Hamilton kritisiert Start – Vettel versucht’s mit «Lucilla»

Lewis Hamilton hält sich nicht zurück. Das Festhalten am Formel-1-Auftakt in Melbourne sorgt bei ihm für Unverständnis. Sebastian Vettel sieht die Entscheider in einer schwierigen Lage. Die Zahl der Coronavirus-Verdachtsfälle im Fahrerlager ist gestiegen.
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Weltmeister Lewis Hamilton kritisiert angesichts der Coronavirus-Krise den geplanten Start der Formel 1 in Australien.Foto: Scott Barbour/AAP/dpa/dpa
Epoch Times12. März 2020

Neben Sebastian Vettel auf einer weißen Couch sitzend kritisierte Weltmeister Lewis Hamilton die Austragung des Formel-1-Auftakts in Australien scharf.

„Ich bin sehr, sehr überrascht, dass wir hier sind“, äußerte der Titelverteidiger angesichts der Coronavirus-Krise sein Unverständnis. „Ich denke, es ist großartig, dass wir Rennen haben können, aber für mich ist es schockierend, dass wir alle in diesem Raum sitzen.“

Das neue Coronavirus hat sich inzwischen in mehr als 110 Ländern ausgebreitet. Die Weltgesundheitsorganisation spricht von einer Pandemie. Im Formel-1-Fahrerlager von Melbourne ist die Zahl der Verdachtsfälle auf mindestens fünf gestiegen. Alleine beim US-Team Haas sind vier Angestellte betroffen, bei McLaren einer. Ungeduldig wartet man auf die Ergebnisse der Tests.

„Es ist ganz schwierig, ein faires Urteil zu fällen“, meinte Vettel, der am Sonntag (6.10 Uhr/MEZ/Sky und RTL) im geplanten ersten Grand Prix 2020 mit seinem auf den Namen „Lucilla“ getauften neuen Ferrari-Dienstwagen auf einen Schub für seine Titelmission hofft. „Wie Lewis gesagt hat, ist es angemessen zu fragen, warum man hier ist.“

Hamilton verwies unter anderem darauf, dass zum Beispiel andere Sportarten wie die NBA der Coronavirus-Krise mit einer Unterbrechung ihres Spielbetriebs begegnen. „Es scheint, als ob der Rest der Welt reagiert“, sagte der sechsmalige Weltmeister, der in diesem Jahr den Titelrekord von Michael Schumacher einstellen will.

Und die Formel 1? Wartet ab. Sie will dieses Rennen genauso unbedingt austragen wie auch der lokale Veranstalter, dem der Grand Prix viel Geld einbringen soll. Der Bundesstaat Victoria lässt sich das Spektakel dem Vernehmen nach alleine rund 60 Millionen australische Dollar kosten, das sind umgerechnet etwa 35 Millionen Euro. „Geld regiert die Welt“, antwortete Hamilton bei der Pressekonferenz auf die Frage, warum am Rennen festgehalten werde. „Um ehrlich zu sein, weiß ich es aber nicht.“

Die Menschen im Land seien besorgt, stellte Hamilton fest. „Wir bringen einen ziemlich großen Zirkus hierher. Es ist definitiv für mich beunruhigend.“ Sollte es positive Tests auf das Virus im Fahrerlager geben, könnte die Notbremse gezogen werden. „Wir haben diesen Zeitpunkt noch nicht erreicht, an dem wir diese extremen Maßnahmen ergreifen müssen“, meinte die Gesundheitsministerin des Bundesstaates Victoria, Jenny Mikakos. „Wir werden aber nicht zögern, diese Schritte zu ergreifen, wenn wir diesen Hinweis bekommen.“

Die Formel 1 will die Lage irgendwie unter Kontrolle halten und hat Vorsorgemaßnahmen ergriffen. Im Fahrerlager gibt es zusätzliche Möglichkeiten zur Handdesinfektionen, die Rennställe gehen auf Distanz. So nahm Haas-Teamchef Guenther Steiner zum Beispiel hinter einem schwarzen Absperrband Platz, um Abstand zu Journalisten zu wahren. TV-Sitzungen wurden abgesagt, der Kontakt von Fahrern zu den Fans eingeschränkt.

„Ich versuche, das Risiko für alle zu minimieren, da geht es nicht nur um mich, sondern auch um die Fans“, sagte Vettels früherer Teamkollege Kimi Räikkönen. Zweifel an der Auftaktveranstaltung hat auch der Alfa-Romeo-Pilot. „Ich weiß nicht, ob es die richtige Sache ist, dass wir hier sind. Wahrscheinlich nicht“, meinte Räikkönen. „Es liegt aber nicht an uns, es ist nicht unsere Entscheidung.“

Eine Eskalation der Situation wünscht sich keiner der Fahrer. „Ich würde hoffen, dass es nicht so weit kommt“, meinte Vettel zu einer sich möglicherweise verschärfenden Lage rund um den Albert Park Circuit, auf dem der Veranstalter trotz aller Verunsicherung an jedem Tag mehr als jeweils 80 000 zahlende Zuschauer erwartet. „Wenn es soweit kommen sollte, dann zieht man auf jeden Fall die Bremse.“ (dpa)



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