Wilde Alpen – Die einzigartige Welt der Tiere und Pflanzen

Trotz der 125 Millionen Menschen, die die Alpen Jahr für Jahr besuchen, hat sich eine atemberaubende natürliche Bergwelt erhalten, doch sie ist in Gefahr. Ein neuer Bildband hält ein Plädoyer für den Schutz und den Erhalt dieser „wilden“ Seite der Alpen, auch wenn den Autoren klar ist: „Alles ist im Fluss.“
Titelbild
Junge Luchse.Foto: Heinz Schmidbauer
Von 27. Juli 2023

Es ist ein wunderbarer Bildband, den das Duo Dr. Josef H. Reichholf (Text) und Heinz Schmidbauer (Fotos) über die Alpen vorgelegt haben. Aus beiden spricht nicht nur die jahrzehntelange berufliche Beschäftigung, sondern auch die Liebe zum Sujet.

Und es spricht auch eine gewisse Weisheit aus dem Autor, angesichts der Veränderungen in der Bergwelt durch Klimaveränderungen nicht auf Zeitgewinn zu setzen, auf das krampfhafte Bewahren des uns Bekannten, sondern auf Behutsamkeit und Umsicht, wenn sich Dinge ändern. Denn: „Gesetzt den Fall, wir wüssten, welcher Zustand der richtige ist, er ließe sich auf Dauer nicht halten.“

Seit 200 Jahren: zurückgehende Gletscherwelt

Die Bergwelt, so Josef H. Reichholf, habe sich unter dem Einfluss der großen Klimaänderungen immer wieder verändert. Der Zustand, den wir kennen, sei in der „Kleinen Eiszeit“ zwischen dem 13. und 18. Jahrhundert entstanden. Der Rückgang der Gletscher sei allerdings keine ganz aktuelle Entwicklung. Er habe schon im 19. Jahrhundert eingesetzt, also vor 200 Jahren.

Die Pasterze, der Gletscher am Großglockner, dem größten Berg Österreichs, ist stark zurückgegangen. Foto: Heinz Schmidbauer

So ist zwar einerseits ein Blick auf die Pasterze, wie der stark geschrumpfte Gletscher unterhalb des Großglockners genannt wird, mit Wehmut verbunden. Die zu Tal strömenden Eismassen haben schon immer fasziniert und die zurückgebliebene felsige Mondlandschaft strömt diese Faszination bei Weitem nicht aus. Dennoch, wenn man die vom Eis malträtierten Felswände an Österreichs höchstem Berg sieht, versucht man sich vorzustellen, wie das Hunderte Meter dicke Eis darüber während der Jahrhunderte entlanggeschrammt ist, und fragt sich, wie es hier wohl in fünfzig Jahren aussehen wird.

Weitaus älter – aber erdgeschichtlich noch relativ jung – ist die Entstehung der Alpen vor Millionen von Jahren, als die Afrikanische Kontinentalplatte auf die Eurasische Platte stieß und die mehrere hundert Meter mächtigen Ablagerungsschichten eines schon nicht mehr existierenden Ozeans namens Thetys in die Höhe faltete. Die höchste Erhebung des tausend Kilometer langen Alpenbogens, der 4.800 Meter hohe Mont Blanc, erfuhr danach das gleiche Schicksal wie die Berge um ihn herum: Hitze, Kälte, Sonne, Regen, Wind und Eis schufen eine atemberaubende Landschaft. Wer sich die Fotos genau anschaut, erkennt, welche Kräfte vorherrschend gewirkt haben – und staunt, welche Vielfalt hier entstanden ist.

Reiche Tier- und Pflanzenwelt

Der Bildband ist ein Buch über die Naturwelt der Alpen und es beschreibt sie in klaren Worten. Herrliche Fotos gibt es von unterschiedlichen Landschaften – etwa von der markanten Bergwelt der Dolomiten mit den Drei Zinnen, der zackigen Silhouette der Hohen Tauern oder dem Vollmond über dem Gletschergebiet Sulden – und man wünscht sich mehr davon. Allerdings heißt der Untertitel des Buches „Die einzigartige Welt der Tiere und Pflanzen“.

Daher bilden diese den Schwerpunkt der Fotografien. Während Blumen wie Enzian, Lupinen, Edelweiß und Pilze geduldige Fotomotive sind, ist das bei den Tiermotiven nicht so einfach.

Ein Adler über den Wolken. Foto: Heinz Schmidbauer

Umso beachtlicher die Bandbreite an beeindruckenden Tierfotografien. Ein Wolfsrudel im Abendnebel beim gemeinsamen Heulen, Luchse und Füchse im Schnee, Braunbären beim „Raufen“ und dann noch die Vogelwelt: Vier junge Uhus nebeneinander auf einem Ast sitzend, Turm- und Wanderfalken, Gänsegeier, Steinadler und Auerhennen.

Die meisten dieser Tiere sind in freier Natur nicht einfach zu entdecken, besser gelingt das meistens mit Steinbock, Gämse und Murmeltier, wobei dieses auch noch mit seinem markanten Pfeifen auf sich aufmerksam macht.

Die „Würze“ der Alpen erhalten

Mitten in Mitteleuropa gelegen, haben die Alpen eine Sonderstellung aufgrund der klimatischen Bedingungen, die in der Höhe herrschen, und aufgrund der vielen abgelegenen Täler, die für viele Pflanzen- und Tierarten – genauso wie seit jeher auch für die Menschen – Rückzugsräume bilden.

Und trotz oder auch wegen der teils schwierigen Bedingungen hat sich eine reiche Natur gebildet. „Sie sind eine Welt für sich und weltoffen zugleich“, schreibt Reichholf über die Alpen und: „Das Leben in den Alpen ist hart, aber auch gut“. Es ist wie mit dem Bergkäse, der sein Aroma durch die vielen Alpenkräuter bekommt, die die Kühe verzehren: Die Alpen haben Würze.

Reichholf (Jahrgang 1945) und Schmidbauer (Jahrgang 1943) verfolgen mit ihrem Buch das Anliegen, einen Beitrag zum Schutz der Alpen zu leisten und setzen dabei vor allem auf Vernunft und Einsicht, aber auch auf Diskussion um das beste Argument.

„Wer die Alpen aus der Zeit vor […] Mitte des 20. Jahrhunderts kennengelernt hat, wird geschockt sein von den jetzigen Verhältnissen. Wo sind Ruhe und Abgeschiedenheit, gemütliche Rast auf einsamer Berghütte […] hingekommen?“, schreiben sie.

Josef H. Reichholf, Heinz Schmidbauer
Wilde Alpen – Die einzigartige Welt der Tiere und Pflanzen
208 Seiten, circa 230 Abbildungen
ISBN: 978-3-95416-388-5

Wilde Alpen – Die einzigartige Welt der Tiere und Pflanzen. Foto: Frederking & Thaler



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