Floyd Landis Tagessieger de 17. Etappe – Klöden Vierter
Morzine – Floyd Landis startete ein sagenhaftes Comeback, Carlos Sastre verpasste Gelb um zwölf Sekunden, und Andreas Klöden rutschte auf der letzten Alpenetappe auf Rang vier zurück.
Einen Tag nach dem Totaleinbruch von Landis hat sich der Amerikaner sensationell zurückgemeldet und greift sogar wieder nach dem Gelben Trikot. „Ich bin hergekommen, um die Tour zu gewinnen. Das will ich nach wie vor. Wenn ich einen schlechten Tag habe, muss ich eben einen guten dranhängen“, sagte der US-Radprofi vom Phonak-Team.
Im Ziel konnte der Spanier Oscar Pereiro seine Spitzenposition nach 200,5 Kilometern im Wintersport-Paradies Morzine nur knapp vor Sastre und 30 Sekunden vor Landis behaupten. Klöden liegt mit nach wie vor 2:29 Minuten Rückstand auf Pereiro vor den letzten drei Etappen jetzt auf dem vierten Platz. Bei der gefährlichen Abfahrt ins Ziel hatte Pereiro Kopf und Kragen für sein Trikot riskiert.
„Heute war leider nicht mehr drin. Morgen lasse ich es ruhiger angehen, um mich für das Zeitfahren zu schonen“, sagte Klöden. Sein Team-Kollege Michael Rogers vermisste eine durchdachte Marschroute: „Wir haben alles gegeben. Wir hatten keine Taktik. Von Anfang an haben wir die vorherige Etappe in den Beinen gemerkt.“ Landis‘ Rechnung war aufgegangen: „Als ich so früh weggegangen bin, herrschte Chaos bei der Konkurrenz. Ich wollte zeigen, dass ich kämpfen kann. Dass das Ergebnis so erfreulich für mich wird, hätte ich nicht gedacht.“
Landis hat nach seinem gestrigen schlechten Tag, eine unglaubliche Wiedergutmachungs-Tour durch die Savoier Alpen hinter sich. Seine Attacke 60 Kilometer nach dem Start am ersten von fünf harten Anstiegen wurde von vielen im Peloton belächelt. Aber der Konkurrenz verging bald das Lachen: Wie mit Flügeln schwebte Landis, von Sinkewitz begleitet, die Berge hoch. 59 Kilometer vor dem Ziel hatte sich der gläubige Mennonit theoretisch das Gelbe Trikot von Pereiro zurückgeholt. In Morzine reichte es am Ende nicht ganz.
In Landis‘ Rücken blieb das Feld mit Pereiro und Klöden noch ruhig. Erst bei der Abfahrt vom Colombière 52 Kilometer vor dem Ziel forcierte CSC (für Sastre), T-Mobile (für Klöden) und endlich auch Caisse d’Epargne (für Pereiro) – aber zu spät. Die wundersame Aufholjagd erlaubte Landis den Sprung von Platz elf auf den dritten Rang mit wieder klarer Sicht auf das Gelbe Trikot. Das will er spätestens am Samstag zum dritten Mal während dieser Tour holen. Im 57 Kilometer langen Zeitfahren in Le Creusot kommt es zum Showdown dieser abwechslungsreichen Tour, die sich vom Patronat des Seriensiegers Lance Armstrong befreit hat.
„Alles ganz ruhig, wir haben die Sache im Griff. Die letzte Steigung ist sehr schwer“, hatte T-Mobile-Sportchef Valerio Piva noch 45 Kilometer vor dem Ziel beschwichtigt. Tatsächlich entbrannte hinter Landis und Sinkewitz im ersten Verfolgerfeld mit den Topfahrern auf dem 11,8 Kilometer langen Schlussanstieg auf den Joux Plane, dem eine neun Kilometer lange Abfahrt ins Ziel nach Morzine folgte, ein unbarmherziger Schlagabtausch. Aus dem ging Sastre als der große Sieger hervor.
Klöden hatte keine Kraft mehr, sich von Pereiro zu lösen – er hofft jetzt auch auf das Zeitfahren. Aber das Podium in Paris ist weiter entfernt als am Mittwoch. „Wäre ich mit Landis mitgegangen, wäre das für mich nach hinten losgegangen“, sagte Klöden. „Ich konnte mich nur noch ins Ziel retten.“
18. Etappe
Nach den schweren Bergetappen der letzten Tage kann das Fahrerfeld der 93. Tour de France wieder aufatmen. Die 18. Etappe von Morzine nach Mâcon am 21. Juli sollte das Peloton vor keine großen Probleme stellen.
Auf dem 197 Kilometer langen Tagesabschnitt müssen die Fahrer jeweils eine Bergwertung der vierten, dritten und zweiten Kategorie überwinden. Der Montée du Berthiand bei Kilometer 130,5 mit einer Durchschnittssteigung von 6 Prozent auf 4,7 Kilometer Länge ist noch der schwierigste Anstieg des Tages.
Da die Frankreich-Rundfahrt in Paris wahrscheinlich wie häufig zuvor mit einer Massenankunft und dem Sieg eines Sprintspezialisten endet, werden etliche Ausreißer ihre letzte Chance auf einen Etappensieg suchen. Die letzten 50 Kilometer des Streckenprofils verlaufen bis ins Ziel ganz flach, so dass auf der 400 Meter langen Zielgerade auch ein Massensprint möglich ist. Die Favoriten auf den Gesamtsieg hingegen werden einen Tag vor dem entscheidenden Zeitfahren so viel Kräfte wie möglich sparen.
Ergebnisse
Tageswertung der 17. Etappe:
Floyd Landis (USA) – Phonak 5:23:36 Std.; 2. Carlos Sastre (Spanien) – Team CSC + 5:42 Min.; 3. Christophe Moreau (Frankreich) – AG2R Prevoyance + 5:58; 4. Damiano Cunego (Iatlien) – Lampre- Fondital + 6:40; 5. Michael Boogerd (Niederlande) – Rabobank +7:08; 6. Frank Schleck (Luxemburg) – Team CSC; 7. Oscar Pereiro (Spanien) – Caisse d’Epargne-Illes Balears; 8. Andreas Klöden
(Kreuzlingen/Schweiz) – T-Mobile Team; 9. Haimar Zubeldia (Spanien) – Euskaltel-Euskadi alle gleiche Zeit; 10. Cadel Evans (Australien) – Davitamon-Lotto + 7:20; …13. Patrik Sinkewitz (Künzell) – T- Mobile Team + 7:24; 18. Markus Fothen (Kaarst-Vorst ) – Gerolsteiner + 9:27; 33. Jens Voigt (Berlin) – Team CSC + 21:23; 41. Matthias Kessler (Kreuzlingen/Schweiz) – T-Mobile Team + 31:03; 76. Erik Zabel (Unna) – Team Milram + 52:02; 78. Sebastian Lang (Erfurt) – Gerolsteiner; 79. Bert Grabsch (Bottighofen/Schweiz) – Phonak; 88. Ralf Grabsch (Hürth) – Team Milram; 94. Christian Knees (Bornheim) – Team Milram; 99. Björn Schröder (Berlin) – Team Milram; 106. Fabian Wegmann (Freiburg) – Gerolsteiner alle gleiche Zeit; 125. Ronny Scholz (Herrenberg) – Gerolsteiner + 52:13
Gesamtwertung, nach der 17. Etappe:
1. Oscar Pereiro (Spanien) – Caisse d’Epargne-Illes Balears 80:08:49 Std.; 2. Carlos Sastre (Spanien) – Team CSC + 0:12 Min.; 3. Floyd Landis (USA) – Phonak + 0:30; 4. Andreas Klöden (Kreuzlingen/ Schweiz) – T-Mobile Team + 2:29; 5. Cadel Evans (Australien) – Davitamon-Lotto + 3:08; 6. Denis Mentschow (Russland) – Rabobank + 4:14; 7. Cyril Dessel (Frankreich) – AG2R Prévoyance + 4:24; 8. Christophe Moreau (Frankreich) – AG2R Prevoyance + 5:45; 9. Haimar Zubeldia (Spanien) – Euskaltel-Euskadi + 8:16; 10. Michael Rogers (Australien) – T-Mobile Team + 12:13; …15. Markus Fothen (Kaarst- Vorst ) – Gerolsteiner + 17:23; 25. Patrik Sinkewitz (Künzell) – T- Mobile Team + 50:07; 53. Matthias Kessler (Kreuzlingen/Schweiz) – T- Mobile Team + 1:46:26 Std.; 54. Jens Voigt (Berlin) – Team CSC + 1:48:08; 67. Fabian Wegmann (Freiburg) – Gerolsteiner + 2:21:06; 70. Sebastian Lang (Erfurt) – Gerolsteiner + 2:23:38; 81. Björn Schröder (Berlin) – Team Milram + 2:41:31; 82. Erik Zabel (Unna) – Team Milram + 2:43:45; 102. Ralf Grabsch (Hürth) – Team Milram + 2:59:27; 103. Christian Knees (Bornheim) – Team Milram + 3:00:04; 106. Ronny Scholz (Herrenberg) – Gerolsteiner + 3:01:49; 111. Bert Grabsch (Bottighofen/Schweiz) – Phonak + 3:06:21
Sprintwertung, nach der 17. Etappe:
1. Robbie McEwen (Australien) – Davitamon-Lotto 252 Pkt.; 2. Oscar Freire (Spanien) – Rabobank 207; 3. Erik Zabel (Unna) – Team Milram 172; 4. Thor Hushovd (Norwegen) – Crédit Agricole 159; 5. Bernhard Eisel (Österreich) – FdJeux 152; 6. Luca Paolini (Italien) – Liquigas-Bianchi 148; …14. Andreas Klöden (Kreuzlingen/Schweiz) – T-Mobile Team 66; 17. Jens Voigt (Berlin) – Team CSC 57; 50. Björn Schröder (Berlin) – Team Milram 26; 51. Sebastian Lang (Erfurt) – Gerolsteiner 21; 51. Matthias Kessler (Kreuzlingen/Schweiz) – T- Mobile Team 25; 54. Fabian Wegmann (Freiburg) – Gerolsteiner 24; 58. Markus Fothen (Kaarst-Vorst ) – Gerolsteiner 22; 63. Patrik Sinkewitz (Künzell) – T-Mobile Team 19; 77. Christian Knees (Bornheim) – Team Milram 10
Bergwertung, nach der 17. Etappe:
1. Mickael Rasmussen (Dänemark) – Rabobank 163 Pkt.; 2. Floyd Landis (USA) – Phonak 131; 3. David de la Fuente (Spanien) – Saunier Duval- Prodir 113; 4. Carlos Sastre (Spanien) – Team CSC 99; 5. Frank Schleck (Luxemburg) – Team CSC 94; 6. Michael Boogerd (Niederlande) – Rabobank 93; …9. Andreas Klöden (Kreuzlingen/Schweiz) – T-Mobile Team 64; 12. Fabian Wegmann (Freiburg) – Gerolsteiner 61; 17. Patrik Sinkewitz (Künzell) – T-Mobile Team 41; 27. Jens Voigt (Berlin) – Team CSC 30; 47. Matthias Kessler (Kreuzlingen/Schweiz) – T-Mobile Team 14; 57. Björn Schröder (Berlin) – Team Milram 9
Mannschaftswertung, nach der 17. Etappe:
1. T-Mobile Team (Deutschland) 240:43:27 Std.; 2. Team CSC (Dänemark) + 8:41 Min.; 3. Rabobank (Niederlande) + 12:31; 4. AG2R Prevoyance (Frankreich) + 19:06; 5. Lampre-Fondital (Italien) + 40:09; 6. Caisse d’Epargne-Illes Balears (Spanien) + 43:02; 7. Gerolsteiner (Deutschland) + 1:45:09 Std. (nz)
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