Tausend Jahre „Weißes Gold“

Bad Salzuflens besondere Geschichte von Natur und Kultur
Titelbild
Bad Salzuflens kunstvollste Fassaden. (Foto: Staatsbad Salzuflen GmbH)
Von 12. Dezember 2007

Salzig ist die Luft, Salze heißt der Fluss und Salz gab dieser Stadt den Namen. Im Jahr 1048 noch „Uflon“ genannt, 1322 schon als „Salzuflen“ bekannt, und 1914 mit dem Titel „Bad“ geadelt: Ein besonderes Geschenk der Natur, neun Thermalsole-Quellen, formte das Gesicht dieses Städtchens im Teutoburger Wald. Jahrhunderte- lang wurde in Bad Salzuflen Salz gewonnen und der Handel mit dem heute so selbstverständlich verfügbaren Rohstoff brachte seinen Bewohnern immensen Reichtum. Als wertvolles Gewürz und zur Konservierung von Lebensmitteln unabdingbar, hatte es den Marktwert von „Weißem Gold“. Die Salzherstellung selbst war jedoch Schwerstarbeit, da die Sole in riesigen Pfannen bis zur Verdunstung gekocht werden musste. Dass man in den salzigen Quellen aus den Überresten unterirdischer Meeresarme auch gesundheitsfördernde Bäder nehmen kann, wurde erst viel später entdeckt.

Kurstadt aus Tradition

1818 eröffnete das „Fürstlich Lippische Solbad Salzuflen“, ein Institut, das bereits in seinem Gründungsjahr 1025 Bäder verzeichnete. Auch Trink-Kuren mit dem heilkräftigen Wasser wurden damals populär. Die Nutzung der Naturschätze für Gesundheit und Wohlbefinden mauserte sich zum Hauptgeschäftszweig und die unwirtschaftlich gewordene Salzsiederei fand mit dem zweiten Weltkrieg ihr Ende. Heute verfügt Bad Salzuflen über zwei hochmoderne Kurstandorte: Das VitaSol, eine Bäderlandschaft mit Saunen und Fitnessangebot und das RehaVital mit therapheutischem Fachteam, beide betrieben von der Staatsbad Salzuflen Gmbh.

Thermalsole-Bäder können bei vielerlei Beschwerden Linderung bringen. Unbestritten ist ihre Heilkraft bei Hauterkrankungen, aber auch Gelenkerkrankungen, Rheuma und Osteoporose. Bei Atemwegsbeschwerden wirkt das Inhalieren des salzigen Dampfes wohltuend auf die Lunge: Die winzigen, elektrisch geladenen Tröpfchen, Aerosole genannt, fördern die Sauerstoffaufnahme ins Blut. Insgesamt sprudeln in Bad Salzuflen neun verschiedene Solequellen: Drei werden für Trinkkuren genutzt, drei speisen die Thermalbäder und die übrigen drei sorgen für die frische Meeresbrise, die einem am Freiluftinhalatorium entgegenweht.

Vorweihnachtliche Idylle in Bad Salzufler verzaubert Jung und Alt. (Vorweihnachtliche Idylle in Bad Salzufler verzaubert Jung und Alt. (Foto: Staatsbad Salzuflen GmbH)

Reich an Kultur und Natur

Der Kurpark ist malerisch und wurde von der Fürsten Familie von Westfalen-Lippe um die Jahrhundertwende in seiner heutigen Form angelegt. Sie errichteten unter anderem das Kurhaus, die Wandelhalle sowie die Konzerthalle, deren exzellente Akustik bereits damals Aufsehen erregte. Heute ist die Halle mit Platz für 1200 Zuhörer die zweite Heimat der Westfälischen Philharmonie, die mit regelmäßigen Sinfonie-Konzerten in Bad Salzuflen für musikalische Höhepunkte sorgt.

1906 wurde der Leopold-Thermalsprudel erschlossen. Er befindet sich in einem kleinen, tempelähnlichen Pavillon und ist zum Wahrzeichen des Parks geworden. Zwei Jahre später wurde der Kurparksee ausgehoben, der das idyllische Ensemble perfekt machte. Heute befindet sich mitten im See eine große Fontäne, und Besucher können in Ruderbooten auf dem Wasser entspannen oder paddelnd die Gegend erkunden. Für Wanderfreunde oder Nordic Walker ist der Kurpark ein idealer Startpunkt für beliebig ausdehnbare Touren: um ihn herum schließt sich nahtlos der Landschaftspark im englischen Stil mit Wildgehege an und dahinter eröffnen sich dem Wanderer die urwüchsigen Ausläufer des Teutoburger Waldes.

Riesige Reisigwände

Das Gradierwerk im Kurpark ist eines der größten und traditionsreichsten seiner Art. Es war im Jahr 1776 von Salinendirektor Freiherr von Beust mit seinem charakteristischen T-förmigen Grundriss errichtet worden. Im Jahr 2007 gab man dem Freiherr dann noch einmal die Ehre: am 28. Juli 2007 wurde er bei der feierlichen Wiedereinweihung des Gradierwerks von einem Schauspieler vertreten, denn der Zahn der Zeit hatte die Rundumerneuerung der alten Anlage unumgänglich gemacht. Bei jahrhundertelanger Nutzung kein Wunder: Ein Gradierwerk besteht hauptsächlich aus einem stabilen Holzgerüst, das mit Schwarzdornzweigen ausgestopft wird, also riesigen Reisigbündeln des Schlehenbusches.

Um Sole anzureichern und zu reinigen, ließ man früher das salzige Nass durch die starkverästelten Zweige rieseln; dadurch konnte im Siedeprozess Brennholz gespart werden. Heute genießen die Kurgäste das Gradierwerk als Freiluft-Inhalatorium- einen außergewöhnlichen Ort zum Energietanken. Hier tröpfeln täglich bis zu 300000 Liter Sole durchs Gerüst, die zu winzigen Tröpfchen zerstäubt, die Luft wohltuend anreichern. Sofern die Temperaturen nicht drastisch sinken und die Witterung mitspielt, sind die Gradierwerke im Kurpark auch in den Wintermonaten in Betrieb und das „Erlebnisgradierwerk“ mit seiner märchenhaft beleuchteten Nebelkammer für Besucher geöffnet. Besonders schön ist auch der Blick, den man von der Aussichtsplattform des Gradierwerks über Kurpark und Stadt hat.

Schätze der Vergangenheit

Begibt man sich ins historische Stadtzentrum, kann man beim Spazieren in der Fußgängerzone architektonische Perlen entdecken, die vom enormen Reichtum ihrer Erbauer, der salzhandelnden Patrizier erzählen. „Weserrenaissance“ nennt man den Baustil, von dem Bad Salzuflen einige besonders schöne Zeugnisse besitzt. Viele der Fachwerkfassaden sind mit reichen Verzierungen ausgestattet, auf ihren geschnitzten und bemalten Balken kann man Schriftzüge, Figuren, Muschel- oder Blumenmotive bewundern, die manchmal sogar vergoldet sind. In diesem besonderen Ambiente kann man bummeln oder bei einer Tasse Kaffee entspannen, oder noch tiefer in die Geschichte eintauchen, wie zum Beispiel mit den beliebten Themen-Stadtführungen, oder einem Besuch im „Stadt- und Bädermuseum“. Hier wird die Salzuflener Geschichte von den Salzsiedern bis zur Blüte des Kurwesens zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit viel Liebe zum Detail und der ein oder anderen Kuriosität wiedererweckt.

Die sportliche Seite der Stadt

Bei soviel kurstädtischem Gesundheitsbewußtsein hat natürlich auch der Sport seinen Platz. Badminton, Tennis und Squash gehören zum Angebot Bad Salzuflens, genauso wie Reiten, Schwimmen und Minigolf. Da die sanfthügelige Landschaft zum Wandern und Radfahren sehr geeignet ist, kann man viele stadtnahe Routen finden und rund um die Stadt insgesamt hundert weitere Kilometer Wanderweg. Für Nordic Walking Fans gibt es sogar extra beschilderte Touren mit gestaffeltem Schwierigkeitsgrad und Hinweisen auf die Sehenswürdigkeiten der Natur. Der Weg ins Grüne, vom Herzen der Stadt direkt in die Natur, ist eine der besonderen Glücksfälle von Bad Salzuflen. Ein Geheimtipp sind auch die reizvollen Golfplätze, die sich in und um die Stadt finden: in einem Umkreis von fünfzig Kilometern gibt es erstaunliche siebzehn Stück davon. Und für diejenigen, die beim Sport lieber zuschauen, gibt es alljährlich im Mai etwas zum Staunen, dann trifft sich hier die Weltelite des Dressur-Reitsports unter dem Titel „Dressur Special“.

Die Mischung macht`s

„Was macht den besonderen Reiz von Bad Salzuflen aus?“ Bad Salzuflener Oliver Siekmann meint:
„Dass man von der Innenstadt direkt ins Grüne laufen kann und Naherholung und Einkaufsmöglichkeiten so nah bei einander liegen ist zweifellos eine Besonderheit der Stadt. Besonders schön ist auch, dass die restaurierten Häuser der Altstadt praktisch noch im Originalzustand sind und sich auch die historischen Gradierwerke mitten in der Stadt befinden. Bad Salzuflen ist nicht zu klein und nicht zu groß, es hat die Lebensqualität und entspannte Atmosphäre einer Kleinstadt ohne langweilig zu sein; es ist nicht so stressig wie in der Großstadt, aber wenn man sich ins urbane Nachtleben begeben will, hat man es nicht weit, weil Hannover oder Bielefeld sehr günstig zu erreichen sind. Für mich ist es genau die richtige Mischung zwischen angenehmem und aufregenden Leben.“

Weihnachtszauber für Jung und Alt

Wer Bad Salzuflen im Advent genießen möchte, dem ist ein Bummel über den „Bad Salzufler Weinachtstraum“ zu empfehlen; zusammen mit den historischen Häusern entfaltet er einen wahrhaft idyllischen Charme. An den geschmückten Holzhäuschen werden nicht nur Leckereien und Weihnachtsschmuck verkauft, man kann auch Handwerksmeistern über die Schulter kucken, die ihre traditionellen Künste ausüben. Besonders Kinder lieben das Krippendorf mit echten Tieren, wo man auch ein wärmendes Kaminfeuer findet. Am historischen Salzhof gibt es eine Plätzchenbackstube, wo die Kleinen kräftig mitmischen dürfen, sowie Märchenerzähler, die Geschichten zum Besten geben. Auf der Bühne sorgen Musiker und Ensembles aus der Region für weihnachtliche Klänge. Das Gradierwerk im Kurpark erstrahlt im Weihnachtsgewand und dient als Kulisse für den liebevoll gestalteten Märchenwald. Daneben gibt es noch ein Riesenrad, von dem aus man den Weihnachtszauber, der noch bis zum 30. Dezember währt, bei Tag wie Abend überblicken kann.

Für Kurzentschlossene lohnt sich auch der Weg für eine stimmungsvolle Silvester-Party fernab vom Großstadtgedränge: Seit Silvester 2000 gehört das Open Air mit Bühnenprogramm, Buffet im Kurhaus und Höhenfeuerwerk über dem Park zu den festlichen Höhepunkten des Stadtlebens und lässt Einheimische wie Gäste gleichermaßen ins schwärmen geraten.

Und Ende Februar steht schon das nächste Großereignis an: Die „Internationale Orchideenschau“ lockt alle zwei Jahre tausende Besucher an und findet in der Wandelhalle des Kurparks statt. Sie ist so groß, dass sich die Präsentation des exotischen Blumenreigens bis in die benachbarte Konzerthalle erstreckt, und ein echtes Highlight, dass einen den Winter vergessen lässt.

Text erschienen in Epoch Times Printausgabe Nr. 16



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