Gefährliches 100. Bayern-Spiel für Guardiola

München (dpa) - Pep Guardiola trug Schwarz, aber die Farbe seines T-Shirts sollte keine Untergangsstimmung symbolisieren. Der Trainer wirkte 33 Stunden vor der großen Prüfung gegen den FC Porto sehr angespannt. Er gab sich „optimistisch“…
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Trainer Pep Guardiola wird gegen Porto zum 100. Mal bei den Bayern bei einem Pflichtspiel auf der Bank sitzen.Foto: Andreas Gebert/dpa
Epoch Times20. April 2015
Pep Guardiola trug Schwarz, aber die Farbe seines T-Shirts sollte keine Untergangsstimmung symbolisieren. Der Trainer wirkte 33 Stunden vor der großen Prüfung gegen den FC Porto sehr angespannt.

Er gab sich „optimistisch“, aber zugleich „realistisch“ vor dem Alles-oder-nichts-Spiel gegen den FC Porto. Dramatisieren mochte Guardiola die Aufgabe im Viertelfinal-Rückspiel der Champions League am Dienstag (20.45 Uhr) nicht.

„Jeder Tag in einem großen Verein ist eine Herausforderung“, meinte der 44 Jahre alte Katalane. Ausgerechnet das 100. Pflichtspiel mit dem FC Bayern wird jedoch zu einer Wegmarke für den Trainer. Der Ausgang wird Gegenwart und Zukunft, womöglich sogar Guardiolas Gesamtwerk in München entscheidend prägen. „Wenn du in großen Vereinen gewinnst, bist du ein Genius, ein Super-Taktiker. Wenn du verlierst, hast du viele Probleme“, stellte er fest.

Guardiola ist in einer für ihn ungewohnten Ausgangslage gefordert. Noch nie ist er als Trainer in der Königsklasse vor dem Halbfinale ausgeschieden. „Pep ist gut drauf“, versicherte Weltmeister Thomas Müller trotz der Turbulenzen der letzten Tage mit dem 1:3 in Porto und dem Rückzug von „Doc“ Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt.

Auf zunächst drei Jahre ist seine Arbeit in München ausgelegt. Bis 2016 läuft sein Vertrag, den er nach eigener Aussage erfüllen möchte. Karl-Heinz Rummenigge hat er als einen ganz wichtigen Unterstützer. Der Bayern-Chef verehrt Guardiola, diesen Trainer zwischen Genie und Wahnsinn. Guardiola ist ein Besessener, ein Mann, der hundert Prozent gibt und fordert, der kompromisslos agiert.

Dass sein Vorgänger Jupp Heynckes 2013 das historische Triple schaffte, ist eine Bürde für Guardiola. Auch im zweiten Jahr ist er zumindest nach außen undurchschaubar geblieben. Der Spanier ist ein Alpha-Trainer der Neuzeit, die sich wie José Mourinho oder Louis van Gaal für größer halten als der Verein, diesen nahezu Untertan machen wollen. Sie umgeben sich mit einem Stab vertrauter Mitarbeiter, dulden keine Götter neben sich. Sie wollen die Einkaufspolitik diktieren („Thiago oder nix“). Das in einem halben Jahrhundert etablierte „Mia san mia“ des FC Bayern ist dagegen nicht Guardiolas Fußball-Philosophie, auch wenn er sich immer als Diener des Vereins und der Spieler darstellt.

Aber er steht für Erfolg. 78 Siege, zehn Remis, elf Niederlagen – die Ausbeute vor dem 100. Bayern-Spiel ist beeindruckend. In der Königsklasse aber war das Halbfinal-Aus 2014 gegen Real Madrid ein ernster Tiefschlag. Ein K.o. gegen Porto wöge ähnlich schwer.

Auch ein gerühmtes Trainer-Genie ist letztendlich von den Spielern abhängig. Beim FC Barcelona waren es von 2008 bis 2012 Könner wie Lionel Messi, Xavi oder Andres Iniesta, die auf dem Höhepunkt ihrer Schaffenskraft maßgeblich mit dafür sorgten, dass Guardiola zweimal in der Champions League triumphieren konnte (2009, 2011).

In der aktuellen Verletzungsmisere fehlen Guardiola in München Erfolgsgaranten wie Robben, Ribéry oder Alaba. Ein Plan B oder C fällt da schwer, der sonst so impulsive Trainer stand in Porto meist hilflos mit den Händen in den Hosentaschen am Spielfeldrand. Vor dem Endspiel gegen Porto hat er in einer emotionalen Kabinenansprache den Spielern gesagt, „wie stolz“ er auf sie sei. „Sie werden für mich Helden in meinem ganzen Leben Helden bleiben“, sagte er am Montag.

Einzelne Spieler stark zu reden, ist Guardiolas Stärke dagegen nicht. Sein öffentliches Lob klingt oft austauschbar und zu bemüht, etwa wenn er sich wie jüngst nach einem 1:0 in Dortmund „1000 Dantes wünscht“. Tatsächlich vertraut er dem Brasilianer nicht (mehr).

Einen Mario Götze in den Arm zu nehmen, wie es Jürgen Klopp in Dortmund tat, oder starkzureden wie Joachim Löw im WM-Finale 2014, gelingt Guardiola nicht. „Zeig der Welt, dass du besser bist als Messi“, sagte der Bundestrainer zu Götze, als er ihn in Rio gegen Argentinien einwechselte. Prompt schoss Götze Deutschland zum 1:0-Triumph. Auf einen solchen Götze-Moment wartet man in München.

In großer Personalnot ist Guardiola auch beim FC Bayern schon ein Überraschungscoup geglückt: Im DFB-Pokalfinale 2014 gegen Dortmund verblüffte er mit einer Dreierkette um einen monumental verteidigenden Javi Martínez und mit Arjen Robben als Mittelstürmer. Gelingt ihm Ähnliches und ein Erfolg gegen Porto?

Wenn nicht, dürfte es viele Diskussionen geben, auch um Guardiola. Der 25. Meistertitel, den die Bayern schon am kommenden Wochenende perfekt machen könnten, verkäme zu einem Trostpflaster. Guardiola kennt sich aus: „Ich weiß, es ist in diesem Verein nicht gut genug, deutscher Meister zu sein. Nur das Triple ist gut genug in großen Vereinen wie Barcelona, wie Real Madrid.“

(dpa)

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