Hannes Wolf neuer Direktor beim DFB
Seine mehr als einstündige Vorstellung als neuer Direktor beim kriselnden Deutschen Fußball-Bund reichte Hannes Wolf kaum aus.
Der 42-Jährige, der künftig den Bereich Nachwuchs, Training und Entwicklung verantwortet, referierte auf dem DFB-Campus mit seinem großen „Kompetenzteam“ in der zweiten Reihe so detailliert über seinen Aufgabenbereich, dass die Einschätzung von Bernd Neuendorf untertrieben wirkte. „Er hat einfach Bock drauf“, sagte der DFB-Präsident. „Hannes Wolf liebt den Fußball.“
Der frühere Bundesligatrainer soll in einer neuen Sportstruktur beim DFB die Zukunftssorgen nach den zuletzt schwachen Nachwuchsleistungen angehen. Für die Männer-Nationalmannschaft bleibt Rudi Völler zuständig, für die Frauen-Auswahl wird noch nach der Bestbesetzung gesucht. Alle drei seien Sportdirektoren, sagte Neuendorf.
Auch DFB-Geschäftsführungsposten soll besetzt werden
Für die Leitung soll der nach dem Aus von Oliver Bierhoff Ende 2022 verwaiste Geschäftsführungsposten wieder besetzt werden. Namen kommentierte der DFB nicht – im Gespräch ist die frühere Weltfußballerin Nadine Keßler, die aktuell bei der Europäischen Fußball-Union UEFA arbeitet und der Großes zugetraut wird.
Wolf hätte laut Völler am liebsten schon viel früher angefangen und sei „ein wichtiger Baustein“, sagte Neuendorf. Mitgebracht hatte der neue Direktor eine Präsentation über Spielformen und Trainingsinhalte sowie Mitglieder seines Teams, zu dem unter anderem Sandro Wagner, Hanno Balitsch, die Bender-Zwillinge Lars und Sven sowie Lena Lotzen gehören.
Über ihn selbst könne gesagt werden, er habe nie hochklassig gespielt oder ihm würden noch 20 Jahre Lebenserfahrung fehlen, sagte Wolf. Im Team aber finde sich „aus allen Perspektiven das Know-how, um über Fußball und Training zu reden“. Dienstältester Kompetenzträger ist der 69-jährige Hermann Gerland, der als Co-Trainer beim FC Bayern etliche Titel gefeiert hatte.
Wolf riss Grundprobleme im Nachwuchs an. In England und Frankreich würden drei- bis viermal mehr Spieler aus dem U21-Bereich eingesetzt, sagte er. „Das heißt nicht, dass wir schlechte Spieler haben, aber uns fehlt in der Breite die Spitze.“ Der Aufbruch im Jugendbereich, in dem seit Monaten kritisch über Veränderungen debattiert wird, sei keine „Raketenwissenschaft“, sagte Wagner. „Das ist ja das Schöne.“
Der DFB hatte mit dem Projekt Zukunft im Jahr 2018 tiefgreifende Reformen im Nachwuchs-Bereich angestoßen. Zuletzt war die Umstrukturierung der Nachwuchs-Wettbewerbe und die Abschaffung der bisherigen A- und B-Junioren-Bundesligen beschlossen worden. Auch in den Bereichen Trainerentwicklung, Förderstrukturen und Fußballentwicklung werden Veränderungen angestrebt.
Völler über Wolf: „Ich weiß, er brennt schon“
„Wenn wir das hinbekommen, sagen wir irgendwann: Boah, wo kommen denn die neuen Spieler her?“, sagte Wolf. Eine Prognose, wann sich das in EM- oder WM-Titeln auszahlen könnte, gab der 42-Jährige nicht ab. Nach dem peinlichen Aus der Männer- und Frauen-Nationalmannschaft bei den jeweiligen Weltmeisterschaften in der Vorrunde drängt aber die Zeit.
Es müssten wieder Spielertypen ausgebildet werden, „die auch eine gewisse Mentalität mitbringen, diese Eigenschaft des Willens, wieder Zweikämpfe zu gewinnen“, sagte Völler. Das seien Dinge, „die ein bisschen gefehlt haben in den letzten Jahren“. Zwischen den Ausführungen von Völler und Wolf war im Detailgrad eine gewisse Diskrepanz zu hören. Aber: Es werde „wunderbar funktionieren“, sagte Völler, der Wolf 2021 als Interimstrainer zu Bayer Leverkusen geholt hatte. „Ich weiß, er brennt schon.“ (dpa/dl)
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