Diplomatischer Boykott oder stillschweigende Abwesenheit

Titelbild
Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Thomas Bach.(mittelinks) und Chinas Staatschef Xi Jinping (mitterechts) bei der Eröffnungszeremonie der Olympischen Winterspiele in Peking 2022.Foto: ANTHONY WALLACE/POOL/AFP via Getty Images
Epoch Times4. Februar 2022

Sie gehören eigentlich zu jeder Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele dazu: Hochrangige Repräsentanten – oft auch Staatschefs – der teilnehmenden Länder, die ihren ins Stadion einziehenden Athleten zujubeln. Diesmal war alles anders: Auf der Diplomatentribüne in Peking blieb es bei der Eröffnungsfeier am Freitag relativ leer. Vor allem westliche Politiker bleiben den Winterspielen fern. Enge Verbündete Chinas hingegen reisten zur Eröffnungszeremonie an.

Offizieller diplomatischer Boykott

Die USA und andere westliche Länder wie Großbritannien, Kanada, Australien und Dänemark haben wegen Menschenrechtsverletzungen in China einen diplomatischen Boykott der Olympischen Winterspiele beschlossen.

Die USA kündigten Anfang Dezember an, keine offiziellen Vertreter nach Peking zu schicken. Zur Begründung verwies das Weiße Haus auf die Unterdrückung der muslimischen Minderheit der Uiguren in der chinesischen Provinz Xinjiang und andere Menschenrechtsverletzungen. Großbritannien, Kanada, Australien und Dänemark schlossen sich dem US-Boykott an.

Stiller diplomatischer Boykott

Andere Länder wie Deutschland oder Japan verkündeten zwar keinen offiziellen diplomatischen Boykott, schicken aber ebenfalls keine offiziellen Vertreter zur Eröffnungsfeier. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) machte am Mittwochabend deutlich, dass er „keine Reisepläne“ für Peking habe. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) und die für Sport zuständige Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sagten ebenfalls bereits ab. Auch andere Vertreter ihrer Ministerien oder der deutsche Botschafter in China wollten nicht an der Eröffnung teilnehmen.

Einige Länder wie Neuseeland oder die Niederlande nannten die strengen chinesischen Reisebeschränkungen wegen der Corona-Pandemie als Hauptgrund für ihr Fernbleiben.

Teilnehmer aus Europa

Aus Europa waren unter anderem der polnische Präsident Andrzej Duda, der serbische Staatschef Aleksandar Vucic und Fürst Albert II. von Monaco bei der Eröffnungsfeier dabei.

Teilnehmer aus Chinas Nachbarländern

Der russische Präsident Wladimir Putin kündigte bereits im September als erster Staatschef an, an der Eröffnung der Winterspiele teilzunehmen. Der Kreml-Chef pflegt enge Beziehungen zu Chinas Staatschef Xi Jinping und nennt ihn einen „lieben Freund“. Seit Beginn der Pandemie haben sich Putin und Xi aber nicht mehr persönlich getroffen. Vor der Eröffnungsfeier kamen beide nun zu einem Gespräch über Sicherheitspolitik zusammen.

Auch der pakistanische Premierminister Imran Khan reiste nach Peking. Die pakistanische Hafenstadt Gwadar ist ein Standort des chinesischen Mega-Infrastruktur-Projekts „Neue Seidenstraße“, das unter anderem einen „Wirtschaftskorridor“ zwischen Gwadar und der chinesischen Provinz Xinjiang beinhaltet.

Die Mongolei war mit Regierungschef Luvsannamsrai Oyun-Erdene vertreten. Der Binnenstaat, der zwischen Russland und China liegt, ist auf Rohstoffexporte an seine großen Nachbarn angewiesen. Auch Kasachstans Staatschef Kassym-Schomart Tokajew und seine Kollegen aus Kirgisistan und Tadschikistan, Sadir Dschaparow und Emomali Rachmon, verfolgten die Eröffnungsfeier im Nationalstadion.

Weitere Teilnehmer aus Asien

Auch die thailändische Prinzessin Maha Chakri Sirindhorn saß auf der Ehrentribüne im Pekinger Nationalstadion. Als Vertreter Südkoreas reiste Parlamentspräsident Park Byeong-Seug in die chinesische Hauptstadt. Taiwan, das seit seiner Abspaltung vom chinesischen Festland 1949 von Peking nicht als unabhängiger Staat anerkannt wird, schickte keine Regierungsvertreter zur Eröffnungsfeier. Nach einer Ermahnung durch das Internationale Olympische Komitee (IOC) nehmen aber zumindest die Sportler aus Taiwan daran teil. Zuletzt hatten sich die Spannungen zwischen China und Taiwan massiv verschärft.

Teilnehmer aus anderen Weltregionen

Auch der ägyptische Präsident Abdel Fattah al-Sisi und der Kronprinz von Abu Dhabi, Scheich Mohammed bin Sajed al-Nahjan, folgten der Einladung Xis. China bemüht sich um engere Beziehungen zu den ölreichen Golfstaaten. Argentiniens Präsident Alberto Fernández und der ecuadorianische Staatschef Guillermo Lasso reisten ebenfalls nach Peking.

Teilnehmer internationaler Organisationen

IOC-Präsident Thomas Bach hatte sich bereits in der vergangenen Woche mit Xi getroffen und hielt am Freitag während der Eröffnungsfeier eine Rede im Nationalstadion. Auch UN-Generalsekretär António Guterres und der Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, waren dabei anwesend. (afp/dl)



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