Götze schmort wieder auf der Bank – Guardiola genervt

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Mario Götze saß bei den Bayern 90 Minuten auf der Bank.Foto: Tobias Hase/dpa
Epoch Times28. Februar 2016
Für Mario Götze wird die Zeit langsam knapp. Dreieinhalb Monate vor Beginn der Fußball-Europameisterschaft spielt Deutschlands WM-Held beim FC Bayern München auf dem Weg zum 26. Meistertitel nur eine Statistenrolle.

Während Trainer Pep Guardiola nach dem etwas glücklichen, aber ungemein wichtigen 2:0 (0:0) am Samstag beim VfL Wolfsburg jedem, dem er im Kabinengang begegnete, überschwänglich um den Hals fiel, war Götze außen vor. Wieder einmal.

Obwohl Guardiola Götze Hoffnungen auf einen Einsatz über „vielleicht 90 Minuten“ gemacht hatte, saß der Siegtorschütze des WM-Finales 2014 90 Minuten nur auf der Bank. Wie schon beim 3:1 gegen Darmstadt vor einer Woche und wie auch in Turin beim 2:2 in der Champions League am Dienstag. Dabei ist Götze längst von seiner schweren Muskelverletzung kuriert. Auf entsprechende Nachfragen reagierte Guardiola gereizt.

„Wir haben sieben Außenstürmer und ich muss eine Entscheidung treffen“, grummelte Guardiola: „Wenn Mario mal spielt, dann fragt ihr, warum Thomas nicht gespielt hat oder Lewandowski oder Arjen Robben.“ Eine plausible Erklärung lieferte der Katalane, der im Sommer zu Manchester City wechselt, aber nicht.

„Für jeden ist das eine schwierige Situation, wenn man verletzt ist und auch, wenn man wieder zurückkommt. Aber ich mache mir um Mario keine Sorgen. Er ist ein super Fußballer und sehr professionell. Es ist bei ihm nur eine Frage der Zeit“, meinte Kapitän Philipp Lahm.

Dennoch war auffällig, dass Guardiola lieber auf andere setzte, als der Rekordmeister zur Pause drauf und dran war, einen Fehlstart in die laut Trainer „wichtigste Woche der Saison“ hinzulegen. Thiago und Franck Ribéry kamen von der Bank. „Mario hat gut trainiert, aber hat eben noch keinen Rhythmus“, ergänzte Sportvorstand Matthias Sammer.

Dabei war auch Ribéry lange verletzt und kam etwa zeitgleich mit Götze zurück. Anders als bei Götze begann Guardiola bei Ribéry aber sogleich wieder mit der Integration, der Franzose hatte zuletzt bereits seine Einsatzzeit. Mit Erfolg. An beiden Bayern-Toren von Kingsley Coman (66. Minute) und Robert Lewandowski (74.) war Ribéry beteiligt. „Franck war sehr, sehr lange verletzt. Es hat uns heute aber sehr, sehr weiter geholfen“, meinte Lahm und sprach vom „Glück, eine überragende Bank“ zu haben: „Wir haben entscheidende Spiele vor uns und da brauchen wir jeden Spieler.“

Ob das auch für Götze gilt, bleibt abzuwarten. In den entscheidenden Wochen der Saison scheint es für Guardiola, der sich unbedingt mit so vielen Titeln wie möglich verabschieden will, sicherer zu sein, Ribéry wieder zu integrieren als Götze aufzubauen. „Natürlich kann er ihn irgendwo bringen. Aber es war für ihn und für alle erkennbar, dass es ein extrem knappes Spiel werden wird“, meinte Sammer.

Je näher die EM im Sommer in Frankreich rückt, desto problematischer könnte dies für den einstigen Senkrechtstarter werden, der nach über vier Monaten Spielpause eigentlich dringend Praxis benötigt. „Für Mario vielleicht ein bisschen unangenehm“, gestand Sammer, fügte indes hinzu: „Aber für mich vollkommen plausibel. Es ist keine Zeit für Experimente. Er wird seine Spielminuten bekommen.“

Wie sehr Guardiola vor seinem Abgang einzig und allein auf Titel denn auf Spielerentwicklung aus ist, zeigt sich auch am Samstag wieder am ausgelassenen, fast kindlichen Jubel mit seinen Spielern. „Das ist eine entscheidende Woche für uns“, erklärte Lahm den emotionalen Ausbruch Guardiolas nach dem Sieg in Wolfsburg: „Wenn wir die Spiele gewinnen, können wir definitiv von der Meisterschaft sprechen.“

Am Mittwoch wartet Mainz und am Samstag geht es zu Götzes Ex-Club Dortmund. „Unser Ziel ist es, mit mindestens acht Punkten Vorsprung nach Dortmund zu reisen und dann dort zu gewinnen. Dann haben wir elf Punkte Vorsprung, das ist dann eine Vorentscheidung“, befand Lahm.

Möglicherweise darf Götze erst danach wieder in der Liga ran. Da dürfte es nur ein schwacher Trost für ihn sein, dass auch sein Vorlagengeber im WM-Endspiel in Rio, André Schürrle, in Wolfsburg derzeit auch kaum gefragt ist. Anders als Götze wird Schürrle aber zumindest regelmäßig eingewechselt. Auch am Samstag. Geholfen hat es aber wieder nichts. Weder dem VfL, noch dem formschwachen Schürrle.

(dpa)


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