Litauen, Weißrussland, Neuseeland und Lagos melden erste Coronavirus-Fälle

Das Coronavirus hat sich in weitere Staaten ausgebreitet. Nun sind auch Litauen, Weißrussland, Neuseeland und Lagos betroffen. "Diese Epidemie ist so unheimlich, wir sollten sehr vorsichtig sein", sagt ein Mann aus dem nigerianischen Lagos.
Titelbild
Gesundheitszentrum in Lagos.Foto: PIUS UTOMI EKPEI/AFP via Getty Images
Epoch Times28. Februar 2020

Das Coronavirus hat sich in weitere Staaten weltweit ausgebreitet. Litauen, Weißrussland und Neuseeland sowie Lagos meldeten am Freitag erste Infektionsfälle. In Litauen ist nach Angaben der Regierung eine 39-jährige Frau erkrankt, die kürzlich in Verona in Norditalien war. Sie hat den Angaben zufolge nur leichte Symptome und wurde in einem Krankenhaus in der Stadt Siauliai im Norden Litauens isoliert. Ihre Angehörigen stehen demnach unter Beobachtung.

Die Behörden bemühten sich mit Hochdruck darum, alle Kontaktpersonen der Frau zu ermitteln, um vorbeugende Maßnahmen ergreifen und die Ausbreitung des Virus stoppen zu können, erklärte Vize-Gesundheitsminister Algirdas Seselgis.

In Weißrussland wurde ein iranischer Student positiv auf das Virus getestet, der vergangene Woche über Aserbaidschan eingereist war. Sein Gesundheitszustand sei „zufriedenstellend“, teilte das Gesundheitsministerium mit. Menschen, mit denen der Student seit seiner Einreise am vergangenen Samstag Kontakt hatte, wurden in einem Krankenhaus in der Hauptstadt Minsk unter Quarantäne gestellt.

Das Gesundheitsministerium kündigte an, künftig neben Reisenden aus China auch Reisende aus Italien, dem Iran und Südkorea einer Gesundheitsuntersuchung zu unterziehen.

Erster Fall in Neuseeland

Auch Neuseeland meldete am Freitag einen ersten Coronavirus-Fall. Es handele sich um eine Person, die kürzlich aus dem Iran zurückgekehrt sei, teilte das Gesundheitsministerium mit. Medienberichten zufolge handelt es sich um eine etwa 60 Jahre alte Neuseeländerin. Sie wird nach offiziellen Angaben in einem Krankenhaus in Auckland behandelt, ihr Gesundheitszustand habe sich bereits gebessert.

Die Frau reiste den Angaben zufolge am Mittwoch ein. Sie flog über Bali nach Neuseeland. Alle Passagiere der Maschine  der Fluggesellschaft Emirates aus den Vereinigten Arabischen Emiraten sollen sich bei den Behörden melden. Neuseeland verschärfte seine Einreisebestimmungen, neben Reisenden aus China sind nun auch Reisende aus dem Iran betroffen.

Auch Lagos betroffen

In der nigerianischen Millionenmetropole Lagos weckt der erste Coronavirus-Fall ungute Erinnerungen an die Ebola-Epidemie 2014. Besorgte Bewohner der 20-Millionen-Einwohner-Stadt stürmten am Freitag die Apotheken, um Desinfektionsmittel und Schutzmasken zu kaufen. Masken seien in Lagos ohnehin schlecht zu bekommen und jetzt schon ausverkauft, sagte ein Apotheker auf der Hauptinsel Lagos Island. Ein Kunde versuchte vergeblich, Hände-Desinfektionsmittel zu kaufen. „Diese Epidemie ist so unheimlich, wir sollten sehr vorsichtig sein“, sagte er.

In Lagos wurde das Coronavirus bei einem Italiener diagnostiziert, der in dem westafrikanischen Land arbeitet. Wie Gesundheitsminister Osagie Ehanire am Freitag mitteilte, war der Mann kürzlich von einem Besuch in Mailand zurückgekehrt. „Der Patient ist klinisch stabil und hat keine schwerwiegenden Symptome.“

Auf dem afrikanischen Kontinent waren zuvor nur zwei Coronavirus-Infektionen bestätigt worden – jeweils einer in Algerien und Ägypten. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnte diese Woche, dass die afrikanischen Gesundheitssysteme nicht ausreichend für die Bekämpfung des Erregers gewappnet seien. Nigeria, das mit 190 Millionen Einwohnern das bevölkerungsreichste Land Afrikas ist, gilt wegen seines schlechten Gesundheitssystem und der Bevölkerungsdichte als besonders gefährdet.

Der erste Ebola-Fall in Lagos hatte 2014 weltweit für Besorgnis und in der Millionenstadt selbst für Panik gesorgt. Letztlich kam Lagos damals relativ unbeschadet davon: Von 19 bestätigten Fällen starben nach offiziellen Angaben sieben. In ganz Westafrika starben damals mehr als 11.000 Menschen an der Krankheit. Es war der tödlichste Ausbruch der Krankheit, seit das Ebola-Virus 1976 entdeckt worden war.

WHO bewertete Kampf gegen Ebola als „großen Erfolg“

Die WHO hatte den Kampf gegen Ebola in Lagos damals als „großen Erfolg“ gewertet. In den dicht besiedelten Armenvierteln, in denen zudem schlechte sanitäre Bedingungen herrschen, war mit einer rasanten Ausbreitung der Epidemie gerechnet worden. Die Gesundheitsbehörden griffen aber schnell durch: Experten wurden aus der Hauptstadt Abuja nach Lagos geschickt, die Epidemie blieb letztlich auf einige wohlhabende Stadtviertel beschränkt.

Die nigerianischen Behörden sind davon überzeugt, nun auch gut auf eine mögliche Coronavirus-Epidemie vorbereitet zu sein: „Ich kann Ihnen versichern, dass wir in Nigeria einen durchkalkulierten Plan haben“, sagte Vize-Gesundheitsminister Olorumibe Mamora bereits Anfang Februar.

Nach Angaben von Mamora wurden bereits Quarantäne-Einrichtungen in Lagos und Abuja geschaffen. Das nigerianische Zentrum für Seuchenkontrolle verfügt nach eigenen Angaben über drei Labore, die Coronavirus-Infektionen diagnostizieren können. Bei der Behörde gibt es zudem eine tägliche Krisensitzung.

Der WHO-Generaldirektor für Westafrika, Stanley Okolo, versichert, dass die Region „ihre Lektion aus der Ebola-Epidemie gelernt hat“. Die Staaten der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (Ecowas) haben seinen Angaben zufolge einen gemeinsamen Kostenplan vereinbart, in dem 50 Millionen Dollar (45,7 Millionen Euro) für den Kampf gegen das Coronavirus veranschlagt sind.

Nigeria hat zudem immer wieder mit gefährlichen ansteckenden Krankheiten zu kämpfen. Am Lassa-Fieber, das von Ratten übertragen wird, sind seit Jahresbeginn schon mehr als hundert Menschen gestorben. Experten gehen daher davon aus, dass das wirtschaftlich starke Land besser auf eine Epidemie vorbereitet ist als seine ärmeren Nachbarländer. (afp/so)



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