Die Sonneninsel im Atlantik

Zeit zum Sonne auftanken – Reisebericht von Manu Huwyler
Titelbild
Haus in der Altstadt von Las Palmas. (Foto: Manu Huwyler)
Epoch Times1. Dezember 2006
Haus in der Altstadt von Las Palmas. (Haus in der Altstadt von Las Palmas. (Foto: Manu Huwyler)

Sobald in Mitteleuropa im Herbst die Nebelschwaden aufziehen oder die klirrende Kälte des Winters einbricht, lädt Gran Canaria mit seinen noch milden Temperaturen zum Sonnenauftanken ein.

Nur 150 Kilometer von Afrikas Küste entfernt, und wo es schon zu Homers Zeiten hieß; dort herrsche der „ewige Frühling“, ist eines der beliebten Touristenziele Europas. Trotz des regen Tourismus hat Gran Canaria seinen ländlichen, mediterranen Charme bewahrt. Doch die Zeit ist nicht stehen geblieben. Musste man sich früher in Tagesmärschen von den hohen Bergen nach Las Palmas aufmachen, führen heute gut ausgebaute Straßen dorthin.

Fußreflexzonenmassage in den Sanddünen

Im Süden der Insel zwischen San Augustin und Maspalomas laden herrliche Strände, Dünenlandschaft und beständiges Wetter den Besucher zum Verweilen an. Eines der phantastischen Naturphänomene sind die Dünen von Maspalomas. Sie stoßen bis 1.5 Kilometer ins Landesinnere und können eine Höhe von 12 Metern erreichen. Dieses Gebiet steht zum Glück seit 1987 unter Naturschutz. Barfuß sich in diesem Sand zu bewegen entspricht einer natürlichen Fußreflexzonenmassage. Hotels und Wohnungen befinden sich in Maspalomas, wo zurzeit ein zweiter neuer Golfplatz direkt am Meer gebaut wird. Für Jung und Alt bieten sich die großzügig angelegten Promenaden von Playa de Ingles und Maspalomas zum ausgiebigen Flanieren an.

Blütenpracht im November. (Blütenpracht im November. (Foto: Manu Huwyler)

Landesinnere

Die Insel ist sehr vielfältig. So haben wir uns entschieden, das Landesinnere zu erkunden. In der Mitte der Insel überragt der 1.949 Meter hohe Pico de las Nieves, mit vulkanischem Ursprung, die Umgebung. Rasch wechselt die Vegetation mit zunehmender Höhe: Kakteen, Orangen-, Mango-, Papaya-, Avocadoplantagen weichen Maulbeer- und Feigenbäumen. Wir genießen die baumgereiften Mangos aus Mogan und den einzigartigen Geschmack der kanarischen Banane. Im November schwanken die Temperaturen zwischen 20 und 28 Grad. Dies ist die ideale Zeit für Wanderungen. „Dass es dieses Jahr schon im November vereinzelt regnet, ist eher eine Ausnahme“, meint Carmen, die einen kleinen Gemüseladen besitzt. Sie schwärmt noch heute von der sauberen Schweiz, wo sie mehrere Jahre in Einsiedeln tätig war. Als religiöse Spanierin findet sie, dass die heutige Jugend viel zu verwöhnt sei. Zudem würden viele Eltern ihnen auch keine echten Werte mehr vermitteln und diese noch weniger vorleben. Eine Folge davon sei das Überhandnehmen von Partys mit Alkohol- und Drogenkonsum.

Oft stauen sich die Passatwolken am Cumbre, wobei der Süden ohne Regen bleibt, der Norden dagegen ist dank der Niederschläge üppig grün. Stauseen im Hochland sind für die Wasserversorgung von großer Bedeutung.

Kanarische Pinie auf 1.000 m Höhe. (Kanarische Pinie auf 1.000 m Höhe. (Foto: Manu Huwyler)

Menschliches Fehlverhalten zerstört die Natur

Weite Teile der Insel waren früher mit der Kanarischen Pinie bedeckt. Lorbeerwälder entzogen den Passatwolken Feuchtigkeit, die zu Boden tropfte und so das Land auf natürliche Weise bewässerte. Durch den Kahlschlag der Spanier, die das Holz für den Schiffsbau einsetzten, und die spätere Monokultur schädigte das Ökosystem der Insel schwer. In der Zwischenzeit stehen ca. 40 Prozent der Insel unter Naturschutz. Es scheint, dass die Menschen nicht gelernt haben, sich entsprechend den Naturgesetzen zu verhalten. Später mussten die begangenen Fehler mit großem Aufwand korrigiert werden. Um den enorm gestiegenen Wasserbedarf zu decken, helfen Wasserentsalzungsanlagen und Recycling. Dass die Einheimischen auf das Wohl ihrer Insel bedacht sind, bezeugen die vielen Hightech-Windräder, die beim Anflug auf Las Palmas gut sichtbar sind.

Drago

Noch heute ist Drago, der Drachenbaum, das Wahrzeichen von Gran Canaria. Vor geraumer Zeit wurde sein „Drachenblut“ – das Harz verfärbt sich an der Luft dunkelrot – zur Zubereitung von Salben und Heiltränken verwendet.

Dünenlandschaft von Maspalomas. (Dünenlandschaft von Maspalomas. (Foto: Manu Huwyler)

Wandern im Gebirge

Jahrhunderte lang verbanden nur die „Caminos Reales“ (öffentliche Wege, die direkt der Krone unterstanden) die schwer zugänglichen Dörfer. Durch den Bau der Asphaltstraßen gerieten sie in Vergessenheit. Erst durch den Tourismus wurden viele freigelegt und verbessert. Heutzutage gibt es viele Wanderrouten auf diesen wunderbaren Wegen.

Mikroklima der Höhlenwohnungen

In Schwindel erregender Höhe auf 1.270 Meter leben die noch mehr als 1.000 Einwohner von Artenara in Höhlen.

Die Urkanarier wussten schon, was sie taten: „Alte, Edle und Könige wohnen in Höhlen, um im Winter die in den Poren der Erde zurückgezogene Wärme zu genießen und sich im Sommer an der Frische zu erquicken, die sich dorthin vor den heißen Strahlen der Sonne flüchtet“, erwähnte schon 1590 der italienische Architekt Leonardo Torriani.

Die jüngsten Höhlenbewohner sind 30 Jahre alt, die ältesten lebten vor mehreren 1000 Jahren.

Imposante Bergwelt bei San Bartolomé. (Imposante Bergwelt bei San Bartolomé. (Foto: Manu Huwyler)

Tourismo Rural

So heißt ein ländliches Tourismusprogramm mit alternativem Ferienangebot für Leute, die Gran Canaria fern vom Massentourismus entdecken wollen. Hier gibt es die Gelegenheit, auf Fincas, in Herrenhäusern oder sogar in Höhlenwohnungen zu übernachten.

Gran Canaria bietet ideales Ferienwetter das ganze Jahr hindurch. Diese vielseitige Insel westlich von Marokko lockt mit seiner kulturellen und landschaftlichen Fülle nicht nur den Massentourismus, sondern auch den Naturfreund an.

{L:6}Panoramatour

Die Panoramatour von San Bartolomé über den Pass la Manzanilla kann ich wärmstens empfehlen. Mitten im Naturschutzgebiet Pilancones mit seinen weiten kieferngespickten Steilhängen sind allerlei Kräuter zu entdecken. So der rosafarben leuchtende kanarische Thymian und der als Heilpflanze begehrte wilde Salbei. Die Wege sind so gut ausgebaut, dass wir träumen und uns auf den Singsang der bunten Vögel konzentrieren konnten. Wir freuen uns bereits heute auf den nächsten Herbst auf Gran Canaria.



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