Grande Müller empfiehlt sich als Juve-Schreck
„Anders ging es halt nicht, dementsprechend sah es akrobatisch aus“, schilderte der Weltmeister seinen spektakulären Fallrückzieher, mit dem der Doppeltorschütze den FC Bayern München zum 3:1 gegen Darmstadt 98 und einer doch noch geglückten Einstimmung für die große Champions-League-Aufgabe gegen Juventus führte.
„Wir haben gezeigt, dass wir einen guten Spirit haben. Ich freu‘ mich auf Turin“, sagte der von Teamkollegen und Gegenspielern bestaunte Nationalspieler. „Thomas Müller ist mehr als ein Phänomen“, schwärmte Bayern-Sportvorstand Matthias Sammer über den „Führungsspieler“.
Wer vorn Supermänner wie Müller und Robert Lewandowski hat, der kann am Montag eben auch mit einer Zwergenabwehr hoffnungsfroh zum Achtelfinal-Hinspiel nach Italien reisen. „Angst haben wir nicht, wir haben Respekt“, sagte Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge nach der Generalprobe, bei der wieder einmal Müller (49./71. Minute) und Lewandowski (71.) die Erfolgsgaranten waren. „Das war eine gute Vorbereitung. Juve kann auch gut verteidigen“, meinte Lewandowski: „Wichtig ist, dass wir offensiv gut spielen und viele Tore schießen.“
Alle zehn Ligatreffer des Tabellenführers nach der Winterpause gehen auf das Konto des Duos Lewandowski/Müller. 39 Treffer haben der Pole (22) und der deutsche Weltmeister (17) in dieser Bundesligasaison gemeinsam erzielt. Und auch in der Königsklasse waren sie bislang Bayerns Trumpfkarte: Lewandowski traf sieben Mal, Müller fünfmal. „Wir können uns auf unsere Spieler vorne verlassen, das ist ein gutes Gefühl“, sagte Torwart Manuel Neuer mit Blick auf die Juve-Prüfung.
Müllers Doppelpack gegen Darmstadt, mit dem er das 0:1 zur Pause durch ein feines Kopfballtor des Ex-Münchners Sandro Wagner (26.) wendete, war spektakulär. Beim 1:1 nahm der Nationalstürmer den Ball mit der Brust an und traf mit einem Volleyschuss ins rechte Eck. Beim 2:1 nahm er die Kugel wieder mit der Brust mit und krönte die Aktion überragend mit dem Rücken zum Tor stehend. „Ich musste den Ball irgendwie Richtung Tor bugsieren. Es war nicht hundert Prozent so geplant, aber es sah gut aus“, schilderte Müller zufrieden. „Nur Thomas Müller kann dieses Tor machen“, lobte Franck Ribéry, dessen Heim-Comeback nach elf Monaten die Zuschauer ebenfalls entzückte.
„Es ist ärgerlich, dass der FC Bayern immer das Tor des Monats gegen uns macht“, meinte Darmstadts Trainer Dirk Schuster in Erinnerung an das Traumtor von Xabi Alonso beim Münchner 1:0 im Achtelfinale des DFB-Pokals. „Es ist Wahnsinn, wenn die anrollen mit sechs, sieben Weltklassespielern vorne drin“, sagte Darmstadts Topschütze Wagner (8 Saisontore) über die extreme Angriffswucht des Rekordmeisters.
Trotz fünf gesperrter Leistungsträger machte der Aufsteiger den Bayern das Siegen schwer. Schuld daran waren auch die Bayern selbst, wie Müller nach dem Saisonrekord von 36 Torschüssen kritisch anmerkte. „Unsere Chancenverwertung war nicht so gut, das hat uns die Probleme bereitet. Da müssen wir gegen Juventus eine andere Performance hinlegen“, mahnte das Vorbild in punkto Effektivität.
Pep Guardiola kann also auf seine Offensivabteilung vertrauen. Zumal sich auch Ribéry als wertvoller Joker anbietet. Der Franzose sprühte vor Spielfreude, bereitete das Tor von Lewandowski vor und meldete sich nach seinem 38-Minuten-Einsatz „bereit“ für ein paar Minuten in Turin. Zur Vollzeitkraft fehlten ihm „noch Spiele und Rhythmus“.
Die kniffligste Aufgabe bleibt für Guardiola das Abwehrpuzzle. Gibt es eine Alternative zum Wagnis mit Joshua Kimmich (1,76 Meter) und David Alaba (1,80 Meter) im Deckungszentrum? „Natürlich habe ich eine Idee“, erklärte der Katalane – natürlich ohne sie zu verraten.
Der immerhin 1,86 Meter große Serdar Tasci scheidet als Lösung aus. Beim 52-Minuten-Debüt des ehemaligen Stuttgarters im Bayern-Trikot war die fehlende Wettkampfpraxis nicht zu übersehen. Beim Gegentor agierte der Leihspieler von Spartak Moskau orientierungslos. Dennoch war Tasci dankbar fürs Debüt: „Es war ein hervorragendes Gefühl.“
Müller nimmt den Abwehrnotstand gelassen. „Sorgen mache ich mir keine“, versicherte der Berufsoptimist, auch wenn es „in manchen Situationen“ sicherlich „besser wäre, wenn man einen Zwei-Meter-Mann hinten hätte“. Vorne haben die Bayern dafür gleich mehrere Riesen.
(dpa)
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