Glückshormone bei den «Löwen» – Krise in Nürnberg
Das leidenschaftlich erkämpfte, aber auch mutig herausgespielte 2:1 (1:1) im Derby beim Fehlstarter 1. FC Nürnberg könnte gar eine Initialzündung für mehr gewesen sein. „Riesenkompliment an meine Mannschaft. Das Team hat bewiesen, dass es nicht nur charakterstark ist, sondern sich auch von Spiel zu Spiel entwickeln kann. Wir sind glücklich und froh“, sagte Trainer Kosta Runjaic, der sich nach den intensiven 90 Minuten am Montagabend sogar auf die zweistündige Heimfahrt im Teambus freute.
Zwei Plätze neben Runjaic kauerte FCN-Coach Alois Schwartz auf dem Pressepodium im Nürnberger Stadion und lieferte das Kontrastprogramm. „Wir sind natürlich nicht glücklich – logischerweise“, stöhnte der aus Sandhausen gekommene neue „Club“-Coach, für den sich die Krise beim Vorjahresdritten schon nach vier Partien zuspitzt. Kein Sieg, zwei Punkte, vorletzter Platz – Schwartz lief der Schweiß über das Gesicht, als er von einer „negativen Eigendynamik“ sprach.
Vorwerfen konnte er seiner Mannschaft zwei Wochen nach dem 1:6 in Braunschweig nicht viel. Dazu durfte er mit der harten Gelb-Roten Karte für Stürmer Guido Burgstaller hadern. In Überzahl erzielten die bissigen „Löwen“ prompt durch Michael Liendl das feine Siegtor (79. Minute). Zuvor hatten in einer rassigen ersten Hälfte vor 30 635 Zuschauern der starke Sascha Mölders für 1860 und der vom FC Augsburg verpflichtete neue Torjäger Tim Matavz für den „Club“ getroffen. „Wenn’s nicht läuft, dann läuft’s nicht“, haderte Schwartz. „Die Niederlage tut extrem weh“, meinte Mittelfeldspieler Tim Leibold.
Schwartz weht der Wind ins Gesicht, nach dem knapp verpassten Bundesligaaufstieg waren die Erwartungen der Fans hoch. „Man war darauf vorbereitet, dass nicht alles rund läuft“, sagte Schwartz dennoch. Er weiß aber, dass die Schonfrist abläuft. „Wir müssen das Ergebnis in den Vordergrund stellen“, forderte der Trainer.
Freitag geht es nach Bochum, vier Tage später folgt das emotional aufgeladene Franken-Derby gegen Greuther Fürth. „Mit jedem Spiel, das du nicht gewinnst, wird es ein Kopfthema“, erklärte Sportvorstand Andreas Bornemann. Der Handlungsdruck könnte rasch zunehmen. Punkte müssen her, weiß Bornemann: „Wir können keinen Reset-Knopf drücken. Gegen ein Negativthema ist es immer schwieriger anzuarbeiten.“
In München fruchtet die Arbeit gerade. Trainer Runjaic und der ebenfalls neue Sportchef Thomas Eichin haben für einige Millionen Euro eine Mannschaft zusammengestellt, die Perspektiven eröffnet. Selbst der Ausfall von Kapitän Stefan Aigner (Innenbandteilriss am Knie) wurde weggesteckt. „Aiges hat uns in den ersten Spielen überragend geholfen. Aber wir sind in der Lage nachzulegen“, sagte Matchwinner Liendl. Einen Lenker wie den Österreicher habe seine Mannschaft nicht auf dem Platz gehabt, bemerkte Schwartz.
Sieben Punkte holten die Sechziger aus den ersten vier Spielen, von denen sie gleich drei auswärts bestreiten mussten. Mit einem Heimsieg gegen Union Berlin könnten sie am Freitag Richtung Aufstiegsplätze vorstoßen. „Man erkennt die Verbesserungen“, lobte Eichin. Aber der Ex-Manager von Werder Bremen mahnte Geduld an: „Der Weg ist okay, aber wir sollten auch nicht in Euphorie verfallen.“
(dpa)
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