Coronavirus schürt EM-Sorgen – Koch im Zirkel der Macht

Der deutsche Fußball hat wieder einen Vertreter im wichtigsten UEFA-Gremium. Die Wahl von Rainer Koch zum Exekutivmitglied ist aber wegen der Coronavirus-Krise eine Randnotiz. Die UEFA-Spitze spricht erstmals von möglichen Notfall-Szenarien für die EM im Sommer.
Titelbild
Schaut der Fußball-EM (noch) optimistisch entgegen: UEFA-Boss Aleksander Ceferin.Foto: Peter Dejong/AP/dpa/dpa
Epoch Times3. März 2020

Angesichts der immensen Coronavirus-Sorgen um die EM 2020 verkam der Aufstieg von DFB-Vizechef Rainer Koch in den europäischen Fußball-Machtzirkel zur Nebensache.

Bei der Pressekonferenz nach der Wahl von Koch in die UEFA-Exekutive rieb sich Kontinentalverbandspräsident Aleksander Ceferin klammheimlich seine Hände mit Desinfektionsmittel ein. Die Bedenken, ob das Zwölf-Länder-Turnier im Sommer wie geplant stattfinden wird, konnte der Chef der Europäischen Fußball-Union beim Kongress in Amsterdam nicht vertreiben. „Seien wir doch auch mal optimistisch und heben uns die Weltuntergangsszenarien für später auf“, sagte der Slowene fast schon flehentlich.

Als Koch nach dem Treffen aller UEFA-Mitgliedsverbände schon im Kreise seiner neuen Exko-Kollegen saß, versuchte die Führung des Kontinentalverbands der Gefahr für die EM zu relativieren. Doch erstmals erklärte der Ausrichter, dass es bereits Gedankenspiele für den Fall gibt, dass Spiele der EM nicht an den geplanten Orten stattfinden können. „Wir haben uns mit detaillierten Szenarien beschäftigt“, sagte Generalsekretär Theodore Theodoridis, ohne jedoch weiter ins Detail zu gehen.

Der Grieche sprach nicht von einer möglichen Absage oder Verschiebung des Turniers vom 12. Juni bis 12. Juli in zwölf Ländern und warnte auch vor voreiligen Schlüssen. „Wir wollen nicht spekulieren, was in drei oder vier Monaten passiert“, sagte er.

Die erste EM mit mehr als zwei Gastgebern soll in Rom mit der Partie Italiens gegen die Türkei beginnen. Alleine die italienische Serie A musste bislang zehn Partien wegen der Auswirkungen des Coronavirus verschieben. „Es stimmt, dass manche Clubs schon zu viele Spiele hinausgeschoben haben“, sagte Theodoridis angesichts des engen Terminkalenders. „Da können wir fast keine Daten mehr finden.“ Mit Vertretern europäischer Ligen hat die UEFA eine gemeinsame Arbeitsgruppe wegen dieser Problematik eingerichtet.

In der Schweiz waren am 2. März bereits alle Spiele der 1. und 2. Liga im März abgesagt worden. Auch die Europa-League-Partie von Eintracht Frankfurt beim FC Basel am 19. März wäre nach aktuellem Stand betroffen, da alle Veranstaltungen mit mehr als 1000 Zuschauern verboten sind. Man sei für jeden Einzelfall im Austausch mit der Weltgesundheitsorganisation WHO und den Regierungen, sagte Theodoridis.

Diese Politik der Einzelfall-Entscheidung in enger Abstimmung mit den Behörden sieht auch Koch als einzige Option, wie er der Deutschen Presse-Agentur in Amsterdam bestätigte. „Wir stimmen uns da ganz klar mit den entsprechenden Behörden und den Gesundheitsämtern ab“, sagte er später in einer Medienrunde, „die haben die Entscheidungen zu treffen und deren Ratschlägen folgen wir und deren Entscheidungen werden wir natürlich umsetzen.“

In einem dringenden Appell wies der Schweizer Verbandschef Dominique Blanc auf die schwierige Lage in seiner Heimat hin. „Wir haben eine Situation, die den professionellen Fußball in ihren Grundfesten erschüttern kann“, sagte er. „Wenn die Lage noch länger anhält, werden wir es nicht vermeiden können, mit der UEFA über finanzielle Hilfen zu sprechen.“ Auch FIFA-Präsident Gianni Infantino sieht den Fußball aufgrund des Coronavirus vor wichtigen Entscheidungen. „Wichtig ist die Zusammenarbeit mit den Behörden, aber auch, nicht in Panik zu verfallen“, sagte der Chef des Weltverbands in seiner Rede.

Beim Kongress setzte sich auch der Milliarden-Machtkampf um die Zukunft internationaler Turniere fort. Infantino hatte sich zuletzt für eine Reform des internationalen Kalenders mit mehr Wettbewerben ausgesprochen. Ohne auf Infantino direkt einzugehen, sprach sich Ceferin mit deutlichen Worten gegen grundlegende Änderungen aus. „Unsere Prinzipien, Geschichte, Tradition und Strukturen sind der Grund für unseren Erfolg“, betonte er. „Dies infrage zu stellen, wäre ein Todesurteil für unseren Sport.“ (dpa)



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