„Zerstörung der CDU“ von YouTuber Rezo als verdeckte Wahlwerbung der Grünen?

Dass das CDU-kritische Video eines YouTubers in den vorangegangenen Tagen so schnell so viele Viewer und Medienaufmerksamkeit anziehen konnte, hat nun Zweifel daran genährt, ob es sich dabei wirklich nur um den spontanen Rat eines ob seiner Zukunft besorgten Jugendlichen handelt.
Von 24. Mai 2019

Über Jahre hinweg lautete ein weit verbreiteter Vorwurf an Deutschlands Leitmedien, sie würden ihrem Auftrag zur Kontrolle der Mächtigen nicht nachkommen. Vor allem gegenüber Bundeskanzlerin Angela Merkel und der CDU habe man eine Beißhemmung entwickelt, die einer Demokratie nicht guttun könne.

Wenige Tage vor der EU-Wahl haben sich die auf diese Weise Kritisierten diese Vorwürfe offenbar zu Herzen genommen. Zwar ist weiterhin wenig Zweifel an der Politik der Bundeskanzlerin selbst zu bemerken. Umso heftiger hat jedoch ein Videoblogger, kurz: Vlogger, deren Partei, die CDU, ins Visier genommen.

In einem YouTube-Video mit dem Titel „Die Zerstörung der CDU“ nimmt der Vlogger „Rezo“ die Politik der Partei ins Visier – und hat es offenbar allein schon durch den Titel geschafft, breite Aufmerksamkeit in der Netzgemeinde auf sich zu ziehen. Das Video dauert 55 Minuten und erweckt den Eindruck, ein ganz normaler Jugendlicher hätte – während er gerade in seinem Jugendzimmer an seinem Computer hantierte – spontan den Entschluss gefasst, seine Gedanken zur bevorstehenden EU-Wahl der Stadt und dem Erdkreis mitzuteilen.

15 Minuten Starruhm werden zu mindestens 15 Tagen

Die YouTube-Gemeinde hat seit Jahren ihre eigenen Gesetze. Tausende und abertausende Nutzer, die sich dazu berufen fühlen, produzieren mit einfachen Mitteln Videos im eigenen Wohnzimmer, in denen sie je nach Geschmack Kosmetiktipps, Hotelkritiken, Kniffe für Matheaufgaben oder eben Analysen und Kommentare zum Weltgeschehen von sich geben. Von Zeit zu Zeit bringt es einer von ihnen auch zu dem, was Pop-Art-Ikone Andy Warhol einst als die „15 Minuten Starruhm“ bezeichnet hatte, auf die jeder Mensch seiner Auffassung nach ein Recht habe.

Im Falle Rezos dürften es zumindest 15 Tage werden, denn während die etablierten Medien sonst eher dafür plädieren, die Politik möge die als geschäftsschädigend wahrgenommenen sozialen Medien endlich kraftvoll an die Kandare nehmen, gehört der CDU-kritische Vlogger offenbar zu den Ausnahmen. Er fand sich mit seinem Video prompt an prominenter Stelle in den Leitmedien wieder – und die Resonanz war so stark, dass das Video mittlerweile mehr als sieben Millionen Aufrufe zählt.

Dazu transportierten die Medien, die das Video aufgriffen, auch eine klare Erwartungshaltung an die CDU, darauf zu reagieren. Als dies in Form einer Erklärung und Gesprächseinladung vonseiten des Generalsekretärs geschah und man zudem noch ein Antwortvideo des Bundestagsabgeordneten Philipp Amthor produzierte, auf dessen Veröffentlichung allerdings verzichtet wurde, legten viele von ihnen auch noch hier mit Kritik nach.

Bereits produziertes Amthor-Video zurückgehalten

Aus der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ war derweil auch der Grund für den Rückzieher zu erfahren. Das bereits fertig produzierte Video, das auf einen Vorschlag von Parteichefin Annegret Kramp-Karrenbauer zurückgegangen sein soll, wurde am Ende nicht gesendet, weil man in der CDU befürchtete, die Antwort durch einen einfachen Bundestagsabgeordneten könnte – da sozusagen „protokollwidrig“ – die Autorität des Generalsekretärs unterminieren.

In der „Welt“ attestiert Politikberater und Blogger Martin Fuchs der Partei mehrere Fehler im Umgang mit dem millionenfach aufgerufenen Video. „Wenn sie den Mund gehalten hätten, hätte das Video der Partei weniger geschadet“, zitiert sie den Experten für digitale Kommunikation. Auch eine Einladung zum Gespräch sei zu spät ausgesprochen worden. So hätte das Thema bis nach der Europawahl kleiner gehalten werden können.

Die CDU selbst habe, so Fuchs, „seit Jahren verschlafen, das Netz zu verstehen“, und es verabsäumt, selbst ein Netz an Influencern aufzubauen, also Personen in sozialen Medien, die es verstehen, ein Publikum zu erreichen, das teils sogar in die Millionen gehen kann.

Warum aber ausgerechnet „Rezo“, dessen Charisma und Rhetorik ihm ansonsten vielleicht Aussichten auf ein Casting für eine Nebenrolle bei GZSZ eröffnen würden, binnen weniger Tage eine so hohe und fast ausschließlich positive Resonanz finden konnte, darüber rätseln Analysten bis heute. Einen erheblichen Beitrag zur Popularität des Videos hat zweifellos ein Empfehlungstweet des Bloggers Tilo Jung beigetragen, der durch die ebenfalls vor allem in sozialen Medien populären Show „Jung&Naiv“ bekannt geworden war.

CDU wird von linksaußen kritisiert

Dies allein erklärt jedoch noch nicht die Aufmerksamkeit, die das Video gefunden hat. Auch für gekaufte Klicks oder Astroturfing gibt es bis dato keine belastbaren Hinweise. Allerdings haben einzelne Blogger sich inhaltlich mit dem Beitrag auseinandergesetzt und in weiterer Folge auch mit der Frage, wer eigentlich hinter „Rezo“ steht und mit wem dieser zusammenarbeitet.

Inhaltlich fällt auf, dass die Kritik an der CDU sich weniger auf die Weichenstellungen der Kanzlerin Merkel, auf die Preisgabe einer Vielzahl früherer eigener Positionen oder auf Aspekte bezieht, die die Partei in den vorangegangenen Jahren Stimmen gekostet hatten: etwa die Flüchtlingspolitik, die „Energiewende“ oder die jüngst aus den Unternehmerverbänden scharf kritisierte Wirtschaftspolitik von Minister Peter Altmaier.

Vielmehr zielt die Kritik an der Politik der CDU darauf, dass diese in der „Klimapolitik“ sogar noch zu zögerlich sei und noch zu wenig weit gehe. Dazu kommen unter anderem der Vorwurf der Beteiligung an angeblichen „US-Kriegsverbrechen“ durch den Einsatz von Drohnen im Krieg gegen den Terror und Klagen darüber, dass in Deutschland zu wenig „Verteilungsgerechtigkeit“ herrsche und „die Reichen immer reicher, aber die Armen immer ärmer“ würden.

Der Grundtenor ist demnach, dass es in Deutschland aus seiner Sicht immer noch zu wenig staatlichen Dirigismus und Interventionismus gebe und dass bei der Durchsetzung ideologischer Klima- und Verteilungsziele noch deutlich weniger Rücksicht auf die wirtschaftlichen Belange oder persönliche Freiheiten genommen werden solle.

Antiamerikanismus und Verteilungssozialismus hätten auch von RT kommen können

Zusammen mit unterkomplexem Antiamerikanismus ergibt das ein Gebräu, das auch von Formaten wie RT oder KenFM hätte kommen können – wobei diese allerdings dem Klimakult weniger Aufmerksamkeit widmen als Rezo. Dass dieser alle Parteien außer Grünen und Linken kritisiert hat, veranlasste einige Blogger auch dazu, nachzuforschen, ob eine dieser Parteien den Vlogger als Medium für nicht gekennzeichnete Wahlwerbung instrumentalisiert hätte. Eine kaum verhohlene Wahlempfehlung für die Grünen im Video verstärkte den Argwohn.

Das Politikberatungs-Blog „Tertium Datur“ bezeichnet Rezo als „Fake-Vlogger“ und weist darauf hin, dass als Verantwortlicher im Sinne des Presserechts für die Produktion die „TUBE ONE Networks GmbH“ in Köln aufscheint. Dieses ist das Social Video Netzwerk der Ströer Content Group.

Das Unternehmen erklärt von sich selbst, mehr als 500 Kanäle auf sozialen Plattformen wie Instagram, Twitter, Snapchat, YouTube und Facebook mit 600 Mio. Videoviews pro Monat und 50 Mio. Social Media Fans als Tätigkeitsbereich zu bearbeiten und seinen Werbekunden „interessante Umfelder und auf die Bedürfnisse ausgerichteten Content“ anbieten zu können. Darüber hinaus habe man die Möglichkeit, Kampagnen „effektiv in das Ströer Netzwerk einzubinden und auf Public Videos sowie alle weiteren digitalen Umfeldern zu erweitern“.

Belastbare Beweise für eine grüne Auftragsarbeit gibt es bis dato nicht. Ob die Finanzbehörden an Rezo ein ähnlich großes Interesse entwickeln werden wie beispielsweise an Zeitungen des „Verein zur Erhaltung der Rechtsstaatlichkeit und bürgerlichen Freiheiten“, in denen vor einigen Wahlen der Vergangenheit zur Stimmabgabe für die AfD aufgerufen wurde, ist ebenfalls noch offen.

Unterdessen ist auf dem YouTube-Kanal des „SerienReviewers“ auch ein Video erschienen, in dem der Blogger inhaltlich auf die Kritik im Rezo-Video eingeht – und dessen Thesen entgegentritt. Dieses hat allerdings bis dato medial erst wenig Resonanz gefunden und entsprechend erst eine sechsstellige Zahl an Viewern zu verzeichnen.

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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