«Wie ein großer Bär» – Ancelotti als Freund der Stars
„Ich wünschte, jeder Spieler hätte die Gelegenheit, mit ihm zu arbeiten, weil er ein fantastischer Typ ist, ein fantastischer Coach – ich vermisse ihn sehr, weil wir viele Titel zusammen gewonnen haben“, lobte Real Madrids Weltfußballer Ronaldo seinen früheren Chef erst vor wenigen Tagen in einem ESPN-Interview.
„Er ist wie ein großer Bär. Ein niedlicher Typ, was für eine einfühlsame Person“, schwärmte Ronaldo fast schon liebevoll über „Carletto“. Dreimal gewann der 56 Jahre alte Ancelotti die Champions League, einmal mehr als Guardiola. 2003 und 2007 triumphierte der Italiener mit dem AC Mailand. 2014 führte er Real Madrid zur ersehnten „La Décima“ – dem zehnten Sieg unter den Besten in Europa.
Mit Milan, dem FC Chelsea und Paris Saint-Germain gelang ihm die nationale Krönung. Seine vielleicht bitterste Niederlage erlitt der permanent am Spielfeldrand Kaugummi kauende Coach 2005, als er mit Milan das Königsklassen-Endspiel gegen den FC Liverpool um Xabi Alonso trotz einer 3:0-Pausenführung noch verlor.
Ancelotti kann mit starken und auch eigenwilligen Persönlichkeiten umgehen. Auf dem Platz war er Dompteur von Fußball-Diven wie Ibrahimovic, Ronaldo oder Frank Lampard. Aber auch mit den mächtigen Führungsfiguren in seinen Clubs wie Silvio Berlusconi, Roman Abramowitsch oder Florentino Perez arrangierte sich der Italiener. Selbst Ibrahimovic, für den Guardiola seit der gemeinsamen Barcelona-Zeit ein wahres Feindbild ist („Diesen Philosophen brauchen wir hier nicht. Der Zwerg (Messi) und ich reichen“), lobte den Welttrainer schon. „Ancelotti war ein überragender Trainer. Er war old school, aber als Person war er toll“, sagte der Schwede.
Den ehemaligen Münchner Kroos, der in der vergangenen Saison in Madrid unter Ancelotti spielte, begeisterte der Italiener ebenfalls. „Als er ging, waren alle traurig – auch die, die nicht gespielt haben und Grund gehabt hätten, ihn dafür zu kritisieren. Es fiel kein negatives Wort über ihn. Das ist außergewöhnlich“, erzählte Weltmeister Kroos jüngst in einem „Zeit“-Interview.
Ancelotti lud seine Akkus nach seinem Abschied von den „Königlichen“ im Sommer in Vancouver bei seiner zweiten Frau Mariann auf. Der Vater zweier erwachsener Kinder (Katia, Davide) hat diese Auszeit gebraucht. Nach „La Decima“ ließ er sich am Rücken operieren. „Ich genieße meine Zeit jetzt, aber natürlich will ich wieder arbeiten, denn das ist meine Leidenschaft“, versicherte Ancelotti vor wenigen Wochen bei einer Veranstaltung in London.
Wann immer zuletzt ein Trainer mit Autorität, Stil, Weltgewandtheit und der Lizenz zum Erfolg gesucht wurde, durfte der Name Ancelotti nicht fehlen. „Wenn ich keinen Verein mit einem guten Projekt finde, kann ich warten. Was ich machen werde in der Zwischenzeit? Spiele anschauen, Fischen, all diese Sachen“, sagte Ancelotti jüngst der englischen Zeitung „Independent“. Jetzt steht er vom Sommer an erst einmal für drei Jahre beim FC Bayern unter Vertrag.
Ancelotti vereint vieles, was dem deutschen Rekordmeister gefallen dürfte. „Er ist ein super Mensch und ein super Trainer. Ich habe ein großes Verhältnis zu ihm“, äußerte sich auch Guardiola bei seiner letzten Pressekonferenz in diesem Jahr in München positiv über seinen Nachfolger. Ancelotti wird nach Giovanni Trapattoni (FC Bayern), Nevio Scala (Borussia Dortmund) und Roberto di Matteo (Schalke 04) der vierte italienische Trainer in der Fußball-Bundesliga sein.
Der sprachbegabte Weltbürger spricht vier Sprachen, Deutsch lernt er gerade. „Wenn Giovanni Trapattoni es geschafft hat, Deutsch zu lernen, dann kann ich es auch“, sagte er kürzlich. Ein paar Monate hat er jetzt Zeit zum Pauken von Vokabeln und Grammatik.
(dpa)
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