Formel 1 in Sorge: Das Coronavirus und der Kreisverkehr

Das Coronavirus hat längst auch Australien erfasst. Die Formel 1 aber will auf ihrer Welttournee in Melbourne Gas geben. Sebastian Vettels Teamchef spricht von einer «schwierigen Zeit». Fragen und Antworten vor einem speziellen Saisonbeginn.
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Mattia Binotto spricht von einer «schwierigen Zeit».Foto: Fabian Sommer/dpa/dpa
Epoch Times10. März 2020

Im Fahrerlager von Melbourne sind die Gabelstapler unterwegs. Auch die von roten Planen bedeckte Fracht von Ferrari wird auf dem Kurs im Albert Park von A nach B gefahren. Der Aufbau der Formel-1-Kulisse muss schnell erledigt werden.

Die viel größere Herausforderung stellt vor dem Saisonauftakt an diesem Wochenende in Australien das Coronavirus dar. Nicht nur für Ferrari ist das eine besondere Herausforderung.

Warum wird in Melbourne gefahren?

Weil die verantwortlichen Instanzen Grünes Licht für das erste von 22 geplanten Rennen in diesem Jahr gegeben haben. Das ist zumindest der aktuelle Stand. „Wir müssen die Angelegenheiten vernünftig angehen und weiterleben, während wir die nötigen Vorsichtsmaßnahmen treffen“, sagte Grand-Prix-Chef Andrew Westacott. Der Veranstalter rechnet an den drei Tagen mit jeweils mehr als 80 000 Besuchern. Vor allem der internationale Ticketverkauf ist Westacott zufolge sehr gut gelaufen. Eine andere Wahrnehmung behördlicher Empfehlungen hat hingegen die US-Sängerin Miley Cyrus, die ihr für Freitag in Melbourne geplantes Konzert abgesagt hat. „Ich muss das Richtige tun, um die Gesundheit und die Sicherheit meiner Band und meiner Crew zu schützen“, schrieb sie in den sozialen Netzwerken.

Italien ist zu einer Sperrzone geworden – können Sebastian Vettel und Ferrari in Australien starten?

Ferrari hat seinen Sitz im norditalienischen Maranello, die Fahrer Sebastian Vettel (Wohnort in der Schweiz) und Charles Leclerc (Monaco) leben außerhalb des Landes. Italien kämpft gegen eine rapide steigende Zahl von Infizierten und Toten durch die Covid-19-Lungenkrankheit. Die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus Sars-CoV-2 hat sogar dazu geführt, dass die Regierung die Sperrungen und Einschränkungen der Bewegungsfreiheit auf das ganze Land ausgeweitet hat. Grand-Prix-Chef Andrew Westacott beschrieb Ferrari als „sehr professionelle Mannschaft“, in der die Teammitglieder bei der Ausreise aus Italien und der Einreise nach Australien die Anforderungen der Behörden erfüllen mussten. Unter besonderer Beobachtung stehen auch Alpha Tauri mit Sitz in Faenza und der italienische Reifenhersteller Pirelli, der die Exklusivrechte für die Formel 1 besitzt. Von einer „schwierigen Zeit für Italien und die ganze Welt“ sprach Vettels Ferrari-Teamchef Mattia Binotto.

Wie hat die Formel-1-Führung auf die Coronavirus-Krise reagiert?

Selbst als milliardenschweres Geschäft fährt die Formel 1 nicht zu jedem Preis. Der für den 19. April geplante Grand Prix von China wurde auf Betreiben der lokalen Veranstalter längst verschoben. In Bahrain entschlossen sich die Organisatoren vor leeren Rängen zu rasen. Die Formel 1 steht nach eigenen Angaben in „konstantem Austausch“ mit Veranstaltern, Regierungsorganen und medizinischen Instanzen. Man versuche „angemessene Schritte“ zu unternehmen, um „Risiken zu minimieren“. Dafür stellte die Formel 1 auch einen Maßnahmenkatalog vor. Die Veranstalter der jeweiligen Rennen würden zum Beispiel auch Quarantänestellen für Verdachtsfälle einrichten. Zudem werden an Flughäfen und Rennstrecken Expertenteams eingesetzt, die bei der Diagnose von Verdachtsfällen mithelfen sollen.

Wie begegnen die Fahrer der Lage?

Sebastian Vettel & Co. beschäftigt das Thema natürlich. „Man ist zu einem gewissen Level wegen des Coronavirus beunruhigt“, hatte sein früherer Red-Bull-Teamkollege Daniel Ricciardo bei den Tests dem TV-Sender RTL gesagt. Vor allem die ersehnte Nähe der Anhänger zu ihren Idolen ist nicht unproblematisch. „In unserem Sport gibt es auch viele Fans, die Fotos machen wollen. Wir versuchen natürlich immer nett zu sein, aber es ist schon schwierig“, meinte Ricciardo weiter. Fahrer wurden nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur von ihren Teams jedenfalls über gesundheitliche Vorsichtsmaßnahmen unterrichtet. Dabei handelt es sich zum Beispiel um Empfehlungen, Handschläge oder auch Selfies zu vermeiden. (dpa)



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