Jährliches Eliten-Klüngeln in Davos: 1.000 Privatjets und Klimaaktivisten als Ehrengäste

Superlative in der Schweiz: Heute startet das 53. Weltwirtschaftsforum in Davos.
Titelbild
Klaus Schwab.Foto: FABRICE COFFRINI/AFP via Getty Images
Von 16. Januar 2023


Staatschefs, Wirtschaftsbosse, NGOs und dazugeladene Aktivisten machen gemeinsame Pläne für den Rest der Welt. Das Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos toppt sich selbst: 52 Regierungschefs nehmen an der diesjährigen Ausgabe des WEF teil, zuzüglich der teilnehmenden Minister kommt man schnell auf 379 Teilnehmer auf höchsten Regierungsebenen. Der Leitsatz für 2023 lautet „Cooperation in a Fragmented World“ (Zusammenarbeit in einer fragmentierten Welt). Das gaben letzte Woche die Verantwortlichen um WEF-Gründer Klaus Schwab (84) im Rahmen einer virtuellen Pressekonferenz bekannt.

Davos: 3.000 Teilnehmer und 1.000 Privatjets

Schwab erwartet über 3.000 Teilnehmer im WEF-Jahresmeeting. Das sind mehr als jemals zuvor. Die 53. Ausgabe des WEF findet vom 16. bis 20. Januar in Davos in der Schweiz statt.

Zu den Staatschefs, die sich in Davos die Klinke in die Hände geben werden, zählen die finnische Premierministerin Sanna Marin, der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz, der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte, der spanische Premierminister Pedro Sánchez, der griechische Premierminister Kyriakos Mitsotakis, der albanische Premierminister Edi Rama und der Schweizer Bundespräsident Alain Berset. Zählt man die angereisten Minister hinzu, steigt die Zahl auf 379. Am Dienstag werden der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) teilnehmen.

Die meisten Regierungsvertreter kommen aus Europa, aber auch Asien. Insbesondere China ist mit einer großen Delegation vertreten.

Elite trifft sich in der Schweiz: Kaviar, Krieg und Klimawandel

Auf der Tagesordnung stehen in diesem Jahr Themen wie Klimaschutz, Ernährungssicherheit und der Krieg in der Ukraine. Das Top-Thema wird wohl die Fahrt aufnehmende Inflation sein: Allein 56 Finanzminister und 19 Chefs von Zentralbanken sind angereist, um am Forum teilzunehmen.

Wenn man es weniger neutral ausdrückt, wie schon 2010 das „Manager-Magazin“ unter der Headline „Ein Quantum Elitäres“ den Charakter der WEF-Treffen beschrieb, um auch in diesem Jahr unter Ausschluss der Öffentlichkeit Pläne über das Wohlergehen derselben zu schmieden: „Die Lenker und Denker diskutieren, wie unsere Wirtschaft neu organisiert werden kann – und besprechen sich abgeschirmt in kleinen Zirkeln. Oder auf der Abendparty.“

Unter den Anwesenden werden Christine Lagarde, Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), und auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sein, auch UNO-Generalsekretär António Guterres reist nach Davos.

Bereits im Vorfeld war bekannt, dass US-Präsident Joe Biden (80) nicht nach Davos kommen wird, andere Polit-Hochkaräter aus den Vereinigten Staaten reisen indes an, so wie FBI-Direktor Christopher Wray.

Geheimniskrämerei um Teilnehmer

Wenn also rund zehn Prozent der Teilnehmer der Konferenz Staatschefs und Minister sind, wer sind also die Restlichen? Die Frage muss auf diese Weise investigativ gestellt werden, weil es zum Spiel mit dem Meiden gehört, die zugesagten Teilnehmer zunächst im Dunkel zu halten. Man kann demnach auch Aufmerksamkeit für eine Veranstaltung generieren, wenn man den Eindruck erweckt, man suche diese Aufmerksamkeit gar nicht.

Der Erfolg von Davos ist über Jahrzehnte auch deshalb gewachsen, weil irgendwann per se als einflussreich und auf der internationalen Bühne gesetzt galt, wer auf der Liste stand. Im Vorfeld des diesjährigen WEF wurde die vertrauliche Teilnehmerliste geleakt und zum Download veröffentlicht.

Auf den fast 180 Seiten, auf denen die Teilnehmer alphabetisch nach Ländern geordnet sind, sind auch über 90 deutsche Einladungen zu finden: die Führungsriege von Allianz bis Audi über Volkswagen, Merck und McKinsey bis hin zu SAP und Siemens – begleitet von Vertretern aller großen Medienhäuser oder Mainstream-Medien von der privaten FAZ bis zum öffentlich-rechtlichen ZDF.

Aber auch Reemtsma-Spross Luisa Neubauer scheint gern gesehener Gast zu sein, sie ist nach 2020 wieder mit von der Partie und als „Climate Activist“ von „Fridays for Future“ aufgeführt. Sie kommt dann quasi direkt aus Lützerath, wo sie gerade ihr Gesicht als führende Klimaaktivistin neben Greta Thunberg in die Kameras hielt.

Wie Frau Neubauer anreist, ist nicht bekannt. Man weiß aber, dass circa eintausend Learjets die Davos umgebenden Flughäfen wie Friedrichshafen und Altenrhein anfliegen werden.

Klimaaktivisten als Ehrengäste

Die eingeladenen Klimaaktivisten sitzen demnach mit am runden Tisch, wo jenseits demokratischer Prozesse die großen Deals gemacht werden. Die „Wirtschaftswoche“ titelte dazu einmal: „Die Deal-Ökonomie ersetzt den Multilateralismus.“

Während das WEF als internationale Organisation über sich selber angibt, sich auf die Verbesserung der Weltwirtschaft und die Förderung von Zusammenarbeit zwischen Regierungen, Unternehmen und Experten zu konzentrieren, indem es sich als Podium für verschiedene Sektoren präsentiert, das über aktuelle wirtschaftliche und gesellschaftliche Herausforderungen diskutiert, ist bei Kritikern schon lange davon die Rede, dass beim „WEF hinter dem Rücken der Bevölkerung gegenseitig die Profite erhöht“ und Konzerneliten und Regierungen „eine toxische Hochzeit“ feiern würden.

Zu Lasten der übrigen Gesellschaft

Wirtschaftsexperte Ernst Wolff, hier im Interview mit Epoch Times, gehört zu den scharfen Kritikern des WEF. Er beschreibt die private Organisation als eine „Versammlung von Multimilliardären, Bankern und Politikern, die sich darauf konzentrieren, ihre eigenen wirtschaftlichen und politischen Interessen zu fördern, oft zu Lasten der übrigen Gesellschaft.“

Auf Twitter kündigt er den Start des WEF wie folgt an:

Während das WEF sich als Forum auf der Suche nach Lösungen für globale Probleme präsentiert, argumentiert Wolff, dass das WEF eine elitäre Plattform ist, die wenig Transparenz und Rechenschaftspflicht hat und dass die Entscheidungen, die auf dem Forum getroffen werden, oft von den Bedürfnissen der breiten Bevölkerung entkoppelt sind.

Wolff, der regelmäßig bei der parallel in Davos stattfinden Veranstaltung WEFF (Wachstum, Erde, Frieden, Freiheit) Vorträge als Kontrapunkt zur Schwab-Veranstaltung hält, hatte zum Jahresende sein Buch „World Economic Forum – Die Weltmacht im Hintergrund“ veröffentlicht, welches sich mit Geschichte und Hintergrund zum World Economic Forum auseinandersetzt und damit, wie Schwab und seine NGO in den letzten 50 Jahren zum geopolitischen Strippenzieher von Kriegen und Krisen geworden sein soll.

Elitäres Parallel-Netzwerk

Der WEF ist übrigens auch eine erfolgreiche Kaderschmiede: 1992 gründete Schwab eine parallele Einrichtung zum WEF, eine Art Schule, die „Global Leaders for Tomorrow“, die 2004 als „Young Global Leaders“ neu aufgesetzt wurde. Bereits unter den Absolventen der allerersten Klasse von 1992 waren viele, die später zu wichtigen Polit-Protagonisten wurden, wie Angela Merkel, Nicolas Sarkozy und Tony Blair.

Derzeit gibt es etwa 1.300 Absolventen dieser Schule. Laut Ernst Wolff waren alle Politiker, die Absolventen der Young Global Leaders waren und in den Pandemie-Jahren im Amt waren, stramm auf COVID-Linie. Auch viele bekannte Gesichter aus den Medien und führende Köpfe aus der Privatwirtschaft sind unter den Absolventen zu finden.

Weitere Initiativen oder Unterorganisationen des WEF sind neben den Young Global Leaders die nächsten, die nachkommen, die Young Global Shapers oder auch die Initiative Forum der Globalen Wettbewerbsfähigkeit, die sich mit der Wettbewerbsfähigkeit von Ländern und Unternehmen befasst und die Entwicklung von Indikatoren wie dem Global Competitiveness Index vorantreibt oder auch das Forum der Globalen Risiken, das sich mit der Identifizierung, Bewertung und Bewältigung von globalen Risiken befasst, wie zum Beispiel Klimawandel, Cyber-Sicherheit oder politische Instabilität.

Oder auch Gavi, die Globale Impfallianz, ist ein Produkt aus dem Hause Schwab, woran Wolff kurz vorm diesjährigen WEF erinnert:

„Schon gewusst? Die globale #Impfallianz #GAVI wurde im Jahr 2000 in #Davos am #WorldEconomicForum gegründet. Haupt-Geldgeber: #BillGates. Vorsitzender von 2002 bis 2005: Norwegens Ex-Premierminister, der amtierende #NATO#Generalsekretär Jens #Stoltenberg“.

The Great Reset – Hauptangriffsfläche für Kritiker

Kurz nach Start der Pandemie hat WEF-Gründer Klaus Schwab das Buch „The Great Reset“ herausgebracht. In seinem Buch argumentiert Schwab schon zu Beginn von Corona, dass diese Pandemie die Gesellschaft und Weltwirtschaft grundlegend verändert hat und dass nur mit einem „großen Neustart“, einem „Great Reset“, die aktuellen Herausforderungen bewältigt werden könnten.

In seinem Buch plädiert Schwab für eine neue Art von Kapitalismus, der sich stärker an sozialen und ökologischen Zielen orientiert. Ziele, die noch globaler ausgerichtet sind.

Jetzt, Anfang 2023, betont Klaus Schwab in dem eingangs genannten Pressemeeting zur diesjährigen WEF-Konferenz, dass die Welt im Krisenmodus sei. Die Konferenz in Davos solle dabei behilflich sein, die Sicht auf die weltweiten Krisen zu verändern.

Die Bedeutung dieses Treffens hinter verschlossenen Türen wird auch von bis zu 5.000 Armeeangehörigen belegt, die gerade für die Wahrnehmung der Sicherheitsaufgaben rund um das Jahrestreffen des World Economic Forums eingesetzt werden.



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