nichts wie weg. Seit der letzten Elbvertiefung ist es gefährlich im Naherholungsgebiet Wittenbergen. (Foto: Thilo Gehrke)
Von 1. Juni 2007

Zankapfel Elbvertiefung

Verschlickung, gefährliche Bug- und Heckwellen und unsichere Deiche

Wenn der nächste Frachter kommt: schnell die Kinder einsammeln und nichts wie weg. Seit der letzten Elbvertiefung ist es gefährlich im Naherholungsgebiet Wittenbergen. (Wenn der nächste Frachter kommt: schnell die Kinder einsammeln und nichts wie weg. Seit der letzten Elbvertiefung ist es gefährlich im Naherholungsgebiet Wittenbergen. (Foto: Thilo Gehrke)

Die Fahrrinne der Elbe soll nach Plänen der Hamburger Hafenbehörde bis Ende 2009 um einen Meter vertieft werden. Dies sei zwingend notwendig, wolle man den wirtschaftlichen Anschluss als einer der zehn größten Containerhafen der Welt nicht verlieren. Weltweit seien bereits 80 Containerschiffe mit einer Tragfähigkeit von je 8000 Containern und einem Tiefgang von 14.50m im Bau, ihnen sei frühzeitig der Weg nach Hamburg zum Entladen zu ebnen.

Die Kosten von 320 Millionen Euro für diese Maßnahme teilen sich Hamburg zu 80 Millionen und der Bund zu 240 Millionen Euro, Die anfallenden 38 Millionen Kubikmeter Baggergut sollen in die Elbmündung bei Cuxhaven gekippt werden.

Ersten Voruntersuchungen zufolge sei die Vertiefung auch ökologisch vertretbar, so der Hamburger Wirtschaftssenator Gunnar Udall (CDU). Er prophezeit: „Wenn die Elbvertiefung nicht kommt, sieht es ganz schlecht für die norddeutsche Wirtschaft aus.“

Gefährdung für die Deiche

Umweltschützer stehen dem Vorhaben jedoch kritisch gegenüber. Ihrer Meinung nach sollen sich eher die Schiffe dem Fluss anpassen, da Schiffe nicht wie Tiere nach Naturgesetzen wachsen.

Es seien immer ökonomische und politische Gesetze, die nicht zum Wohle der Natur, sondern nach wirtschaftlichen Erwägungen von den Menschen gemacht werden.

Da die Elbe ein Gezeitenfluss ist und in die Nordsee mündet, sei nach der Vertiefung mit einer zunehmenden Versalzung zu rechnen, wenn dann bei jeder Flut mehr Nordseewasser in den Fluss zurückströmt. Die Naturschützer befürchten dadurch Schäden für das Ökosystem und sehen bei Sturmfluten die Deichsicherheit gefährdet.

Durch den angespülten Schlick der Elbe wird es eng im Sporthafen Wedel. Die letzten hinteren Reihen können schon nicht mehr belegt werden.(Durch den angespülten Schlick der Elbe wird es eng im Sporthafen Wedel. Die letzten hinteren Reihen können schon nicht mehr belegt werden.(Foto: Thilo Gehrke)

Nach jeder erfolgten Elbvertiefung nehme die Eigenerosion zu

Es sei zu beobachten, dass Sporthäfen verschlicken, Strände durch Erosion verschwinden und sich die Strömungsgeschwindigkeit der Elbe gefährlich steigere. Nach der letzten Vertiefung wurden an Hamburgs Stränden bereits einzigartige Schilder aufgestellt, die vor dem „Schwall“ warnen.

Der „Schwall“ ist eine Kombination von Bug und Heckwelle eines vorbeifahrenden Schiffes, der nicht nur kleine Hunde sondern auch schon spielende Kinder am Strand verschlungen hat.

„Tiefwasserhafen Wilhelmshaven ausbauen“

Die Kritiker sehen die Idealvorstellung des Hamburger Senats darin, die Elbe auf Kosten des Ökosystems zu allen Tidenzeiten für Containerriesen schiffbar zu machen.

Auch Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) bemängelte die Hamburger Pläne. Er fordert, statt der Elbvertiefung den Tiefwasserhafen Wilhelmshaven als nationale Notwendigkeit für die größten Containerschiffe der Welt auszubauen und sieht nun sein Bundesland wirtschaftlich deutlich benachteiligt. Dies gehe sogar ohne Baggern. Er sagt: „Auch in Hamburg sollten wirtschaftliche Interessen anderer Bundesländer wahrgenommen werden. Es existiert in Hamburg ein Lebensgefühl, dessen Wahrnehmung manchmal in Harburg endet. Es lautet: Hannoveraner ist man in Hannover, Kölner nur in Köln, aber Hamburger ist man auf der ganzen Welt!“

Thilo Gehrke



Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion