Zweifel an 71.000 COVID-Toten – „falsche Horrorzahlen“ für 2021?

Nach der aktuellen Todesursachenstatistik des Statistischen Bundesamts sollen sieben Prozent der Verstorbenen des Jahres 2021 einer COVID-19-Erkrankung erlegen sein. Ein Hamburger Rechtsanwalt hält das für „falsche Horrorzahlen“: Leichenbeschauer seien verpflichtet, COVID-19 als todesursächliches Grundleiden zu erfassen. Selbst dann, wenn mehrere Leiden bei einem Erkrankten vorlägen.
Plus 20 Prozent – Deutlich erhöhte Todeszahlen in Deutschland
Eine Frau besucht einen Friedhof (Symbolbild).Foto: iStock/sauletas
Von 16. Dezember 2022

Im Kalenderjahr 2021 sind in Deutschland mit 1.023.687 mehr Menschen gestorben als jemals zuvor seit 1950. Das hat das Statistische Bundesamt am 16. Dezember 2022 bekannt gegeben. Gegenüber dem Vorjahr (985.572 Todesfälle) sei ein Anstieg von 3,9 Prozent gemessen worden. Mit 515.559 Fällen waren die Männer gegenüber 508.128 Frauen überproportional vertreten. Ende des Jahres 2021 lebten unter den insgesamt 81,24 Millionen Einwohnern 42,17 Millionen Frauen und 41,07 Millionen Männer in Deutschland.

COVID-19-Anteil: Sieben Prozent

In genau 71.331 Fällen sei der Tod einer Infizierung mit COVID-19 als ausschlaggebendes Grundleiden zugeschrieben worden – 79 Prozent mehr als noch im Jahr 2020. Damals habe das Amt 39.758 solcher Todesfälle registriert. Der Anteil der COVID-Toten an der Gesamtmenge der Verstorbenen soll somit 2021 bei sieben Prozent gelegen haben.

Methodische Hinweise zur Ermittlung der COVID-19-Toten:
(Quelle: Statistisches Bundesamt)

„COVID-19-Sterbefälle werden auf zwei Meldewegen erfasst: Zum einen über die amtliche Todesursachenstatistik, zum anderen über die Meldepflichten nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG). So basiert die amtliche Todesursachenstatistik auf den in den Todesbescheinigungen dokumentierten Grundleiden und Begleiterkrankungen der verstorbenen Personen, während das Robert Koch-Institut (RKI) und die Landesgesundheitsbehörden COVID-19-Sterbefallzahlen nach dem IfSG veröffentlichen.

Die Unterschiede in den beiden Dokumentationsformen führen dazu, dass die Fallzahlen der COVID-19-Sterbefälle in beiden Statistiken nicht identisch sind: Die Todesursachenstatistik verzeichnet für das Jahr 2021 insgesamt 71.331 Todesfälle mit COVID-19 als Grundleiden, die RKI-Statistik kommt auf 73.215 COVID-19-Todesfälle.

Die Zahl der 71.331 für das Jahr 2021 in der Todesursachenstatistik erfassten Todesfälle mit COVID-19 als Grundleiden setzt sich zusammen aus 70.759 Fällen, die durch einen Labortest nachgewiesen wurden (Code ICD-U07.1), und aus 572 nicht durch Labortest nachgewiesen (Verdachts-)Fällen (Code ICD-U07.2).

Ausgewählte Ergebnisse der Todesursachenstatistik, nähere Informationen zur Methodik sowie einen Qualitätsbericht bietet auch die Themenseite „Todesursachen“ im Internetangebot des Statistischen Bundesamtes. 

An oder mit – Zweifel eines Rechtsanwalts

Der Hamburger Rechtsanwalt Friedemann Däblitz nannte die Zahlen zu den COVID-19-Toten auf seinem Telegramkanal „falsche Horrorzahlen der Bundesregierung“. Dass nach den Ausführungen des Statistischen Bundesamts „71.331 Menschen an COVID-19 als Grundleiden“ gestorben wären, habe „einen bürokratischen, keinen medizinischen Grund“. Man müsse berücksichtigen, dass es meist mehrere Leiden seien, die in ihrer Summe zum Tode eines Menschen führten. Im Totenschein könne jedoch nur eins dieser Leiden „als Grundleiden erfasst werden“. Alle übrigen gölten damit als „Begleiterkrankung“.

Nach einer Maßgabe der Weltgesundheitsorganisation WHO sei aber „grundsätzlich immer COVID-19 als Grundleiden zu kodieren“, weil COVID-19 zu den „plötzlich neu auftretenden häufigen Erkrankungen mit noch ungeklärter Genese“ zählten. Diese Erkrankungen würden „mit einem sog. ,Ausrufezeichencode‘ kodiert“ und hätten „laut Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BIB) bei der Erfassung des Grundleidens immer Vorrang“. Dies erkläre die Angabe eines siebenprozentigen Anteils von COVID-Verstorbenen in der Todesfallstatistik. Däblitz vermutet, „dass die Experten des Statistischen Bundesamts diese Zusammenhänge kennen“, aber „aus politischen Gründen“ nicht über diesen Sachverhalt aufklärten.

Zudem beruhen die durch Labortests ermittelten COVID-19-Todesfälle auf PCR-Tests, welche wiederum durch eine jüngste Schweizer Studie erheblich an Aussagekraft verloren haben (Epoch Times berichtete).

Herz/Kreislauf nach wie vor auf Rang 1

Als häufigste Todesursache in Deutschland 2021 stellte das Bundesamt wie schon in den Jahren zuvor Herz- bzw. Kreislauferkrankungen fest. Ihnen seien 340.619 Menschen zum Opfer gefallen – rund ein Drittel aller Verstorbenen. Im Vorjahr hatte das Amt 338.001 solcher Befunde gezählt. 53 Prozent der an einer Erkrankung des Herz-Kreislaufsystems Verstorbenen seien Frauen gewesen. Ein Herzinfarkt als Todesursache habe 45.181 Menschen betroffen – genau 652 mehr als im Vorjahr. Auf drei an Herzinfarkt verstorbene Männer seien statistisch zwei Frauen gekommen.

Leichter Rückgang bei Krebs

Auf Platz zwei der am häufigsten vorkommenden Todesursachen lägen nach wie vor diverse Krebserkrankungen. Ihnen seien 22,4 Prozent (229.068 Menschen) der Verstorbenen des Jahres 2021 erlegen. Im Vorjahr seien es noch rund 2200 Fälle mehr gewesen. Der Anteil der Frauen habe 46 Prozent betragen. Bei den Männern seien vor allem Krebserkrankungen der Verdauungs- oder Atmungsorgane die Ursache gewesen, bei Frauen hätten Verdauungsorgane und Brustkrebs (18.479 Fälle) besonders stark zu Buche geschlagen.

Drei von vier Suiziden durch Männer

Als „nicht natürlich“ eingeschätzte Todesursachen hätten 43.200 Menschen betroffen (4,2 Prozent der Gesamtmenge). Dazu gehörten Ursachen wie eine Verletzung oder Vergiftung, auch Suizide oder Unfälle. Im Vorjahr seien es mit 41.794 Fällen rund 1500 weniger gewesen. Sturzverletzungen hätten das Leben von genau 18.183 Männern und Frauen beendet, und zwar je zur Hälfte. Die Zahl der Suizide habe mit 9.215 Selbsttötungen 2021 ziemlich genau auf Vorjahresniveau gelegen (2020: 9.206 Fälle). Der Männer-Anteil habe dabei bei 74 Prozent ausgemacht.

„Plötzlich und unerwartet“

Der Anteil „plötzlicher und unerwarteter Todesfälle“ nach den fünf ICD-Klassifikationen I46.1 (plötzlicher Herztod), R96.0 (plötzlicher Tod), R96.1 (Todeseintritt innerhalb von weniger als 24 Stunden nach Beginn der Symptome, ohne anderweitige Angabe), R98 (Tod ohne Anwesenheit anderer Personen) und R99 (Sonstige ungenau oder nicht näher bezeichnete Todesursachen) ist nach Recherchen des Datenanalysten Tom Lausen im Jahr 2021 stark angestiegen. „Wir haben faktisch seit dem ersten Quartal 2021 in jedem Quartal mehr Todesfälle, die plötzlich und unerwartet gestorben sind als in jedem der Jahre davor gesamt“, stellte Martin Sichert, der gesundheitspolitische Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion, am 12. Dezember auf einer Pressekonferenz fest [Datenanalyse als PDF]. Mit einem durchschnittlichen Plus von 70 solcher Todesfälle pro Tag handele sich um mehr als eine Vervierfachung der vor 2021 beobachteten Zahlen. Um diese Analyse ist mittlerweile ein Streit entbrannt.

 

Plötzliche und unerwartete Todesfälle 2016-2021, Statistik laut KBV-Datensatz (Quelle: AfD-Bundestagsfraktion)

Plötzliche und unerwartete Todesfälle 2016-2021, Statistik laut KBV-Datensatz (Quelle: AfD-Bundestagsfraktion)

Weitere Informationen:

Datenbank der Gesundheitsberichterstattung des Bundes: gbe-bund.de
Corona-Sonderseite des Statistischen Bundesamtes: destatis.de/corona
ICD-Codes: dimdi.de



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